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0949 - Das Kind, das mit den Toten sprach

0949 - Das Kind, das mit den Toten sprach

Titel: 0949 - Das Kind, das mit den Toten sprach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ich blieb ruhig, trank den Tee und schaute sie über den Rand der Tasse an. Die Frau verdrehte die Augen, so daß sie nach links schauen konnte. Ich wußte genau, daß sie die verschlossene Tür meinte, denn hinter ihr befand sich das, weshalb ich zu ihr gekommen war.
    »Bald wird sie wieder reden, Mr. Sinclair.« Ellen schaute auf die Uhr. »Noch ein, zwei Minuten wird es dauern, dann ist Mitternacht. Da fängt es immer an.«
    »Ja, das sagten Sie.« Ich sprach ebenfalls leise. Es war auch kaum ein Geräusch zu hören, als ich die Teetasse abstellte. »Und was soll ich dann tun?«
    Für einen Moment schaute sie mich ungläubig an. »Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Sie sollen nur zuhören und mir dann Ihre Meinung sagen.«
    »Es geht schlecht, wenn die Tür geschlossen bleibt.«
    »Keine Sorge, die werde ich gleich öffnen.« Mit dem Daumen und dem Zeigefinger deutete sie an, wie groß der Spalt werden sollte.
    »Marion wird nichts merken, ich kenne das.«
    »Gut, ich lasse mich überraschen.«
    Nach dieser Bemerkung lächelte die Frau etwas verloren und schwieg. Auch ich sprach sie nicht mehr an, denn Ellen Bates machte auf mich den Eindruck einer Frau, die nicht mehr reden wollte und sich statt dessen in ihre innere Welt zurückgezogen hatte.
    Es war ruhig im Zimmer. Eine Ruhe, die mir normalerweise gefallen hätte, wäre nicht dieses Problem gewesen, von dem ich nicht viel wußte, weil es keinen Sinn hatte, wenn man mir zuvor zuviel erklärte, wie Ellen Bates meinte. Man muß es erlebt haben, alles andere ist Unsinn! Das jedenfalls waren ihre Worte gewesen, und ich war gespannt darauf, ob sie sich bestätigten.
    Inzwischen versuchte ich, die Frau einzuschätzen. Mit Therapeutinnen hatte ich nur wenig oder keine Erfahrungen sammeln können. Aus diesem Grund hatte ich auch keine Vergleichsmöglichkeiten, was Ellen Bates und deren Verhalten anging. Die äußere Ruhe war natürlich gespielt. Um sie zu stabilisieren, hätte sie sich selbst therapieren müssen, aber wer schaffte das schon? Ellen Bates war eine Frau, die nicht besonders auffiel. Relativ klein, auch schmal in den Schultern. Das Haar schien sich nicht entscheiden zu können, ob es eine blonde oder eine braune Farbe annehmen sollte. Sie lag irgendwo dazwischen.
    Sehr kurz geschnitten umrahmte das Haar ein schmales Gesicht, auf dem die Sommersprossen blasse Flecken hinterlassen hatten. Sie Nase war klein, wirkte etwas knochig, der Mund zeigte schmale Lippen, und dafür wirkte ihr Kinn etwas eckig. Bekleidet war sie mit einem oberschenkellangen, blauen Pullover, etwas dunkleren Jeans und hellen Turnschuhen mit blauen Punkten.
    Verheiratet war die Frau nicht. Sie gehörte zu den zahlreichen alleinerziehenden Müttern in diesem Land. Ich hatte sie auch nicht gefragt, weshalb sie allein lebte, das ging mich ja auch nichts an.
    Die Zeit verstrich. Das Schweigen blieb. Auch die Unruhe der Ellen Bates, die immer wieder auf die Tür schaute und sich dabei immer mehr spannte. Sie machte jetzt den Eindruck einer Person, die nur darauf wartete, im nächsten Moment aus ihrem Sessel zu springen und zur Tür zu laufen.
    Das Zimmer war nicht groß. Es paßte zu dieser Altbauwohnung.
    Ich wunderte mich nur ein wenig über die Einrichtung. Ellen Bates war ja eine Frau, die mit beiden Beinen im Leben stand, aber sie umgab sich mit alten Möbeln, die einen gewissen nostalgischen Charme verbreiteten, ohne wertvoll sein zu müssen. Diese Tische, Stühle und Schränke aus Weichholz wurden auf Floh- und Antikmärkten angeboten, zumeist farblos, was Ellen Bates allerdings geändert hatte, denn der Schrank zeigte einen hellblauen Anstrich, und auch die Stühle waren in dieser Farbe gestrichen, während der Tisch naturbelassen war. Dieser Raum wurde als Wohn- und Eßzimmer gleichzeitig benutzt, und wir saßen uns in einer Ecke gegenüber, in der drei alte Sessel im Blümchenmuster standen. Die Tapete an den Wänden war kaum zu sehen, da sie von zahlreichen Bildern unterschiedlicher Größe verdeckt wurde. Es befanden sich auch zahlreiche alte Fotografien darunter, zumeist eingerahmte Postkarten.
    Ellen Bates schaute auf die Uhr. Diese Bewegung ließ mich aufmerksam werden.
    »Schon Mitternacht?« fragte ich.
    »Gleich.«
    »Und es fängt pünktlich an?«
    Sie nickte. »So war es in der letzten Zeit immer. Ich habe mich nie an Marion herangetraut.« Sie holte tief Luft, bevor sie mich anblickte und ich die Skepsis in ihren Augen sah. »Können Sie sich vorstellen, Mr. Sinclair,

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