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1648 - Die Spiegelgeborenen

Titel: 1648 - Die Spiegelgeborenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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keiner Weise angesprochen."
    „Da dies kein Thema für uns war", fuhr Mila übergangslos fort, „haben wir uns auch nicht darauf vorbereitet. Aber das ist auch gar nicht nötig. Unsere Argumente sind allgemein gültig und passen ebenso zu dieser Situation. >Spiegelgeboren" trifft auf uns in gewisser Weise vielleicht zu. Erstens weil wir eine das Ebenbild der anderen sind, man könnte auch sagen, das spiegelverkehrte Ebenbild. Zweitens weil ich das, was mit mir durch Trennung von meiner Schwester passiert, als Abgleiten in eine >Welt hinter dem Spiegel< bezeichnet habe. Aber das ist eine Frage der Interpretation und der Formulierung. Und diese Übereinstimmung wurde dir von Cadfael suggeriert."
    „Ich habe Gucky eure Geschichte ohne böse Absicht erzählt", verteidigte sich Cadfael Benek. „Nie im Traum hätte ich daran gedacht, daß er es so verwenden könnte. Und doch, nachträglich muß ich sagen, daß das, was er sagt, so unglaubwürdig nicht klingt."
    „Was weißt denn du schon über uns, Cadfael?" herrschte Mila ihn zornig an. „Vielleicht klingt es nicht unglaubwürdig, es ist bloß grausam. Was immer man auch dafür sagen könnte, wir sagen: Die Superintelligenz ES kann nicht so grausam sein und wollen, daß derart gehandikapte Geschöpfe wie wir unsterblich werden sollen und diesen untragbaren Zustand bis in alle Ewigkeit erdulden müssen. Das können wir einfach nicht glauben."
    „Was heute für euch noch eine Belastung ist, könntet ihr morgen schon als besondere Gabe ansehen", erwiderte Alaska Saedelaere. „Abgesehen davon, daß sich euer Verhältnis zu eurer Begabung und diese selbst bestimmt ändern wird, verlangt niemand von euch, daß ihr euch als Unsterbliche zu trennen habt. Es wird sich für euch nichts ändern, nur daß ihr relative Unsterblichkeit erhaltet."
    „So oder so, ein solcher Zustand erscheint uns gar nicht erstrebenswert", behauptete Mila. „Ganz abgesehen davon, was wir als das Beste für uns halten, sind wir nach wie vor der Meinung, daß mit dem Aufruf an die >Spiegelgeborenen< nicht wir angesprochen wurden."
    „Glaubt ihr das wirklich?" fragte Gucky. „Dann will ich euch das Gegenteil beweisen. Als ihr am 28. Januar 1171 um 11.45 Uhr geboren wurdet, da erschien gleichzeitig für einige Momente die Kunstwelt Wanderer über Zwottertracht, und Homunk, der frühere Gesandte von ES, stieg aus. Dies war jenes Ereignis, das Keemila und ihre Seherinnen prophezeiten und bis zu dem sie eure Geburt hinausgezögert haben. Ihr wurdet eindeutig unter dem Einfluß von ES geboren. Einen deutlicheren Beweis dafür, daß ihr die >Spiegelgeborenen< seid, kann es wohl nicht geben."
    Die Zwillinge hatten sich bei der Hand genommen und klammerten sich auf diese Weise aneinander, wie um sich gegen eine gewaltsame Trennung zu wehren. Gucky ahnte, was in ihren Köpfen vor sich ging. Es mußte für sie schwer zu verkraften sein, daß die mystischen Verschlingungen, unter denen ihre Mutter zu leiden gehabt hatte, keine reinen Hirngespinste waren. Ihre Mutter hatte insofern recht gehabt, daß die Zwotterfrauen die Weichen für ihre ungewöhnliche Geburt gestellt hatten. Daß dies alles in guter Absicht und unter positiven Vorzeichen geschah, das hätte Saira vermutlich glücklich gemacht - die Zwillinge konnte es dagegen nicht erfreuen. Es mußte ein Schock für sie sein, daß die Mutter mit ihren Phantasien recht gehabt hatte.
    Gucky fand, daß die Zeit des Argumentierens vorbei war. Einfühlsam sagte er: „Glaubt mir, ich kann mit euch fühlen. Ich kann mir vorstellen, was ihr durchgemacht habt, wie sehr ihr unter der negativen Auswirkung eurer Gabe leidet. Und ich kann und möchte euch auch nicht zwingen, etwas gegen eure inneren Einsichten zu tun. Nur, bedenkt, daß dies auch eure Chance ist, diese Fähigkeit in den Griff zu bekommen und sie zu kontrollieren. Wenn ihr euch weiterhin isoliert und euren Zustand als unabänderliches Handikap anseht, dann habt ihr ein unerfülltes Leben bis ans Ende eurer Tage."
    Der Mausbiber machte eine kurze Pause. Keiner der Anwesenden dachte daran, ihn in seiner Ansprache zu stören. Alaska fand, daß der Kleine noch nie so eloquent und überzeugend war wie in diesem Moment: als würde ES selbst aus ihm sprechen. „Ich möchte euch, weil ich glaube -weil ich davon überzeugt bin -, daß es das Beste für euch ist, hur um eines bitten", fuhr er eindringlich fort, und niemand konnte sich der Magie seiner Worte entziehen. „Kommt mit mir nach Wanderer und

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