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1660 - Die Todesengel von Hangay

Titel: 1660 - Die Todesengel von Hangay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schließlich aus Lyndara hervor. „Der Chip konnte sie nicht retten."
    „Es tut mir leid um sie. Aber ich muß nun auch an mich denken, Lyndara. Gib mir den Chip zurück. Ich habe nur noch etwa zehn Stunden."
    „Das ist ja mein Problem", sagte die Ertruserin und schluchzte wieder auf. „Ich trauere um Seyna, aber ich weine um dich, Tiff. Ich darf den Chip zwar behalten. Aber Zop will dein Leben. Er sagt, daß er seine Entscheidung nicht zurücknehmen könne, wolle er vor seinen Leuten nicht das Gesicht verlieren. Verstehst du einen solch verkorksten Ehrenkodex, Tiff?"
    „Nein", sagte er.
    Er bekam einen Schwächeanfall.
     
    *
     
    Julian Tifflor dämmerte vor sich hin und nahm von den Geschehnissen um sich kaum mehr etwas wahr. Er ließ in Gedanken sein Leben Revue passieren und fand so Frieden mit sich. Er hatte 2832 Jahre gelebt. Das war viel und eigentlich genug. Er hatte ein ausgefülltes Leben gehabt und konnte von sich sagen, viel zur Entwicklung in der Milchstraße beigetragen zu haben und ein wenig vielleicht auch zur kosmischen.
    Er nahm seinen bevorstehenden Tod jetzt als gegeben hin. Aber wenn er sich noch etwas hätte wünschen können, dann wäre dies, Nia noch einmal sehen zu dürfen und ihr zu sagen, wie unbegründet ihre Angst war, an der Seite ihres ewig jungen Gefährten zur Greisin zu werden.
    Einmal noch nahm er Lyndara bewußt war und hörte sie an seinem Ohr flüstern: „Ich gebe dir was, das dich das alles leichter ertragen läßt."
    Danach wurde sein Geist umnebelt und merklich verwirrt. Er konnte die Geräusche, die zu ihm drangen, nicht mehr irgendwelchen Geschehnissen zuordnen. Was er sah und hörte, wurde für ihn bizarr verzerrt.
    Lyndara kam in der Folge noch mehrmals zu ihm und redete aufgeregt auf ihn ein: „Hörst du's, Tiff? Hör genau hin. Dies ist der Entscheidungskampf!"
    Tifflor nahm so etwas wie Schlachtenlärm wahr. Für ihn klang es in seinem Delirium wie das Jüngste Gericht. Später tauchte ein Venno über ihm auf. Er hätte nicht sagen können, ob es Linuit oder Toltir war. Es kümmerte ihn auch nicht. Der Venno richtete etwas Schweres, Bedrohliches auf ihn. Plötzlich war er in zuckende Blitze gehüllt, warf die Arme in die Luft und sank auf Tifflors Gesichtsfeld.
    Und wieder war Lyndara da, das hübsche Gesicht blutverschmiert. Sie wollte etwas sagen, kam aber nicht mehr dazu.
    Aus dem Hintergrund fiel ihr jemand ins Wort. Lyndara stimmte einen Kriegsruf an und stürmte davon. Der folgende Lärm verursachte ihm körperlichen Schmerz.
    Dann tauchte Zopran in seinem bronzenen Kampfanzug auf. Aber seltsamerweise machte er auf Tifflor nunmehr keinen bedrohlichen Eindruck mehr. Über seine Rüstung geisterten elektrische Entladungen und er machte unkontrollierte Bewegungen. Die Rüstung klappte auf und heraus kam ein ungewöhnlich kleinwüchsiger Hauri. Der gefürchtete Chef der Pay-Guas - ein Zwerg von einem Hauri. „Gib auf, Zopran pak Tiil..."
    Tifflor war dankbar, als nach diesem Höllentanz wieder Stille eintrat. Die Stille des Todes.
    Das Schicksal war gnädig mit ihm: Noch einmal erschien ihm im Traum Nia. Er verstand nicht, was sie ihm unter Tränen sagte, aber es tat gut. Er verstand nur ihre plötzliche Hektik nicht.
    Tek tauchte ebenfalls kurz auf und verschwand, und dann schwebte auch Dao-Lin-H'ay vorbei. Er nahm diese kleinen Momentaufnahmen aus seinem erfüllten Leben dankbar in sich auf. Sie ließen ihn das Ende leichter ertragen. Er war bereit.
    Aber gerade, als er glaubte, daß er nun endlich seine Ruhe gefunden hatte, begann alles von neuem und bescherte ihm eine Wiederholung seiner Erlebnisse. Sein Leben lief noch einmal vor ihm ab, aber diesmal rückwärts. Es begann mit der Operation, bei der ihm der Chip abgenommen worden war. Aber auch dieses Geschehen lief rückwärts ab, so daß der Eindruck entstand, als würde man ihm den Chip wieder implantieren. Wie grausam! Und zwischendurch tauchte immer wieder Nia vor ihm auf, lächelnd, erleichtert. Und sie bewegte dauernd die Lippen.
    Allmählich begann er sogar zu verstehen, was sie sagte: „... es Tek gelungen, aus den verstümmelten Daten des Syntrons die Koordinaten des Planeten Miihaya zu rekonstruieren und als Versteck der Ertruser zu definieren. Nach unserem Eintreffen hier mußten wir sehr vorsichtig zu Werke gehen. Wir durften ja dein Leben nicht gefährden, Tiff. Es hat Tage gedauert, eine Schwachstelle im Sicherheitssystem des Stützpunktes zu finden und einen Sabotagetrupp

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