Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1661 - Der Torwächter

1661 - Der Torwächter

Titel: 1661 - Der Torwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
seinem Gesicht. Es gab keine Chance mehr für ihn. Zwei Kugeln waren zu viel gewesen, und ich bekam mit, dass sein Blick brach, bevor er nach vorn auf den weichen Boden fiel und dort als toter Mann liegen blieb. Es war nichts mehr zu hören. Nur die Stille umgab uns, und sie drückte auf uns wie eine schwere Last.
    Nicht nur ich hatte mich erhoben, auch Bill stand bereits wieder auf den Beinen. Er zielte noch mit seiner Beretta auf den Rücken des Mannes. Erst als ich den Kopf schüttelte, steckte er die Beretta wieder weg.
    »Er wollte es nicht anders«, sagte Bill.
    »Ja, so muss man es wohl sehen.«
    Als hätten wir uns abgesprochen, drehten wir uns in die verschiedenen Richtungen, aber unsere Blicke hatten nur ein Ziel. Das war der unheimliche Torwächter.
    »Er ist noch da!«, sagte ich.
    »Aber nicht mehr lange.«
    Ich war leicht verwundert. »Wie meinst du das?«
    Bill bückte sich und hob die Maschinenpistole auf. »Das wirst du gleich sehen.«
    Ich hielt ihn nicht zurück. Er musste seinen Frust loswerden, und wie er mit einer MPi Umzugehen hatte, das wusste er auch.
    Sekunden später jagte er die Kugeln aus dem Lauf. Die Waffe hatte er leicht schräg gehalten. So zeigte die Mündung in die Höhe, und dann trafen die Geschosse den Kopf.
    Sie zerhämmerten ihn regelrecht. Als wäre er ein großer Wirsing. Da flogen die einzelnen Stücke in alle Richtungen weg, und ich hörte Bill lachen, als er die MPi senkte und nicht mehr schoss.
    »Das ist es gewesen, John!«
    »Meinst du?«
    »Bestimmt.«
    Ich ging näher an den Schädel heran und musste schon meinen Kopf zurücklegen, um ihn genauer in Augenschein zu nehmen.
    Mir wollte einfach nicht in den Kopf, dass dieses Gebilde so leicht zu vernichten war. Aber es stimmte. Zwischen den Ästen hingen nur noch Fetzen. Seltsamerweise waren die Augen nicht getroffen worden, und das ließ Misstrauen in mir aufkeimen. Ich sah darin noch immer das düstere Leuchten wie ein unheimliches Versprechen.
    Bill wollte wissen, was mich so interessierte.
    »Die Augen.«
    Er kam näher und fragte: »Soll ich noch mal schießen und dann nur auf die Augen zielen?«
    »Nein, nein, lass mal, aber der Torwächter ist noch da. Sogar die Zähne sind den Kugeln entgangen.«
    »Sollen wir es noch mal mit unseren Berettas versuchen?«
    Ich wollte über den Vorschlag nachdenken, aber das ließ der Kopf nicht zu. Ohne dass wir etwas gesehen hätten, fing er plötzlich an zu pendeln. Die beiden Zweige hielten ihn auch weiterhin fest, und jetzt war er zu einem Bungee-Springer geworden. Er kippte auf uns zu, schwang wieder hoch, um einen erneuten Anlauf zu nehmen. Er war jetzt schnell geworden, und wir mussten sehen, dass wir wegkamen. Einen erneuten Anlauf nahm der Schädel nicht. Dafür blieb er in seiner ursprünglichen Haltung stehen.
    »Allmählich wird mir auch komisch, John. Und was kommt jetzt?«
    »Keine Ahnung.«
    Wir warteten und hörten ein Zischen, das aus dem Maul des Schädels drang. Plötzlich bewegte sich auch rechts und links von uns der Wald. Es war nicht zu erklären. Wir hatten das Gefühl, auf schwankendem Boden zu stehen. Automatisch blickten wir nach unten. Ja, den Boden gab es noch. Aber er war dabei, sich zu verändern. Seine Dichte nahm ab, und wir konnten davon ausgehen, dass etwas Bestimmtes geöffnet worden war.
    »O verdammt«, sagte Bill. »Jetzt scheint den Torwächter nichts mehr aufhalten zu können.«
    Die Dichte des Boden löste sich immer mehr auf. Wohin wir auch schauten, der Untergrund hatte eine anderen Konsistenz erhalten. Hier wirkte eine starke Magie. Waren wir in die Magie des Landes Aibon geraten? Mein Verdacht verdichtete sich von Sekunde zu Sekunde. Soweit wir auch schauten, es gab keine Normalität mehr unter unseren Füßen.
    »Sieht nicht gut aus«, meinte Bill. »Ich warte nur darauf, dass wir einsinken.«
    »Bleib cool.«
    »Bin ich immer. Ich weiß ja, dass du Freunde in Aibon hast, die dich nicht im Stich lassen.«
    »Mal schauen.«
    Bisher konnten wir uns nicht beschweren. Nur wirkte der Untergrund immer gläserner, und diese Tatsache sorgte auch dafür, dass wir eine noch bessere Sicht in die Tiefe erhielten und das sahen, wovon wir bisher nur gehört hatten. Es waren die Toten, die den Wald hier zu einem Friedhof gemacht hatten. Nicht nur die neueren Leichen wurden uns präsentiert, auch die alten, die schon wer weiß wie lange in der Tiefe lagen und der Verwesung anheimgefallen waren. Jedenfalls fielen unsere Blicke auf Totenschädel und

Weitere Kostenlose Bücher