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1661 - Der Torwächter

1661 - Der Torwächter

Titel: 1661 - Der Torwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Männer wieder auf den Weg machten.
    »Klar, Phil?«
    »Wir können.«
    »Okay.«
    Blaine blieb zurück. Husby zog die Karre aus dem Haus. Blaine schloss die Tür wieder ab und sie machten sich auf den Weg.
    Bestimmt würden sie aus den Häusern von einigen Augen beobachtet. Es war müßig, darüber nachzudenken. Die Bewohner waren froh, dass es zwei Männer gab, die bestimmte Aufgaben für sie übernahmen und sie selbst nichts damit zu tun bekamen.
    Der Waldrand lag vor ihnen. Sie mussten nur das Feld überqueren, auf dem im Frühling und im Sommer der Raps wuchs. Damit ließen sich recht gute Geschäfte machen, denn aus Raps konnte Öl hergestellt werden, das sich gut verkaufen ließ. Sie mussten sich gegen den kalten Wind anstemmen, der in ihre Richtung blies. Durch die Nässe war der Boden so stark aufgeweicht, dass er schon Ähnlichkeit mit einem Sumpf aufwies. Manchmal hatten sie den Eindruck, als wollte die Erde sie festhalten und daran hindern, das andere Gebiet zu betreten. Daran hielten sie sich nicht. Sie setzten ihren Weg fort, und es war nicht das erste Mal, dass sie ihn gingen. Sie zogen beide an der Karre, um die Räder immer wieder aus dem Schlamm zu befreien.
    Hin und wieder stieß Phil Husby einen Fluch aus, doch er machte weiter. Der Himmel über ihnen blieb zwar klar, nur wechselte er seine Farbe, denn allmählich trat die Helligkeit des Tages zurück. Schiefergraue Tücher drückten sich vor, um das Kommando zu übernehmen. Noch hatte der Tag nicht verloren. Er würde sich auch noch eine Weile halten, was die beiden als positiv ansahen. Es gab niemanden, der sie störte. Der Waldrand rückte näher. Ein finsterer Block, abweisend. Hohe Bäume standen dort wie kahle Naturskelette. Nur vereinzelt hing noch ein Blatt an den Zweigen.
    Phil Husby bekreuzigte sich. Das tat er immer, wenn ihm etwas unheimlich war. Blaine sagte nichts dazu. Er ließ seinem Nebenmann die Marotte. Dafür setzte er mehr Kraft beim Ziehen ein und forderte Phil auf, das Gleiche zu tun.
    »Warum? Wir sind gleich da.«
    »Ich möchte nicht, dass es völlig dunkel wird.«
    »Stimmt.«
    Der Wald erwartete sie schweigend. Jemand hatte mal die Meinung vertreten, dass er so etwas wie ein abgespaltener Teil der Hölle war. Irgendwie hatte der Mann nicht unrecht.
    Am schwersten war es, das Unterholz zu überwinden. Die beiden Männer kannten zum Glück eine Stelle, wo es möglich war.
    Hinter ihnen hüpfte die Karre über Furchen hinweg. Räder wühlten sich durch altes Laub und feuchte Zweige. Zwischen den Bäumen fanden die beiden Männer genügend Platz, aber Peter Blaine hatte sich jetzt nach hinten begeben und schob. Es gab im Wald ein freies Gelände. Sie nannten es die Totenlichtung. Dort wollten sie die Leiche begraben, und da würde sie nicht allein liegen. Durch Schneereste und über weiche, feuchte Erde stampften sie bis zu ihrem Ziel. Nichts hatte sich seit ihrem letzten Besuch verändert. Nach wie vor wuchsen rund herum die Laub- und Nadelbäume in die Höhe, als wollten sie mit ihren Kronen an dem tief liegenden Himmel kratzen.
    Hier befanden sich auch die Gräber der anderen Leichen: Um sie nicht zu vergessen, waren sie markiert worden. Normal wäre es gewesen, hätten Kreuze aus dem Boden geschaut, aber das war kein würdiges Gelände für diese christlichen Symbole. So hatte man sich anders beholfen und einfach nur Stöcke in das weiche Erdreich gedrückt. So wussten die Männer Bescheid, wo die anderen Toten lagen. Sie suchten sich einen Platz aus. Vor einer alten und sehr hohen Fichte hatten sie die richtige Stelle gefunden. Dort fingen sie an zu graben. Viel reden mussten sie nicht. Sie erledigten alles mit einer Routine, die sie sich im Laufe der Zeit erworben hatten.
    Phil Husby hatte sich den Spaten geschnappt. Blaine war mit der Schaufel ausgerüstet. Sie waren keine routinierten Totengräber, aber sehr tief würden sie ja nicht graben. Die Leiche musste hineinpassen und wieder abgedeckt werden. Tiere hatten sich noch nicht an die Toten herangemacht, denn keines der Gräber war aufgewühlt.
    Die Männer arbeiteten und sprachen nicht miteinander. Jeder wusste genau, was er zu tun hatte. Nur ihr Keuchen war zu hören, vermischt mit dem Aufprall der feuchten Erde an der Grabstätte.
    Es verging etwa eine halbe Stunde intensiver Arbeit, dann waren sie so weit.
    »Genug!«, keuchte Blaine. Er richtete sich auf, drückte den Rücken durch und stöhnte.
    Husby sagte nichts. Er stemmte sich auf den Spatengriff. Sein

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