1661 - Der Torwächter
getroffen. Sie können nicht mehr gewinnen, Mister.«
»Ich heiße Peter Blaine.«
»Gut, Mr. Blaine, ich denke, dass wir uns mal näher unterhalten sollten und vergessen, was…«
Er fing an zu kreischen, und ich hielt lieber meinen Mund. Danach schnappte er nach Luft. »Was erlaubt ihr euch? Ihr seid Delinquenten. Ihr steht kurz vor eurem Tod. Der Torwächter wird zwei neue Seelen bekommen, aber zuvor will ich, dass du deine Kanone fallen lässt. Klar?«
Damit war Bill gemeint. Ich sah von der Seite her, wie er mit sich selbst kämpfte, und riet ihm, dem Befehl Folge zu leisten.
»Keine Sorge, ich bin nicht lebensmüde.« Bill wich ein Stück nach rechts von mir weg, dann ließ er seine Waffe fallen und richtete sich wieder auf.
»Und jetzt bist du an der Reihe!«, wurde ich angesprochen. Sollte ich bluffen? Sollte ich mich auf ein gefährliches Spiel einlassen und erklären, dass ich unbewaffnet war? Nein, dieser Bluff würde mir nicht gelingen. Blaine wusste, dass er einen Polizisten vor sich hatte, und die waren nun mal bewaffnet.
»Gut, ich gebe sie auch ab.«
»Das ist auch besser für dich!« Er kicherte und schaute zu, wie ich mich bewegte. Er sollte keinen Verdacht schöpfen. Wenn er abdrückte, wurden Bill und ich durchlöchert, und deshalb ergab ich mich und bewegte mich ebenso vorsichtig wie Bill zuvor.
»Zufrieden?«, fragte ich, als endlich beide Pistolen auf dem Waldboden lagen.
»Ja, das ist gut!«
»Dürfen wir uns dann umdrehen?«
»Gern!«
Die grünliche Fratze im Rücken zu wissen war alles andere als angenehm. Aber ich wollte auch sehen, ob wir auf einen Bluff hereingefallen waren. Blaine hatte nicht geblufft. Mit angeschlagener Maschinenpistole stand er vor uns, und er machte nicht den Eindruck, diese Waffe zum ersten Mal in der Hand zu halten.
Er gab sich als Herr der Lage. Sein langer Mantel stand offen. Die Füße hatte er förmlich in den Boden gerammt.
Er zielte auf uns, indem er seine Waffe immer wieder leicht schwenkte. Blaine hatte auch gesehen, was mit dem Torwächter passiert war, und auf ihn sprach er uns an.
»Ihr habt ihn geweckt, wie?«
Ich schüttelte leicht den Kopf. »Wie meinen Sie das?«
»Er sieht wieder aus wie-in alten Zeiten.«
»Und woher wissen Sie das? Haben Sie damals schon gelebt?«
»Nein, aber er hat sich mir auch mal gezeigt, weil ich auf seiner Seite stehe.«
»Wir nicht.«
»Das weiß ich.«
»Warum hat er sich uns dann gezeigt? Wollte er uns beweisen, dass er zu den Druiden gehört?«
Blaine zuckte zusammen. »Ihr kennt sie?«
»Klar«, meldete sich Bill, »den Kontakt haben wir schon immer gehabt. Auch zu Aibon.«
Jetzt konnte Blaine nur noch staunen. Leider gab er weiterhin auf uns acht, dann flüsterte er: »Aibon? Ihr-ihr wisst davon?«
Ich überließ Bill das Sprechen. »Nicht nur das. Wir sind sogar schon dort gewesen.«
»Nein!«
»Warum sollte ich lügen?«
Blaine war außer sich. Er trat mit dem rechten Fuß auf, aber seine Uzi schwenkte dabei leider nicht in eine andere Richtung, und ich wollte, dass er nicht noch weiter nachdenken konnte, deshalb kam ich auf das Thema zurück.
»Der Torwächter hatte auch mit dem geheimnisvollen Paradies der Druiden zu tun?«
»Ja, das hat er.«
»War er schon dort?«
»Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, warum er Torwächter heißt. Hier hat es vor langer Zeit einen Weg gegeben, der nach Aibon führt. Genau in diesem Wald.«
»Und den bewacht er?«
»Ja.«
»Schon lange?«
»Sehr lange«, flüsterte Blaine. »Er wird das Tor immer bewachen, er wird auch nicht vergehen, weil wir dafür sorgen, dass er am Leben bleibt.«
»Ach so. Alle im Ort?«
»Nur ich und mein Freund Phil. Die anderen Menschen ahnen einiges, aber sie wissen nicht alles. Sie sind froh, dass wir es übernommen haben, den Torwächter zufriedenzustellen. So bleibt er auf seine Art am Leben.«
»Wie denn genau?«
»Du bist neugierig.«
»Das sind wir beide«, sagte ich.
»Gut, ich will euch aufklären. Viel verraten könntet ihr nicht mehr. Denkt an die Töten, die hier liegen. Im Laufe der Zeit sind es viele geworden. Die Erde hier ist voll mit ihnen, und nur sie garantieren, dass der Torwächter weiterhin seine Aufgabe erledigen kann.«
»Sooo«, sagte Bill gedehnt. »Dann gibt es wohl eine Verbindung zwischen ihm und den Toten.«
»Du hast es erfasst.«
»Und welche?«
Blaine musste zweimal schlucken, bevor er weitersprach. »Er holt sich die Seelen der noch frischen Leichen. Er saugt sie aus. Die
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