1649 - Projekt Coma
Curoma. Es wird nur eine Person an Bord gehen, die das Anforderungsprofil eines Kommandanten in voller Weise erfüllt. Du würdest dich niemals unterordnen wollen, auch wenn der Widerstand nur aus dem Unterbewußtsein käme. Deshalb wäre Ärger programmiert."
„Ein Kommandant kann ausfallen", gab die Frau zu bedenken. Man sah ihr an, daß sie nicht aufsteckte, daß sie gedachte, selbst den letzten, unmöglichen Schritt mit Kampfgeist noch zu tun. „Es gibt Krankheiten, Todesfälle, sogar etwas so banales wie eine Formkrise. Will die LFT wirklich das Risiko eingehen, auf eine zehnjährige Reise nur einen Kommandanten mitzunehmen?"
„Ja. Denn auch an die Stellvertreter werden hohe Anforderungen gestellt. Es tut mir leid, Curoma. Ich kann es nicht ändern."
Im Verlauf weniger Sekunden wurde das Gesicht der anderen grau, die Lippen preßte sie so fest zusammen, daß sie nur noch schmale Striche waren. Ihre Schultern hingen herab, und sie schüttelte den Kopf, als könne sie es nicht fassen, verloren zu haben. Die umfangreichste Unternehmung der Menschheitsgeschichte, und sie war nicht dabei. Das letzte Abenteuer, der Weg aus einer geordneten Galaxis ins Unbekannte, blieb ausgerechnet ihr, die jedes Ziel erreichen konnte, versperrt.
Margharetta Smy rief sich ihr Psychoprofil ins Gedächtnis zurück. Ja ... Curoma Amath hatte in ihrem Leben nie verloren, sie war gar nicht imstande dazu. Und vielleicht war das der einzige Vorteil, der Harold Nyman ihr gegenüber das Kommando gerettet hatte. Er hatte schon oft verloren und das Gefühl kennengelernt. Ein Verlust warf ihn nicht um; Curoma Amath dagegen war an ihrer eigenen Fehlerlosigkeit gescheitert.
Der Tag endete schlimm für Margharetta. Das wichtigste im Leben war für sie immer Gerechtigkeit gewesen. Doch diese Entscheidung hatte mit ihrer Art von Gerechtigkeit nichts mehr zu tun. Und da sie nicht imstande war, in dieser Stimmung schlafen zu gehen, hängte sie eine zweite Schicht von acht Stunden an die erste an.
Die Bewerberin, die nun an die Reihe kam, war leichter zu erfassen. Kein tragischer Fall wie eben, sondern eine glatte Sache. „Dein Name ist Henna Zarphis?"
„Das ist richtig."
Die andere war eine knabenhafte, schlanke Schönheit, deren Gesicht in Margharetta Neid erweckte. Nicht jetzt Nicht auch noch das. Wahre deine Objektivität. „Du bist eine Akonin, ausgebildete Kosmo-Soziologin und stammst aus dem Blauen System.
Akonen sind nicht besonders beliebt im Moment. Und dennoch willst du die Reise mitmachen? „ Die Fremde namens Henna Zarphis lächelte geheimnisvoll. „Das ist richtig. Und es gibt nichts im Universum, was mich davon abhalten könnte."
*
Wochenlang glich die BASIS, von außen gesehen, inmitten des Kordons aus fliegenden Werften einem Torso. Teile der Außenhülle waren entfernt, ständig schwebten von irgendwoher gigantische Aggregate heran und verschwanden im Rumpf des Schiffes. In diesen Tagen waren mehr Techniker mit den Umbauten beschäftigt, als Nyman vorher je gesehen hatte. Dazu kam ein Heer mobiler Syntroniken, jede einzelne als Herzstück eines Robotgeschwaders. Hier den Überblick nicht zu verlieren, kostete ihn alle Kraft. Seine Arbeitstage gingen selten unter 18 Stunden ab, geschlafen wurde, wann immer sich eine Pause ergab.
Einen guten Teil seiner Zeit verbrachte Nyman jedoch damit, die neuen Mitglieder der Besatzung kennenzulernen. Und es waren nicht wenige, die neu hinzukamen. Schon jetzt, nach etwa der Hälfte der Tests, ließ sich absehen, daß von der Stammbesatzung nicht mehr als etwa 3000 Personen bleiben würden. Einige tausend erfüllten nicht mehr die Anforderungen, andere waren nicht bereit, zehn Jahre ihres Lebens für eine Expedition zu opfern.
Die Führungscrew aber, so hoffte er, würde ihm erhalten bleiben. An Leuten wie Lugia Scinagra oder Shaugn Keefe, dem Cheftechniker, gab es wenig auszusetzen, obwohl ihre Eignungsprüfungen noch ausstanden. So gehörten sie auch zu den wenigen, die sich ebenso wie er in den Werften oder in der BASIS aufhielten. Schon nach kurzer Zeit stießen zu Keefes Team zwei ausgesprochen seltene Gäste: Syla Poupin und Moran Rautar, zwei der 700 letzten Siganesen, stellten sich für den mikrotechnischen Bereich als Spezialisten zur Verfügung. Als neuen Chefwissenschaftler begrüßte Nyman einen schlaksigen Mann namens Cyrus Morgan - der aus irgendwelchen Gründen täglich zwei Stunden mit schwerem körperlichem Training verbrachte. Aber diese Eigenheit
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