1647 - Engelstadt - Höllenstadt
Priester hatte er das Haus geerbt und musste nun sehen, wie er damit umging.
Ich ließ noch einen letzten Blick über die Trümmer schweifen, bevor ich mich umdrehte und zu meinem Leihwagen ging, einem Rover, mit dem ich zum Flughafen nach Edinburgh fahren wollte, um dort in die Maschine zu steigen. Da sie erst am Nachmittag startete, hatte ich noch Zeit genug, auch für eine Tasse Kaffee, die ich in Lauder trinken wollte.
Dazu konnte ich einen Happen vertragen.
Ich hätte auch Menschen besuchen können, die meine Eltern gut gekannt hatten, doch davon nahm ich Abstand, und auch an der kleinen Polizeistation wollte ich nicht vorbeischauen.
Die Bäckerei, der ein kleines Café angeschlossen war und die ich noch aus meiner Jugend kannte, gab es immer noch. Ob man mich noch erkannte, wusste ich nicht.
Freie Parkplätze gab es in diesem Ort in Massen. Auf mich wirkte er immer grau, und daran änderte auch der Sonnenschein nicht viel.
Als ich eintrat, war ich beinahe der einzige Gast. Nur ah einem Tisch saßen zwei Frauen und waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie mich gar nicht wahrnahmen.
Ich suchte mir einen freien Platz und lächelte der Bedienung zu, einem jungen Mädchen, das seine roten Haare zu Zöpfen geflochten hatte.
Ich hatte sie noch nie hier gesehen, bestellte Kaffee und erkundigte mich, was sie als kleinen Imbiss hatten.
Sie bot frisches Roastbeef in dünnen Scheiben geschnitten an. Dazu Toast, Remouladensoße und einen kleinen Salat.
»Das ist genau das Richtige.«
»Danke, Sir.«
Ich bestellte noch eine Flasche Wasser, die sehr schnell serviert wurde.
Der erste Schluck tat mir gut. Ich lehnte mich auf dem Stuhl zurück und blickte durch das Fenster auf die Straße, die mit dunkelgrauen Steinen gepflastert war.
Es gab keine Hektik, ich sah keine Autos, die unterwegs waren, und auch kaum Fußgänger.
An Lauders Verschlafenheit hatte sich nichts geändert. Dass es auch anders sein konnte, hatte ich jedoch schon mehrere Male erlebt.
An diesem Tag wies nichts darauf hin. Zudem war ich nicht in dienstlichem Auftrag unterwegs, sondern privat.
Ich bekam den Kaffee serviert, auch das kleine Essen, und konnte eigentlich zufrieden sein, was ich trotzdem nicht war, weil sich meine Gedanken zu stark mit der nahen Vergangenheit beschäftigten.
Irgendwie wurde ich den Eindruck nicht los, dass hier in Lauder noch etwas tief vergraben lag, das auf seine Entdeckung durch mich wartete.
»Dann wünsche ich Ihnen einen guten Appetit, Sir.«
»Danke, den werde ich haben.«
Es war genau das Essen, auf das ich Appetit hatte. Wunderbar gebraten, rosa in der Mitte, dazu dünn geschnitten, und die helle Soße war mit Kräutern gewürzt.
Die paar Salatblätter dienten mehr zur Dekoration. Den Kaffee konnte man auch trinken, und noch während ich aß, schaute der Chef vorbei, den ich vom Ansehen her kannte.
Er wollte mich nicht weiter stören und fragte nur, wie es mir denn so ginge.
Ich gab ihm eine positive Antwort und erzählte ihm auch, dass ich das Grab meiner Eltern besucht und mir auch die Trümmer meines Elternhauses angesehen hatte.
»Haben Sie denn schon eine Lösung, Mr. Sinclair?«
»Nein, die habe ich nicht.«
Der Bäcker nickte, ließ mich essen und sagte dann: »Es gibt einige Leute, die sich für das Grundstück interessiert haben. Das war allerdings vor der Wirtschaftskrise. Jemand wollte da ein Seniorenheim bauen. Einer sprach von einem Hotel.«
»Und? Hätte Ihnen das hier in Lauder gefallen?«
»Nein, überhaupt nicht. Keinem hier hätte das gefallen, das können Sie mir glauben.«
Ich lächelte. »Klar. Und deshalb werde ich es auch nicht verkaufen. Es bleibt zunächst alles, wie es ist.«
»Danke, das ist gut.«
Der Bäcker zog sich wieder zurück. Ich ging davon aus, dass er zufrieden war.
Ich aß die Reste vom Teller, der Kaffee war ebenfalls getrunken, nur das Glas Wasser musste ich noch leeren. Zahlen, aufstehen, gehen und in Richtung Edinburgh fahren.
So sah mein Plan aus.
Nur kam es anders.
Und das begann mit der leisen Melodie meines Handys, das sich plötzlich meldete…
***
»Das glaube ich nicht, Carlotta.«
»Was glaubst du nicht?«
»Dass du fliegen kannst.«
»Es ist aber so, und du liegst auf meinem Rücken. Das ist kein Traum, Livia.«
»Ja, ich weiß. Trotzdem muss ich das erst verkraften. So etwas hätte ich nicht für möglich gehalten.« Es folgte eine nächste Frage. »Bist du ein Engel?«
Dem Vogelmädchen war nicht nach Lachen zumute, sondern
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