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1661

1661

Titel: 1661 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Lépée
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das ihm das Gesicht eines Engels verlieh, den italienischen Malern würdig, von denen es in den Galerien des Kardinalspalastes unzählige Gemälde gab. Er verstand einfach nicht, warum der Kardinal seine kostbare Privatbibliothek, die über 5000   Werke umfasste, einmal pro Woche den Pariser Gelehrten zugänglich machen wollte.
     
    »Zu Hilfe! Feuer! Alarm!«
    In die aufgeregten Schreie mischte sich von der anderen Seite der Wand der Lärm umfallender Stühle und hastiger Schritte. Etienne Baluze war kaum aufgesprungen, da drang auch schon schwarzer Qualm unter der Tür hindurch. Der Bibliothekar stürzte in den großen Lesesaal und blieb wie angewurzelt stehen. Der Rauch war schon so dicht, dass er nicht bis zum anderen Ende des Saals blicken konnte. Voller Entsetzen sah er, wie die Flammen bereits an den Regalen leckten. »Wasser! Schnell! Wir brauchen Wasser!«, schrie der junge Mann.
    Er schien nicht zu bemerken, wie die Menge an ihm vorbei nach draußen drängte, um den Flammen zu entkommen. Da stürzte mit einem gewaltigen Krachen eine Mauer ein, was die Panik unter den Flüchtenden noch verdoppelte. Etienne Baluze aber konnte an nichts anderes mehr denken als daran, wie die berühmte Bibliothek zu retten war. Er versuchte, ruhig Blut zu bewahren. Und mit einem Mal kam ihm eine Idee: Wenn sie eine Menschenkette von der Tränke im Hof bis zur Bibliothek bildeten, könnte ein Teil der wertvollsten Werke sicher noch geborgen werden.
    »Eimer! Los, holt alle Eimer, die ihr finden könnt!«, schrie Etienne Baluze den Wachen des Kardinals zu, die vor der Tür zum großen Lesesaal zusammengelaufen waren, in dem die Flammen immer höher schlugen.
     
    Durch den Lärm im unteren Stockwerk aufgeschreckt, sah im selben Augenblick Toussaint Roze von seiner Lektüre auf. Der Schrei blieb ihm jedoch im Hals stecken, denn jemand schob ihm von hinten einen Knebel in den Mund, während vier kräftige Hände ihn gegen die Rückenlehne drückten und den schweren Sessel von der Schreibplatte wegzogen. VorEntsetzen gefror Toussaint Roze das Blut in den Adern, als sich der Blick eines der Maskierten auf ihn heftete.
    »Fesselt ihn gut«, befahl der Mann, der um einiges größer war als der bedauernswerte Privatsekretär und ein grünes und ein braunes Auge hatte. »Falls er sich wehrt, schlagt ihn bewusstlos. Und durchsucht Mazarins Gemächer, er ist vielleicht nicht allein. Los, beeilt euch, die Zeit drängt.«
    Während seine Komplizen Toussaint Roze mit dicken Stricken an den Sessel banden und sich danach über die ganze Etage verteilten, machte sich der Anführer der Bande daran, die Schubladen des imposanten italienischen Sekretärs aufzubrechen. Die Schäden, die er mit dem Brecheisen an den kostbaren Intarsienarbeiten anrichtete, kümmerten ihn dabei wenig. Mechanisch steckte er sämtliche von Toussaint Roze geordneten Schriftstücke in einen Sack.
    Derweil bemerkte Mazarins Privatsekretär voller Panik, wie Rauch durch die Ritzen des Parketts drang und sich langsam in den Gemächern ausbreitete. Da wurde die Tür des Kabinetts aufgestoßen, und eine Wache des Kardinals stürmte herein. Der Soldat, der hinaufgeeilt war, um den halbtauben Sekretär zu retten, blieb wie versteinert stehen, als sein Blick auf die umgestürzten Möbel, den geknebelten Roze und den Mann mit den verschiedenfarbigen Augen fiel, der vor Schreck erstarrt war.
    »Wache! Zu Hilfe! Wa…«, konnte der Soldat gerade noch schreien, dann sackte er, einen Dolch zwischen den Schulterblättern, in die Knie und fiel vornüber auf den kostbaren Teppich, der die Raummitte verschönerte. Sein Mörder stand breitbeinig in der Türöffnung. Er hatte die Hände in die Hüften gestemmt und grinste stolz. Es war der Jüngste der Bande. »Danke, Kleiner«, sagte der Anführer zu ihm, bevor er hastig fortfuhr, eine Schublade nach der anderen aufzuziehen und den Inhalt in seinen großen Leinensack zu leeren.
    »Keine Ursache. Wir stehen unter dem Schutz des Allmächtigen. Er hat meine Hand geführt«, antwortete mit einer Kinderstimme derjenige, der die Wache mit so ungeheuerlicher Treffsicherheit kaltgemacht hatte.
    Das war zu viel für Toussaint Roze. Ihm schwanden die Sinne.
    »Lasst uns abhauen«, sagte der Anführer der Bande kurz darauf zu seinen Männern, die sich wieder um ihn versammelt hatten. »Wir nutzen die allgemeine Verwirrung und verdrücken uns auf demselben Weg, den wir gekommen sind. Vergesst nicht, auf der Treppe eure Masken abzunehmen, damit ihr in

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