1661 - Der Torwächter
geschossen.«
»Den du kennst?«
»Nein, John, bisher noch nicht persönlich. Aber das wird sich bald ändern, hoffe ich. Und ich bin überzeugt davon, dass dir die Aufnahmen etwas sagen werden.«
»Hoffentlich. Sie sind nur etwas klein.«
»Das wird sich bald ändern.«
Der kleine Pfeil huschte auf ein bestimmtes Bild zu, das vergrößert auf dem Monitor erschien. Es zeigte einen nächtlichen Wald, in dem sich zwei Männer aufhielten.
»Eigentlich ist nur dieses Bild und noch ein zweites wichtig. Die anderen zeigen nur eine Umgebung, in der nichts passiert ist. Ein bisschen Landschaft, locker gesagt.«.
»Aha.«
»Und jetzt werde ich die beiden Fotos noch mal vergrößern, sodass du sie in Ruhe anschauen kannst. Danach möchte ich gern deinen Kommentar hören.«
»Ja.« Ich trank einen Schluck Apfelschorle, danach konzentrierte ich mich auf die beiden Fotos.
Auch sie zeigten als Hintergrund den Abend- oder nächtlichen Wald. Der Mittelpunkt war genau getroffen worden, und da sah ich zwei Männer, die dabei waren, einen Dritten, einen Toten, zu vergraben. Die Gestalt lag bereits in einem ausgehobenen viereckigen Loch, das die Männer für sie geschaufelt hatten. Der Körper des Toten war nicht zu sehen, denn es war bereits Erde über ihn geschaufelt worden. Dass es ein Toter war, der in dem flachen Grab verschwinden sollte, erkannte ich an dem leichenstarren bleichen Gesicht, das noch frei lag.
»Nun?«
Ich hob die Schultern. »Das sieht nicht gut aus, wenn du mich fragst.«
»Ja, das meine ich auch. Da sind zwei Männer dabei, einen Toten zu verscharren. Und nicht dessen Asche, wie es manchmal in einem Wald gemacht wird, nein, der ganze Körper soll in einem Grab verschwinden.« Bill legte die Stirn in Falten und kratzte an seiner linken Wange. »Das kann man nicht einfach so hinnehmen.«
»Du sagst es.«
»Okay, was tun wir?«
Ich schaute den Reporter von der Seite an. »Müssen wir das denn?«
Bill schluckte. »He, meinst du das im Ernst?«
»Ja, das meine ich.«
»Kann doch nicht wahr sein! Darum muss man sich kümmern! Das ist nicht erlaubt. Außerdem frage ich mich schon jetzt, warum diese Männer den Toten in einen Wald geschleppt haben, um ihn dort zu begraben. Das ist doch die große Frage. Oder findest du nicht?«
»Schon. Aber soll uns das etwas angehen?«
»Dich, John, und mich auch.«
»Warum?«
Bill wies achselzuckend auf den Schirm. »Das sieht mir nach einem Ritual aus, und zwar nicht nach einem normalen.«
»Schon«, gab ich zu. »Aber reicht das, um dorthin zu fahren und den Toten wieder auszubuddeln?«
»Es geht nicht nur um einen Toten. Ich habe erfahren, dass in diesem Wald noch mehr Leichen liegen.«
»Aha. Und wer hat dir das gesagt?«
»Der Fotograf. Er heißt Mike Rander. Ich habe mich mit ihm in Verbindung gesetzt.«
»Okay. Und weiter?«
»Er muss gleich hier bei mir eintreffen, falls er pünktlich ist. Dann können wir ihn fragen.«
»Hat er denn sofort zugesagt?«
Bill legte für einen Moment den Kopf zurück und lachte. »Und ob er zugesagt hat. Ich glaube sogar, dass er froh war, dass jemand ihn kontaktiert hat.«
»Er wohnt hier in London?«
»Ja.«
Ich wies auf den Schirm. »Kannst du mir auch sagen, wo diese Aufnahmen gemacht wurden?«
»Nördlich von Dartmoor, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. So richtig am Arsch der Welt. Du weißt selbst, dass die Bewohner dort hin und wieder komisch sein können.«
»So komisch, dass sie ihre Toten nicht mal normal beerdigen?«, fragte ich.
»Wer weiß…«
Wenn ich ehrlich zu mir war, musste ich zugeben, dass der gute Bill mit seinen Bildern schon meine Neugierde entfacht hatte. Zudem musste ich daran denken, dass Bill einen Riecher für außergewöhnliche Fälle hatte, denn mehr als einmal hatte er mich durch seine Entdeckungen auf einen Fall gebracht.
»Was hältst du davon, John?«
Ich hob die Schultern. »Anhören kann ich mir diesen Mike Rander ja mal.«
Bill nickte, leerte sein Glas und sagte: - »Wenn er pünktlich ist, musste er bald schellen.«
»Mal sehen.«
Wir sprachen weiter über den Fall, und Bill war der Meinung, dass dieses Begräbnis auf ein Ritual hindeutete.
»Genauer.« Ich grinste ihn an.
»Ganz einfach. Mann will eben bestimmte Tote nicht auf dem normalen Friedhof begraben.«
»Und warum nicht?«
»Das müssen wir noch herausfinden. Vielleicht ist dieser Tote geopfert worden.«
Ich widersprach ihm nicht, sondern fragte: »Für wen?«
»Keine Ahnung.«
»Für den
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