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1648 - Die Spiegelgeborenen

Titel: 1648 - Die Spiegelgeborenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bestehen schien. Es sah aus wie ein schlafender Riese. Acht Kilometer lang und zwei hoch. Der Riese war jedoch nicht von humanoider Gestalt, das war Gucky sofort klar. Es handelte sich um ein unförmiges Monstrum von nicht genau zu erkennender Form.
    Auf einmal fühlte sich Gucky hochgehoben und mit rasender Geschwindigkeit durch die Lüfte getragen. Ein eisiger Wind schnitt ihm ins Gesicht und trieb ihm die Tränen aus den Augen, während die Landschaft in verschwommenen Streifen an ihm vorbeistrich.
    Erst jetzt merkte er, daß die zerklüftete Fläche, auf der er stand, die Klaue des Monstrums war. Er hatte die ganze Zeit über darauf gestanden, und jetzt führte das Ungeheuer ihn zu sich.
    Wollte ihn vereinnahmen! Inhalieren! Schlucken! „Aber das gibt es doch gar nicht!" schrie er. „Ich bilde mir das alles nur ein. Mila! Nadja!
    Nur keine Panik! Es handelt sich lediglich um eine Sinnestäuschung. Das ist nicht der wahre Wanderer."
    Er versuchte im schneidenden Fahrtwind den Kopf zu drehen und nach den Zwillingen zu sehen. Aber sie waren nicht da. Er stand allein auf den Wülsten und Knollen der Hornhaut, von den Zwillingen getrennt. „Mila! Nadja! Könnt ihr mich hören?" schrie er. Aber er verstand gegen den Wind seine eigenen Worte nicht.
    Die irrsinnige Fahrt endete so plötzlich, wie sie begonnen hatte. Wallende, schwefelgelbe Wolken hüllten ihn ein. Als die Schleier für einen Moment aufrissen, sah er eine riesige Fratze, die noch meilenweit entfernt zu sein schien. Sie beugte sich durch die Giftgase ihm entgegen. Die dabei entstehende Druckwelle schien ihn zu zerquetschen. Aber auf wundersame Weise hielt sein Körper dem Druck stand.
    Die Fratze kam auf ihn zu. Die Schnauze näherte sich wie ein zerklüfteter Asteroid. Die Nüstern wurden zu riesigen dampfenden Höhlen, der sich auftuende Schlund mit den zig Meter langen Hauern war ein bodenloser Krater, aus dem Magma nach ihm spritzte. Gucky stürzte in diesen eruptierenden Feuersee und wurde von den Flammen verzehrt.
    Bis zu diesem Moment war der Ilt noch gewillt gewesen, dies als einen der Scherze von ES hinzunehmen, wie übel ihm auch mitgespielt wurde. Aber jetzt, da er in der Höllenbrunst schmorte, als er spürte, wie jede Faser seines Körpers einzeln verglühte und auch sein Geist zu brennen schien, da hörte für ihn der Spaß auf.
    Er versuchte zu teleportieren. Aber natürlich versagten seine Fähigkeiten.
    Gucky brannte lichterloh. Sein Feuer strahlte heller als alles auf Wanderer.
    Aber er verbrannte nicht, wurde nicht zu Asche, sondern machte in diesem sengenden Feuer eine Metamorphose durch. Das Feuer vollführte mit ihm eine seltsame Wandlung, er wurde zu etwas anderem.
    Obwohl er nicht ahnte, was aus ihm werden sollte, so spürte er doch instinktiv, daß er keiner Wiedergeburt als lebendes Wesen entgegensah. Er hatte das Gefühl, geschmiedet und geformt zu werden: darum auch zuerst die Esse, um ihn schmiegsam und formbar zu machen.
    Als das Werk vollendet war, wurde er der Welt übergeben. Er hatte alle seine Sinne behalten, konnte hören, sehen, fühlen und sprechen. Aber konnte seine Möglichkeiten nicht nützen, weil er keine Ahnung hatte, welchen Gesetzen seine Sinne unterworfen und wie sie zu gebrauchen waren. Er mußte sich in ihrem Gebrauch erst üben.
    Die ersten Versuche, sich zu orientieren, versagten kläglich. Aber da ihm die Gabe des Denkens nicht genommen worden war, wendete er seine Intelligenz an, um das Problem zu lösen.
    Zuerst waren es nur Lichteffekte, die er sehen konnte. Aber allmählich gelang es ihm, die verschiedenen Lagen und Ebenen richtig übereinanderzuschichten, so daß sich Bilder herauskristallisierten.
    Es waren Millionen Versuche nötig, um durch Verschieben ein halbwegs brauchbares Bild zu gestalten. Über ihm, eigentlich rund um ihn, war etwas in Bewegung. Ein Körper, nein, zwei... eigentlich aber DREI. Drei Körper über ihm und gleichzeitig auch um ihn und in ihm. Wie war das möglich? Er experimentierte weiter, und die beiden Körper nahmen allmählich Form an.
    Er versuchte zu sprechen.
    Wer bist du ?hatte er sagen wollen. Aber was dabei herauskam, klang ihm selbst völlig fremd. Und er bekam auf die gleiche Weise Antwort. Nur konnte er auch die Antwort nicht verstehen. Er sprach wieder, diesmal erschienen ihm die Laute, die er zur Antwort bekam, schon sinnvoller. Nun experimentierte er auch mit den Lauten ... und auf einmal konnte er verstehen. „Armer Gucky. Er scheint einen Rückfall

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