166 - Das dämonische Duell
daß Dorian sie zu Makemake führte.
„Ich sende ihr Vögel und verlange von ihr, hierherzukommen", sagte Makemake. Er winkelte Daumen und Zeigefinger beider Hände an und legte die entsprechenden Kuppen gegeneinander. Dadurch entstand eine dreieckige Fläche in der Luft. In ihr begann es zu flimmern.
Makemake raunte leise Worte, die Coco nur zum Teil verstand. Der Dämon sah in diesen Augenblicken seltsam aus. Sein Gesicht schien noch schmaler und kantiger zu werden, die Augen traten hervor, und sie leuchteten hell. Coco glaubte dünne Funken tanzen zu sehen.
„Im Zentrum Trinidads wirst du die Opferstätte finden. Eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang erwarte ich dich." Makemake ließ ein diabolisches Lachen folgen. Es wirkte auf Coco sehr befremdlich. Aber vielleicht klang es durch den Schnabel eines Vogels anders.
Fragend sah sie Makemake an, der die Beschwörung beendete.
„Sie kommt", sagte er. „Wo immer sie auch ist."
„Es wird also ernst. Bereiten wir uns auf den Bluff des Monats vor", sagte die Hexe sarkastisch. Sie hoffte, daß Dorian pünktlich hier war.
Seit Makemakes Beauftragte, die Angelina mit dem Irrlicht verfolgt hatte, Dorian und Coco aus dem Hotel abgeholt hatten, wußte die Teufelin natürlich auch, wo der Dämonenkiller logierte. Und jetzt wußte sie auch, daß er allein ins Hotel zurückgekehrt war. Das herauszufinden, war nicht sonderlich schwierig gewesen. Angelina fragte sich, was mit der Hexe geschehen war. Warum war sie nicht bei ihrem Gefährten?
Warum war sie auch den ganzen Tag über nicht mehr aufgetaucht?
Das war ungewöhnlich. Wie Angelina von früheren Auseinandersetzungen her wußte, trennte die Hexe sich nicht freiwillig so lange von ihrem menschlichen Begleiter, ohne zumindest zwischendurch Kontakt aufzunehmen. Das aber war nach Angelinas Wissen nicht geschehen.
Etwas anderes mußte passiert sein.
Vielleicht stimmte ihre Theorie nicht. Vielleicht arbeiteten der Dämonenkiller und Makemake doch nicht zusammen. Vielleicht hielt der Dämon die Hexe gefangen?
Sie mußte es herausfinden.
Sie hielt das Hotel weiter unter Beobachtung. Und als Dorian in den Geländewagen stieg, fuhr auch der betagte Ford Galaxie an und folgte dem Pajero durch den nachmittäglichen Feierabendverkehr. Angelina wollte wissen, wohin es den Dämonenkiller jetzt zog. Wußte er etwa, wo Makemake sich verborgen hielt und wollte ihn jetzt erledigen? Vielleicht, um die Hexe zu rächen?
Angelina hoffte, daß er in diesem Fall den kürzeren zog. Aber vielleicht konnte er sie zu Makemake führen. Den wollte sie zur Rede stellen. Sie dachte nicht einmal darüber nach, daß sie sich da etwas vornahm, das mehrere Schuhnummern zu groß für sie war - wenn Makemake wirklich der Mächtige war, als der er galt.
Aber immerhin kannte sie ihre eigene Stärke sehr genau, und darauf vertraute sie.
Sie fuhr hinter dem Geländewagen her. Das hochgebaute Fahrzeug war kaum aus den Augen zu verlieren. Aber plötzlich stutzte sie.
Da schwirrten zwei Vögel direkt vor der Frontscheibe ihres Wagens. Sofort verlangsamte die Teufelin ihre Geschwindigkeit. Ihre Sinne waren hellwach. Sie rechnete mit einem Angriff. Immerhin hatte Makemake sich bisher vor ihr zurückgezogen, und das geschah bestimmt nicht ohne Grund. Angelina versuchte, noch im Verkehrsstrom mitzuschwimmen und am Geländewagen dranzubleiben, achtete aber gleichzeitig auf die Vögel.
Sie rissen die Schnäbel weit auf.
Sie flogen rückwärts, obgleich das widernatürlich war, drehten ihre Schnäbel Angelina zu und krächzten etwas. Es waren Worte, die die Dämonin verstand. Sie vernahm den Treffpunkt, den Makemake ihr angab. Danach schwiegen sie.
Daß die Windschutzscheibe dazwischen war, spielte keine Rolle. Angelina hatte die Vögel, die Makemakes Worte vortrugen, deutlich verstehen können, und auf ähnliche Art durchdrang ihre eigene Stimme die Scheibe und gelangte an die Ohren der Vögel, als sie Rückfragen stellte. Warum hatte Makemake sich gestern und heute zurückgezogen? Welches Spiel betrieb er? Warum plötzlich diese Einladung nach der gestrigen Flacht?
Aber die Vögel antworteten nicht.
Angelina sah, daß vor ihr eine Lücke im Verkehr entstanden war. Sie trat das Gaspedal tief durch. Die Automatik schaltete, und über 200 PS schleuderten die Limousine machtvoll vorwärts. Die schräge Scheibe traf die beiden Vögel und schlug sie besinnungslos. Sie glitten auf die Motorhaube, rutschten seitwärts herunter, und Angelina überfuhr sie.
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