1659 - Die Totengöttin
richtig. Ich weiß nicht genau, ob sie eine Gefahr ist, gehe aber mal davon aus, und deshalb muss ich meine Dienststelle informieren.«
»Wobei du dann den Schwarzen Peter hast.« Goldman lächelte, obwohl ihm danach nicht zumute war.
»Weiß ich.«
»Wird man dir glauben?«
Perneil Myers strich über seinen Haarkranz. »Das weiß ich nicht, und ich weiß auch nicht, ob ich meine Vorgesetzten damit behelligen werde.« Er hörte auf zu reden und schaute zu Boden, als läge dort die Lösung. »Ich werde wahrscheinlich mit jemandem Kontakt aufnehmen, der auf derartige Fälle spezialisiert ist. Der Mann heißt John Sinclair, arbeitet bei Scotland Yard, und ich denke, dass er für mich ein offenes Ohr haben wird.« Myers schaute scheu zum Fenster hin. »Ansonsten sage ich keinem Menschen etwas.«
»Das wird auch besser sein.« Adam Goldman stemmte sich aus seinem Sessel hoch.
»Eines will ich dir noch sagen, mein Freund. Die Sache ist noch nicht vorbei. Ich bin sicher, dass es weitergeht. Diese fliegende Frau hat etwas vor, und das kann durchaus etwas mit mir zu tun haben. Ich bin offenbar wichtig für sie.«
»Und warum solltest du das sein?«
»Das kann ich dir nicht sagen. Und ich weiß auch nicht, ob ich es je herausfinden werde. Das liegt alles in der Schwebe.« Er ging zur Tür. »Wenn etwas sein sollte, kann ich dich dann anrufen?«
»Jederzeit.«
»Das ist gut.«
Perneil Myers murmelte: »Pass auf dich auf, alter Junge.«
»Keine Sorge. So schnell gebe ich nicht auf.«
»Super, dass du so denkst.« Pernell öffnete die Tür. Selbst im Hausflur hatte sich die Kälte gesammelt. Er war leer und Pernell ließ es sich nicht nehmen, Adam noch bis an die Haustür zu bringen. Nach dem Öffnen schlug ihnen die Kälte wie ein Schwall entgegen, der ihnen beinahe die Luft raubte, weil es auch windiger geworden war. Sie schauten nach allen Seiten. Niemand ließ sich in der Nähe blicken, und von einer fliegenden Frau war ebenfalls nichts zu entdecken.
Perneil Myers schlug seinem Freund auf die Schulter. »Du schaffst es schon. Oder wir schaffen es.«
Goldman zögerte einen Moment. Dann stellte er den Kragen seiner Jacke hoch. Sein Blick verlor sich irgendwie, bevor er sagte: »Hoffentlich, Pernell, hoffentlich…«
***
Ich war auf dem Weg zu Jane Collins, und das hätte ich mir vor einer Stunde auch nicht träumen lassen. So aber rollte ich durch die Kälte und war froh, dass die Heizung im Rover so gut funktionierte.
Ich dachte über Janes Anruf nach. Es war ja mit ihr nichts Schlimmes passiert, und trotzdem hatte sie sofort zugestimmt, mich zu empfangen. Es konnte sein, dass sie mir nicht alles gesagt hatte und sie sich in ihrer Haut nicht wohl fühlte. Vor einer älteren Frau hatte sie sich eigentlich noch nie gefürchtet. Meiner Ansicht nach konnte es eine so schlimme Verfolgerin nicht sein. Aber ich war an Überraschungen gewöhnt und schloss auch hier wieder mal nichts aus. Ich rollte durch Mayfair. Auch in der Dunkelheit war die Schneelast auf den Dächern nicht zu übersehen. Der kleine Vorort wirkte ganz anders, beinahe schon verwunschen. Manchmal sahen die Lichter hinter den Fenstern aus wie flüssiges Gold, von dem ich allerdings die Nase voll hatte, wenn ich an den letzten Fall dachte, der noch viele Fragen offen gelassen hatte.
Die Straße, in der das Haus der Detektivin stand, war nicht besonders lang. Durch die Bäume auf den beiden Gehsteigen wirkte sie wie eine kleine Allee, und in den Lücken zwischen den Bäumen hatte ich noch immer einen Parkplatz gefunden.
Das war auch jetzt der Fall. Ich rangierte den Rover zwischen zwei Bäume. Von hier aus musste ich nur noch wenige Schritte gehen.
Der Motor erstarb, ich schnallte mich los, wollte aussteigen - und genau in diesem Moment passierte es.
Das Dach des Autos wurde von einem heftigen Schlag erschüttert. Ich erschrak, zog unwillkürlich den Kopf ein und blieb sitzen!
Der Gegenstand, der das Dach getroffen hatte, war nicht abgeprallt und zu Boden gefallen, denn das hätte ich gesehen. Also musste er sich noch auf dem Dach befinden. Aber was war da gefallen?
Ich hatte keine Ahnung.
Um es herauszufinden, musste ich aussteigen. Genau da zögerte ich. Ich war immer misstrauisch, und so blieb ich zunächst auf meinem Sitz hocken. Ich lauschte, denn ich wollte wissen, ob sich über mir etwas bewegte und Geräusche abgab. Da war nichts zu hören. Kein Knacken, kein Schaben. Die nächtliche Stille blieb bestehen. Sie wurde auch nicht durch
Weitere Kostenlose Bücher