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1649 - Projekt Coma

Titel: 1649 - Projekt Coma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einen durchaus vernünftigen Eindruck. Zwar etwas vollschlank und mit Plattfüßen ausgestattet, zudem stand es mit der körperlichen Beweglichkeit nicht optimal. Seine Zeugnisse waren nicht die besten, die man hätte erreichen können - doch Martinn verfügte über praktische Erfahrung, eiserne Nerven und eine gute Portion Schlitzohrigkeit. Auch solche Leute konnte man an Bord brauchen.
    Daß sie an seiner Bewerbung den Haken fand, war reines Glück. Denn als sich Martinn mit fachlichen Testfragen konfrontiert sah, legte er die Antworten zunächst einem unsichtbaren Gesprächspartner namens „Jupp" vor. Erst als das Okay dieses Unsichtbaren vorlag, gab Martinn seine Antworten. Margharetta rekonstruierte den Hergang: Vor einigen Monaten war Jan Martinn einem Ennox namens Jupp begegnet und hatte dabei offenbar den Verstand verloren. Die Leistungskraft hatte nicht gelitten - doch der Geist war in zwei selbständige Persönlichkeiten aufgespalten. Die neue Hälfte hatte den Namen Jupp erhalten und wurde für Martinn offenbar immer dann ansprechbar, wenn schwierige Probleme zu lösen waren.
    Verständlich, daß Martinn den begehrten Platz an Bord der BASIS nicht erhielt. Zudem gab sie, gegen die Vorschriften, seinen Namen an ein Team von Psychologen weiter.
    Andere Kandidaten gehörten so glasklar an Bord, daß man beim besten Willen keine Gegenargumente finden konnte. Dazu gehörten Lugia Scinagra, die zweite Pilotin und Stellvertreterin des Kommandanten, und Shaugn Keefe, ein ferrolgeborener Terraner, der besonders in Kontrolltechnik, Triebwerkssystemen, Astrogation und Kommunikation bewandert war. Insgesamt brachte kein zweiter Bewerber auf technischem Gebiet diese Vielseitigkeit. Also behielt er den Posten, den er auch schon vorher innegehabt hatte: Keefe war Cheftechniker der Expedition. Margharetta fand es schwierig, seine Äußerungen immer ernst zu nehmen; er führte sich auf wie ein Clown. Doch als sie sich im nachhinein Zeit nahm, Keefes Worte zu analysieren, hatte jede Bemerkung Hand und Fuß.
    Zum Chef der Feuerleitzentrale wurde ein Mann namens Meromir Pranka ernannt, der denselben Posten früher auf Homer G. Adams QUEEN LIBERTY innegehabt hatte. Margharetta war zwar der Meinung, daß Leute in solcher Position grundsätzlich eher friedfertige Menschen sein sollten, und das war Pranka in ihren Augen ganz sicher nicht. Im Gegenteil, sie erkannte in seinem Wesen ein hohes Maß an Aggression. Die syntronische Analyse jedoch ergab, daß der Mann seine Aggressionen im Kontakt mit der übrigen Mannschaft abbauen würde. Und zwar, ohne daß es deswegen zu großen Spannungen käme.
    Dagegen war ein gewisses Maß an Reibung durchaus erwünscht. Zehn Jahre wollten überbrückt sein - der Alltag von Raumfahrern zeigte, daß von 24 Stunden 23 ereignislos vorübergingen.
    In der restlichen Stunde galt es dann, auf dem Posten zu sein. Und diese Bedingung erfüllte Meromir Pranka in optimaler Weise.
    Zum selben Zeitpunkt wurden die Begleitschiffe und Beiboote der BASIS ausgewählt; die Bewerber für diese Kategorie kamen noch hinzu. Margharetta und die übrigen Inspektoren waren gehalten, speziell in das Mannschaftsgefüge der ODIN und des Experimentalschiffes FORNAX so wenig wie möglich einzugreifen. Dort waren die persönlichen Strukturen gewachsen und hatten sich bewährt.
    In einem Fall jedoch sah sie sich gezwungen, dennoch einzuschreiten. Und zwar handelte es sich um einen äußerst populären Fall, um den des Kommandanten Norman Glass. Sie wußte, der Mann war nicht älter als 120 Jahre, was für einen Kommandanten ein gerade vertretbares Alter darstellte. Doch Glass sah aus wie ein 250jähriger Greis, mit eingefallenem Gesicht, das wie das eines Sterbenden aussah, und tief in den Höhlen liegenden Augen.
    Margharetta testete seine Leistungskraft einen ganzen Tag lang. Die meisten Disziplinen bestand Glass immerhin durchschnittlich, lediglich in punkto Körperbeherrschung fiel er ein wenig ab. Verantwortungsbewußtsein, Streßbeständigkeit und Erfahrung waren dagegen bestechend ausgeprägt. Den Ausschlag gab am Ende seine Krankheit. Nach allem, was die Medizin lehrte, hatte er den Srekko-Viren vielleicht noch zwanzig Jahre Widerstand entgegenzusetzen. Es war nicht ansteckend - aber dennoch gefährlich für die Besatzung.
    Niemand wußte, wann der Zusammenbruch kam. Vielleicht doch schon in zehn Jahren? Oder acht? Vielleicht irgendwo auf dem Rückflug, zum genau falschen Zeitpunkt?
    Margharetta war nicht bereit,

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