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1660 - Die Todesengel von Hangay

Titel: 1660 - Die Todesengel von Hangay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dieser Art war. Ab sofort werden die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt. So etwas wird nicht wieder vorkommen."
    „Wer war der Mann?" erkundigte sich Julian Tifflor bei dem haurischen Diplomaten, der zu seinem Empfang auf dem Raumhafen von Talluur erschienen war und ein mediengerechtes Spektakel inszeniert hatte. „Irgendein armer Irregeleiteter", versuchte Chalid pak Lyiv zu bagatellisieren. „Ein harmloser Verrückter, wie sie ohne Zahl im Universum herumlaufen. Es steckt nichts weiter dahinter."
    „Wer oder was sind Otriim und Lashava?" fragte Tifflor weiter. „Und was hatte die Tätowierung auf der Brust des Mannes zu bedeuten?"
    „Ich werde der Sache nachgehen und dich lückenlos informieren", versicherte Chalid pak Lyiv nervös. „Können wir jetzt weitermachen? Das Protokoll, du verstehst?"
    Julian Tifflor gab sein Einverständnis, und der Hauri bellte einige Befehle in seiner Muttersprache. Der Tumult legte sich augenblicklich, und Julian Tifflor und Nia Selegris fanden sich an der Seite des diplomatischen Vertreters der Hauri am Beginn eines Spaliers wieder. Hinter ihnen hatte der Vertreter des Galaktikums, Telar Brody, mit seinen beiden Guardian Angels Aufstellung genommen, und ihnen folgte ein Rattenschwanz von haurischen Würdenträgern.
    Das Spalier wurde auf der einen Seite von Gardesoldaten gebildet und auf der anderen von haurischen Robotern, die immer noch Titrons genannt wurden, obwohl längst nichts mehr geheimnisvoll oder unbekannt an ihnen war. Tifflor mußte unwillkürlich schmunzeln, als er feststellte, daß die Hauri einen roten Teppich ausgerollt hatten; sie nahmen manche der terranischen Redewendungen einfach zu ernst. „Das hätte ins Auge gehen können", raunte Nia ihm zu, während sie gemessenen Schritts die Parade abschritten. „Wir hätten darauf bestehen sollen, deine Sicherheit in die Hände der eigenen Leute zu legen."
    „Übertreib nicht gleich", gab Tifflor zurück. „Ich fühlte mich keine Sekunde bedroht.
    Aber ich fand es rührend, wie du dich schützend vor mich gestellt hast. Obwohl ich dich daran erinnern muß, daß es gegen unsere Abmachung verstößt."
    Sie lächelte still vor sich hin. Damit wollte sie wohl ausdrücken, daß dies eine einseitige Vereinbarung war, der sie nie wirklich zugestimmt hatte.
    Was für eine bewundernswerte Frau, ich liebe sie, dachte Tifflor. Aber er hatte ihr vergeblich begreiflich zu machen versucht, daß seine Unsterblichkeit ohne sie bedeutungslos für ihn wäre. Wenn es sich bei dem Tätowierten um einen wirklichen Attentäter gehandelt und dieser Nia getötet hätte, dann wäre auch in ihm etwas gestorben. Sie jedoch war der Meinung, daß sein Leben wertvoller war als das ihre, das irgendwann „demnächst" ohnehin auf natürliche Weise zu Ende gehen würde, während er die Ewigkeit vor sich hatte - falls man ihn dieser Chance nicht durch Gewalt beraubte.
    Irgendwie, fand Tifflor, war diese Einstellung noch ein Relikt aus der Zeit in der Upanishad, als sie gemeinsam die „zehn Schritte" in der Schule der Ewigen Krieger durchgegangen waren. Nicht, daß in ihr die Kriegerlehren weiterlebten, aber etwas von der damaligen Kampfkraft mußte in ihr wohl zurückgeblieben sein. Wiewohl sie andererseits Frau genug war, um für ihn die ideale Lebenspartnerin zu sein.
    Er hätte in diesem Moment gerne mit ihr dieses Thema besprochen, aber das Protokoll ließ dafür keine Gelegenheit. Tifflor ließ das Zeremoniell gedankenverloren über sich ergehen. Ermüdende Staatsakte wie dieser waren für ihn stets eine Gelegenheit, Erinnerungen nachzuhängen. Seine Gedanken schweiften fast 800 Jahre zurück in die Vergangenheit des Jahres 429 NGZ, als er Nia in der Tschomolungma kennenlernte ... 777 Jahre, von denen sie allerdings 695 mit den Schiffen der sogenannten Tarkan-Flotte übersprungen beziehungsweise in einem Stasis-Feld überdauert hatten. Obwohl im Jahre 400 geboren, besaß Nia durch diese phantastische Fügung ein biologisches Alter von lediglich 111 Jahren. Sie war im besten Alter.
    Nia stieß ihn an: „Träumst du, Julian?"
    Der Staatsakt war beendet. Es war nun an ihm, eine kleine Rede zu halten, in der er seine Hoffnung ausdrückte, daß die Völker von Hangay wieder zu Brüdern werden und in einer Dachorganisation ähnlicher Art wie einst der Kansahariyya zueinander finden sollten.
    Tifflor vermied es tunlichst, zu deutlich auf die Geschichte dieser Galaxis einzugehen, in der die Hauri eine all zu unrühmliche Rolle gespielt hatten. Er

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