1648 - Die Spiegelgeborenen
stellt euch dort der Superintelligenz.
Hört euch an, was ES zu sagen hat - und beugt euch seiner Entscheidung. Wenn ihr nicht die Auserwählten seid, dann wird sich für euch nichts ändern. Seid ihr aber die von ES gemeinten >Spiegelgeborenen<, dann bitte ich euch, die Verantwortung nicht von euch zu weisen."
Die Zwillinge hielten einander unter dem Tisch immer noch an den Händen. Alaska riskierte einen Blick und entdeckte, daß ihre Finger ein faszinierendes Spiel miteinander trieben. Es konnte nur so sein, daß sie auf diese Weise stumme Absprachen trafen. Er war gespannt, wie ihre Entscheidung ausfallen würde. „Wir kommen mit" sagten beide gleichzeitig, in einem Tonfall, als würden sie ihr eigenes Todesurteil aussprechen.
*
Die GECKO startete noch am selben Tag. Cadfael Benek führte eine ausführliche private Unterhaltung mit den Zwillingen und blieb auf Gäa zurück. Felix machte den Flug ebenfalls nicht mit, versprach aber zu warten, bis Nadja und Mila mit ihren Aktivatorchips zurückkommen würden. Der Ennox zeigte unerschütterliches Vertrauen in Guckys Urteilsvermögen.
Es war gegen Ende der letzten Überlichtetappe auf dem Flug ins Solsystem, als Alaska Saedelaere Gucky beiseite nahm. „Du gehst mir aus dem Weg, Kleiner", warf der Terraner dem Ilt vor. „Warum fürchtest du ein vertrauliches Gespräch unter vier Augen? Bist du dir deiner Handlungsweise denn auf einmal nicht mehr sicher?"
„Was soll der Unsinn?" fauchte ihn Gucky an. '„Ich bin mir so sicher, wie man sich einer Sache nur sicher sein kann. ES hat gesagt, daß ich die zukünftigen Zellaktivatorträger erkennen würde, wenn ich ihnen gegenüberstehe. Und ich habe Mila und Nadja Vandemar als diese erkannt. Wenn die Zwillinge einverstanden sind, werde ich mit ihnen nach Wanderer gehen."
„Und wenn du dich doch irrst?" gab Alaska zu bedenken. „Ich möchte dich nur daran erinnern, wie heftig ES bisher immer darauf reagiert hat, wenn Unwürdige in der Absicht nach Wanderer gekommen sind, sich die Unsterblichkeit anzueignen. Es hat sogar schon Tote gegeben."
„Du kannst die Blaue Schlange und die anderen nicht in einen Topf mit den Zwillingen werfen", erwiderte Gucky heftig, zu heftig, wie Alaska meinte. „Sie haben alle Voraussetzungen von Spiegelgeborenen, was willst du mehr?"
„Daß du dir absolut sicher bist!" forderte Alaska. „Wenn du auch nur die geringsten Zweifel hast, mußt du diese Aktion abblasen. Denk an die möglichen Folgen. Wenn Mila und Nadja nicht diejenigen sind, für die du sie hältst, dann schickst du sie auf Wanderer in den Tod."
„Ich gehe dasselbe Risiko ein, denn ich werde sie begleiten", sagte Gucky. Wie um sich selbst Mut zu machen, fügte er fest hinzu: „Sie sind die Spiegelgeborenen, glaub mir, Alaska.
Sie sind es wirklich und wahrhaftig."
„Wenn du so unbeirrbar bist, dann ist es gut", sagte der Terraner und sprach Gucky nicht mehr auf das Thema an.
Aber Alaska Saedelaere hatte mit seinen Bedenken in Gucky eine Saat gesät, die langsam reifte. Dem Mausbiber kamen selbst auf einmal seltsame Gedanken, die ihn in seiner Überzeugung schwankend machten.
Ed Morris hatte den Kurs der GECKO so berechnet, daß sie mit der letzten Überlichtetappe in einer Lichtstunde Entfernung von der Position Wanderers in den Einsteinraum eintauchte. Es war der 25. September um 10.20 Uhr Standardzeit.
Nach der Identifikation meldete sich Michael Rhodan per Hyperkom von der MONTEGO BAY. Selma Laron übergab an Alaska Saedelaere, der sich gerade in der Kommandozentrale der Space-Jet befand. „Hallo, Mike!" begrüßte Alaska Rhodans Sohn ernst. „Wie sieht die Situation im Wanderer-Sektor aus?"
„Tek und ich haben sie im Griff", antwortete Michael Rhodan. „Der Tod der Blauen Schlange hat für eine Beruhigung der Lage gesorgt. Unter den Jägern der Unsterblichkeit wird sich nicht so schnell wieder einer finden, der sein Glück auf diese Art auf Wanderer versuchen wird."
„Sag das nicht", erwiderte Alaska. „Gucky meint, in der Provcon-Faust die beiden Spiegelgeborenen gefunden zu haben, und ist fest entschlossen, sie ES zu präsentieren."
„Ist sich Gucky seiner Sache auch ganz sicher?" fragte Michael Rhodan. „Wenn das nicht der Fall ist, sollte er sich die Sache gut überlegen. ES ist nämlich kompromißlos und unerbittlich.
Ich weiß nicht, was mit der Superintelligenz los ist. Aber ich bin sicher, daß sie ihren Amoklauf gegen unerwünschte Besucher fortsetzen wird."
Ronald Tekener
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