1651 - Höllenkreis
ich und zeigte ein Lächeln. »Es klappt auch noch ohne Hilfsmittel.«
»Was haben wir eigentlich früher gemacht?«
Ich winkte ab. »Zumindest haben wir nichts verlernt. Das ist die Hauptsache.«
Sekunden später hatte uns die Straße aufgenommen. Ich wollte sie nicht eben als Schlund bezeichnen, weit weg war dieser Vergleich nicht. Es mochte zudem an diesem Tag liegen, an dem es kaum hell wurde. Die Wolken sanken immer tiefer, aber der Regen hielt sich in Grenzen. Es war nur noch ein Nieseln, das uns jedoch zwang, stets die Wischer laufen zu lassen.
Auch in dieser Straße gab es nichts, was einem Freude hätte bereiten können. Ein paar Geschäfte, in denen irgendwelcher Plunder verkauft wurde. Ein Nagelstudio, ein Pub, dessen Fassade halb abgeblättert war, alte Autos, die an den Straßenrändern standen - und ein Loch zwischen den Hausfronten auf der rechten Seite.
Es war nicht der Beginn einer Straße, sondern die Zufahrt zu einem Hinterhofbereich. Darüber wunderte ich mich. Dass es so etwas hier gab, damit hatte ich nicht gerechnet. Auf einem Schild standen zahlreiche Zahlen. Es war der Hinweis auf die Hausnummer, die wir im Hinterhof finden würden.
Genau da mussten wir hinein.
Suko konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. »Beinahe hatte ich es mir gedacht.«
»Und weiter?«
»Nichts weiter. Uns bleibt eben nichts erspart.«
Da hatte er recht. Er lenkte den Rover in die Durchfahrt. Das Scheinwerferlicht streifte über ein holpriges Pflaster, dessen Kopfsteine in unterschiedlicher Höhe standen, sodass der Wagen beim Fahren leicht schwankte.
Der Hof war leer. Zumindest was die Vegetation anging. Nur der graue Belag, diesmal glatter Asphalt, aber mit starken Rissen darin und Löchern.
Während Suko nach einem Platz suchte, andern er den Wagen abstellen konnte, schaute ich mich um. Es gab hier nicht viel zu sehen. Die alten Fassaden sahen aus, als würden sie jeden Moment abbröckeln. Einiges von ihrem Putz hatten sie schon verloren. Fenster als genormte Vierecke. Manche erleuchtet, andere dunkel. Mülltonnen waren natürlich auch vorhanden und ebenfalls Eingänge, durch die man die Häuser betreten konnte; Sie bestanden aus grauen Türen, die aussahen, als wären sie leicht einzutreten. Menschen entdeckten wir nicht, und trotzdem hatte ich den Verdacht, dass wir von zahlreichen Augen aus irgendwelchen Löchern beobachtet wurden.
Suko hatte einen Platz gefunden, wo wir den Rover abstellen konnten. Mit der Frontseite zeigte er zur Ausfahrt, so würden wir nachher nicht erst noch wenden müssen.
»Packen wir's?«
Suko nickte. »Unser Freund hat sich eine tolle Wohngegend ausgesucht.«
»Weit weg von seinem Dealerbereich.«
Feuchtkalte Luft empfing uns. Man konnte von einem typischen Londoner Wetter sprechen. Der Winter mit Schnee lag kältemäßig in weiter Ferne, aber die Flocken hätte ich jetzt auch nicht gebraucht.
Wir machten uns auf die Suche. Hier hinten sah ich keine Hausnummern. Wir würden fragen müssen. Pfützen lagen in den Asphaltlöchern und schimmerten ölig. Wir sahen an der linken Seite zwei Roller, die zusammengekettet waren.
Von irgendwo hörten wir ein schrilles Lachen. Ansonsten war es still. Und doch war es keine Stille, an der man sich erfreuen konnte, weil sie entspannte. Sie kam mir lauernd vor und geheimnisvoll. Als würde sie etwas verbergen. Das konnte allerdings auch in meiner Einbildung entstanden sein. Jedenfalls gaben wir nicht auf und machten uns weiterhin auf die Suche nach der Behausung eines gewissen Adrian Cox.
Ja, wir hatten unter Kontrolle gestanden, denn vor uns öffnete sich eine der Türen. Ein Mann mit tätowierter Glatze trat ins Freie. Er trug ein Hemd und darüber eine billige Lederjacke. Die Beine seiner Hose verschwanden in den Schäften hoher Stiefel. Vor uns baute er sich auf. In seinen kleinen Augen funkelte es. Die Lippen waren geschürzt. Eine kleine Nase wuchs wie ein Knorpel in der Gesichtsmitte.
Er hatte sich so hingestellt, dass ein Vorbeigehen an ihm nicht möglich war. Unser Freund würde er nie werden, und auch seine Frage klang wenig freundlich.
»Was wollt ihr hier?«
Suko gab die Antwort. »Jemanden besuchen.«
»Ach ja?« Der Typ lachte. Es hörte sich an, als hätte er mit Sandpapier gegurgelt.
»Adrian Cox!«
Es war mir klar, dass Suko den Namen bewusst ausgesprochen hatte. Er lauerte auf eine Reaktion des Glatzkopfs. Möglicherweise hatte es sich schon herumgesprochen, dass Cox nicht mehr lebte, aber in dieser Hinsicht
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