1660 - Geistersturm über London
erwies sich, dass er genau das Richtige getan hatte. Jane war wieder bei Bewusstsein. Es war zu sehen, dass sie zuckte. Ihre Lippen zitterten. Sie gab ein leises Stöhnen von sich, dann öffnete sie den Mund und auch die Augen.
Jane lag in einer Position, dass sie mich ansehen musste, wenn sie die Augen öffnete. Ich wich ihr auch nicht aus und wartete darauf, wie sie reagieren würde. Zunächst geschah nichts. Dann so etwas wie ein Kopf schütteln, als könnte sie es nicht glauben.
Es fiel mir nicht leicht, ruhig zu bleiben. Ich zwang mich dazu und konzentrierte mich auf ihre Augen. Ich wollte sehen, ob sie mich erkannte. Einen Moment später bewegte sie ihre Lippen. Sie formte ein Wort, sprach es nicht richtig aus. Ich verstand es trotzdem.
»Du…«
Ich nickte ihr zu.. »Ja, ich, und ich denke, dass du dich nicht besonders freuen wirst.«
Jane schloss den Mund wieder. Sie stieß ihren Atem durch die Nasenlöcher aus. Noch immer lag sie in dieser ungewöhnlichen Position. Suko befand sich hinter ihr und hatte seine Hände sacht auf ihre Schultern gelegt. Jane bewegte sich jetzt. Sie wollte sich auf die Seite rollen, denn irgendwie konnte sie meinen Blick nicht ertragen. Aber sie sprach kein Wort, dafür verkrampfte sie sich, und ein leises Knurren drang aus ihrem Mund.
Ich sah Suko an. Er hatte das Geräusch ebenfalls gehört und schüttelte den Kopf. Verstehen konnte er es ebenso wenig wie ich, aber es hatte uns bewiesen, dass wir Jane noch immer zu denen zählen mussten, die auf der anderen Seite standen.
»Schaffst du es?«, fragte Suko.
»Was meinst du damit?«
»Ich wollte dich mit Jane allein lassen.«
Das überraschte mich. »Wo willst du denn hin?«
»Nicht verschwinden. Ich bleibe hier in der Nähe des Wagens und schaue mich mal um. Es kann nicht schaden, wenn jemand die Umgebung etwas im Auge behält.«
»Gut.«
***
Suko nickte mir zu, zog sich zurück und drückte die Fahrertür wieder zu, sodass Jane einen Halt bekam und nicht nach hinten kippen konnte. Ob sie im Vollbesitz ihrer Kräfte war, wusste ich nicht. Wenn ja, dann waren es andere Kräfte, die sie wach hielten und leiteten. Da Suko verschwunden war, konnte sie sich frei bewegen und sie setzte sich so hin, dass sie mich anschauen konnte. Es war Jane Collins, aber es war sie trotzdem nicht. Da musste ich nur in ihre Augen schauen, um das zu erkennen. Der Blick hatte sich verändert. Er war noch der eines Menschen, aber es war etwas in ihm zu lesen, das so gar nicht dazu passte.
Etwas Fremdes hatte sich eingeschlichen. Das war mir schon bei Janes Angriff aufgefallen. Zwar zeigte sich der Ausdruck des Hasses nicht so stark wie bei ihrer Attacke. Aber er war auch jetzt vorhanden, und in ihm las ich das Fremde.
»Hörst du mich?«, flüsterte ich.
Sie nickte.
»Warum wolltest du mich töten, Jane? Was habe ich dir getan? Hast du alles vergessen, was in den letzten Jahren geschehen ist? Dass du deine Hexenkräfte im Griff gehabt hast? Dass du immer an meiner Seite gestanden und mit mir gegen das Böse gekämpft hast?«
Heftig schüttelte sie den Kopf. Davon wollte sie nichts mehr wissen. Der Druck und die Macht der anderen Seite waren tatsächlich ungeheuer groß. Bisher hatte ich noch gezögert. Jetzt sah ich keine andere Möglichkeit mehr. Ich musste Jane Collins so begegnen, als hätte ich einen weiblichen Dämon vor mir. Ich griff nach dem Kreuz!
Es fiel mir alles andere als leicht, doch ich hatte einfach keine andere Wahl. Und es konnte mir nicht gefallen, dass sich das Metall leicht erwärmte. Das wies auf etwas Böses hin.
Jane sah das Kreuz.
Plötzlich war es mit ihrer Ruhe vorbei. Sie zuckte. Sie bewegte ihren Körper. Sie drängte ihn mal nach links, dann wieder nach rechts, schlug mit einer Hand gegen das Lenkrad und suchte nach einem Ausweg aus dem Dilemma. Sie hätte die Tür öffnen können, was sie nicht tat. Dafür duckte sie sich, aber sie konnte dem Einfluss meines Kreuzes nicht entkommen.
Ich hatte sie noch nicht mit ihm in Berührung gebracht, fragte mich allerdings, was geschehen würde, wenn ich das tat. Es konnte für Jane schlimm ausgehen, und ich wollte nicht, dass sie getötet wurde. So war ich sehr vorsichtig, hielt das Kreuz allerdings so hoch, dass sie es sehen musste.
Plötzlich ein Schrei!
Der überraschte selbst mich, denn er war nicht aus dem Mund der Detektivin gedrungen. Jemand anderer musste ihn ausgestoßen haben, aber außer uns befand sich niemand im Wagen.
»Ich hasse es!«
Dass damit
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