1647 - Engelstadt - Höllenstadt
Gefühl einer starken Beklemmung in mir hoch, als ich auf dem kleinen Hügel stand und auf die Trümmer des Hauses schaute, in dem einmal meine Eltern gewohnt hatten.
Mein Vater, Horace F. Sinclair, war mit seiner Frau Mary wieder in den Norden gezogen, nachdem er in Ruhestand gegangen war. Nach Schottland, der eigentlichen Heimat der beiden.
Viel war geschehen. Auch meine Eltern waren in den Sturm des Grauens hineingezogen worden. Sie hatten ihr Leben verloren, lagen auf dem Friedhof hier in Lauder, und ich hatte ihren Gräbern bereits einen Besuch abgestattet.
Und jetzt stand ich vor den Trümmern des Hauses, praktisch vor meinem Erbe. Ich hatte noch immer den Eindruck, den kalten Brandgeruch in der Nase zu spüren. Das entsprach mehr einer Einbildung. Die Trümmer konnten keinen penetranten Geruch mehr abgeben. Es waren verkohlte Reste, über die die Natur einen grünlichen Schleier gelegt hatte, der zu einer fingerdicken Schicht geworden war.
Ich hätte die Gräber meiner Eltern gern öfter besucht. Aus Zeitgründen war mir das nicht möglich. Gepflegt wurden sie. Dafür sorgte ein Friedhofsgärtner, dem ich zweimal im Jahr eine bestimmte Summe überwies.
Dass ich überhaupt hier war, lag an einem Fall, der mich in die Nähe von Lauder geführt hatte. Da war es um drei Gestalten gegangen, die sich als Baphomets Diener entpuppt hatten und im Keller eines Hauses versteckt gewesen waren, das einem Mann namens Jason Sullivan gehört hatte. Er war verstorben, aber er war zu seinen Lebzeiten ein Bekannter meines Vaters gewesen.
Paul Sullivan, Jason Sullivans Neffe, hatte sein Erbe angetreten. Ihm war unter anderem ein versiegeltes Etui in die Hände gefallen, das eine Botschaft an mich enthielt. Ich war ihr gefolgt und nach Schottland geflogen, um die drei Diener des Baphomet zu vernichten.
Dabei hatte ich auch drei Söldner kennengelernt, die ebenfalls mitmischten.
Sie waren von einer geheimnisvollen Macht oder von einem Menschen engagiert worden, der im Hintergrund saß und an die Diener heran gewollt hatte.
Er oder die Söldner hatten es nicht geschafft, denn ich hatte sie vernichten können.
Das war alles gewesen, und im Prinzip ärgerte ich mich darüber, weil ich kaum etwas über die Hintergründe wusste. Ein Söldner hatte sein Leben verloren, die beiden anderen waren verschwunden. Einer von ihnen, ein gewisser Drax, hatte sich mir gegenüber geöffnet und mir etwas über die geheimnisvolle Macht im Hintergrund erzählt, ohne allerdings konkret werden zu können.
So hatte ich ziemlich ernüchtert die Rückreise angetreten, allerdings mit dem Umweg über Lauder, wo ich nun stand und auf die alten Trümmer schaute.
Es war alles recht frustrierend für mich, denn immer, wenn ich hier stand, kam ich mir wie ein Verlierer vor.
Ich hatte meine Eltern nicht vor dem Tod retten können und auch nicht das Haus vor seiner Vernichtung. Das war eine Tatsache, der ich mich immer wieder stellen musste.
Immer wenn ich auf die Trümmer schaute, musste ich an meinen Vater denken. Er war Rechtsanwalts gewesen, doch ich wusste auch, dass es noch ein anderes Leben nebenher gegeben hatte, über das ich bisher kaum etwas herausgefunden hatte.
Dabei konnte ich durchaus mit mir zufrieden sein, was die nahe Vergangenheit anging, denn es war mir nach langer Zeit endlich gelungen, den Supervampir Mallmann, alias Dracula II, zu vernichten. Zwei Handgranaten hatten ihr zerfetzt, da hatten ihm auch seine starke Kraft und sein Blutstein nichts genutzt, der ebenfalls durch die Sprengung zerstört worden war.
Das Leben ging weiter. Die Fälle würden nicht weniger werden, das war mir auch klar.
Ich räusperte mir die Kehle frei und schaute zum Himmel.
Es war einer den letzten Tage im Oktober, und der Herbst bewies noch mal, wozu er fähig war. Er hatte für Sonne, einen warmen Wind und für einen hohen, blassblauen Himmel gesorgt, der sich wie ein endloses Tuch über das Land spannte. Ich hoffte, dass dieses Wetter mich auf der Rückfahrt noch lange begleiten würde und es ein ruhiger Flug von Edinburgh aus werden würde.
Die Nacht hatte ich im Haus einer älteren Frau verbracht, die bei dem verstorbenen Jason Sullivan als Haushälterin angestellt war. Leider hatte sie auf meine Fragen keine konkreten Antworten geben können. Auch auf die nicht, die meinen Vater betrafen, denn sie hatte ihn ebenfalls von den Besuchen bei Jason Sullivan her gekannt.
Sein Neffe Paul hatte mir ebenfalls nicht weiterhelfen können. Als angehender
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