1655 - Die »Heiligen« von London
haben. Ein - ein fremdes Geräusch.«
»Hier?«
Haie hob die Schultern. »Das kann auch draußen auf dem Dach gewesen sein.«
»Haben Sie denn etwas am Fenster gesehen?«
»Nein, das habe ich nicht. Aber das muss ja nichts sagen, oder?« Haie starrte Suko an und fragte schließlich: »Ich stehe anscheinend auf der Liste, wie?«
Suko hob die Schultern und meinte: »Wohl nicht grundlos, denke ich.«
»Dabei habe ich nichts getan. Ich habe wirklich nichts gewusst.«
»Aber Sie haben etwas in die Wege geleitet?«
»Ja. Ich wollte Sanders nur einen Gefallen tun.«
»Haben Sie auch. Nur was daraus geworden ist, ist inakzeptabel.«
»Ich habe das alles nicht gewollt.« Er stöhnte auf. »Und jetzt habe ich die Pest am Hals. Zwei kleine Killer…«
»Die sich als Heilige bezeichnen.«
»Haben Sie eine Idee, wie sie darauf kommen, Inspektor?«
»Da kann ich nur raten«, gab Suko zu. »Wer sich als Heiliger bezeichnet, der hat wohl eine Schutzfunktion übernommen.«
»Ja, ja, das kann man so sagen. Es gibt ja unzählige Heilige, zu denen die Menschen beten. Sie sind die Beschützer und sollen dafür sorgen, dass ihnen nichts passiert. Das kenne ich alles. Aber Heilige wie diese beiden sind wohl etwas Besonderes und auch völlig Verrücktes.« Er starrte Suko ins Gesicht. »Das sind Killer!«
»Sie sagen es.«
»Und ich weiß, dass sie mich nicht in Ruhe lassen werden. Sie kommen wieder. Oder sind schon da.«
»Okay, ich schaue mich noch mal um, wenn es Sie beruhigt. Sind die Fenster gesichert? Oder kann man das Glas leicht zertrümmern?«
»Das sind noch die alten Scheiben. Neulich hatten wir hier Eisblumen am Glas.«
»Verstehe. Und der andere Weg wäre durch die Tür, nehme ich mal an.«
»Die ist verschlossen.«
»Gut.« Suko lächelte. Um Terence Haie halbwegs zu beruhigen, machte er sich noch mal auf die Durchsuchung der anderen Zimmer. Er glaubte nicht daran, dass eine unmittelbare Gefahr bestand, denn die andere Seite wusste jetzt, dass sie es mit mehreren Gegnern zu tun hatte und es nicht mehr so einfach haben würde.
Er überlegte, ob er die Fenster öffnen sollte, um einen besseren Blick über das Dach zu bekommen. Obwohl er eigentlich nicht daran glaubte, dass ein Angriff so schnell folgen würde. Bei diesem Gedanken öffnete er die Tür zum Bad. Es war nicht in eine Gaube hinein gebaut, aber es gab trotzdem ein Fenster. Mehr eine waagerecht liegende Luke, die geschlossen war.
Automatisch blickte Suko hoch - und zuckte leicht zusammen. Er glaubte, einen Schatten hinter der Scheibe gesehen zu haben. Als er noch mal hinsah, sah er nichts. Er konnte sich auch getäuscht haben. Allmählich wurde auch er nervös. Das hatte er diesem Terence Haie zu verdanken. Ob er tatsächlich unschuldig war, wie er von sich behauptete, stand für Suko noch nicht fest.
Schlagartig änderte sich alles.
Er hörte das Klirren von Glas aus einem anderen Zimmer. Zugleich gellte Haies Schrei an seine Ohren.
Für Suko gab es kein Halten mehr!
***
Der Polizist war verschwunden. Trotzdem fühlte sich Terence Haie allein, obwohl der Mann nur die Wohnung durchsuchte oder seine Blicke über das Dach gleiten Heß. Egal, solange die beiden Killerzwerge nicht gefunden waren, blieb seine Angst bestehen. Die behinderte sogar seine Atmung. Er hatte das Gefühl, einen dicken Kloß im Hals zu haben. Jedes Luftholen war von einem Stöhnen begleitet. Es war nicht unbedingt warm in seiner Umgebung. Trotzdem hatte sich auf seinem Gesicht ein dünner Schweißfilm gebildet, und das leichte Zittern lag bestimmt nicht an der Temperatur.
Er lag so, dass er das Fenster nicht im Blickfeld hatte. Das hatte er auch nicht gewollt. Er wollte das Grauen so weit wie möglich zurückdrängen. Sekunden später wurde er steif. Da hatte er etwas gehört, das ihm fremd vorkam.
Haie lag starr. Keine Bewegung mehr. Seine Schwäche oder Müdigkeit war wie weggeblasen. Das Geräusch hatte ihn aus einer Richtung erreicht, in die er nicht schaute, aber er wusste, dass es in der Nähe des Fensters passiert war. Dann klirrte das Glas.
Kalte Luft fuhr in die Wohnung.
In diesem Moment wusste Haie, dass jemand das Fenster eingeschlagen hatte, dass die Killer noch da waren, dass sie ihm an den Kragen wollten, und er schrie endlich auf, als er sie sah.
Sie huschten durch das Zimmer und einer von ihnen - der Blonde - hielt wieder sein Messer fest. Er stand so, dass er die Klinge leicht in die Brust des Mannes stoßen konnte.
Er lachte dabei, ohne dass ein
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