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1665 - Boccus Traum

Titel: 1665 - Boccus Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wollte er im Dorf sein. Es ging leicht bergauf, das machte ihm jetzt doppelt zu schaffen.
    Ein Stück noch. Er hatte zuletzt ein Wäldchen durchquert und sah jetzt einen aus Palisaden errichteten Zaun, der das fremde Dorf umgeben mußte. Der große Baum ragte dahinter weit auf, und als Boccu blinzelte, erkannte er die Spitzen einiger Runddächer hinter dem Zaun. Attan hatte ihm solche Hütten gezeigt.
    Weiter! zwang er sich, aber jeder Schritt wurde schwerer. Der Pfad war inzwischen breiter geworden und lief genau auf ein Tor im Zaun zu, das einen Spaltbreit offenstand.
    Boccu hörte jetzt Geräusche - Stimmen und dumpfe Schläge von irgendwelchen Werkzeugen.
    Er blieb stehen, nur noch zwei Steinwürfe von dem Tor entfernt. Wieso zeigte sich keiner der Bewohner dieses Landes? Weshalb hatte er auf dem ganzen Weg hierher keinen einzigen zu Gesicht bekommen? „Ich ... kann nicht mehr", stieß der Nasran mit letzter Kraft hervor. Das war einen Augenblick, bevor sich seine Frage von selbst beantwortete, die er sich eben gestellt hatte.
    Kräftige Hände packten ihn von hinten an Hals und Armen. Boccu schaffte es noch, den Kopf halb zu drehen -und dann sah er den schweren Holzknüppel, der mit voller Wucht auf seine Stirn herabsauste.
     
    *
     
    Sie waren doppelt so hoch wie breit und sahen aus wie Tonnen auf zwei stämmigen, kräftigen, aber kurzen Beinen. Ihre Arme waren ebenfalls muskulös, aber doppelt so lang. Ihre Hände besaßen Finger, die dünn und beweglich wie kleine Schlangen waren, und sie hatten das Beste aus ihnen gemacht.
    Die Kirillaa waren ein Volk von Töpfern, Schmieden, Formern und Gestaltern aller Art.
    Sie verbrachten den ganzen Tag damit, aus besonderen Erden Gefäße zu schaffen, zu verfeinern und sie in großen Öfen zu brennen. Ihr Dorf war viel größer, als es Boccu zuerst vorgekommen war. Sie schmiedeten Eisen und hämmerten es zu Formen, die der junge Nasran nie für möglich gehalten hätte. Die Frauen verstanden es besonders gut, diese Formen dann zu bemalen, so daß sie manchmal wie echte Dinge aus der kleinen Welt wirkten, die dieser Stamm kannte.
    Denn die Kirillaa waren hinsichtlich ihres Landes genauso stur wie die Nasran. Boccu hatte nichts anderes erwartet. Sie entfernten sich nie weiter von ihrem Dorf, als sie es beim Zurückblicken noch sehen konnten. Sie hatten die gleiche Angst wie die Nasran davor, daß sie sich heillos in einer fremden Welt verirren und nie wieder zurückfinden würden, wenn sie den entscheidenden Schritt zuviel taten.
    Warum, fragte sich Boccu, als er sich von den Kirillaa verwöhnen ließ, war das so?
    Wenn ein Stamm so dumm war, dann konnte das an denjenigen liegen, die ihn immer schon geführt hatten und die sich durch die Angst ihrer Leute die Macht sicherten.
    Aber zwei Stämme? Am Ende alle? Nach dem, was Attan ihm gezeigt hatte, mußte er davon ausgehen, daß es keinen einzigen vernünftigen Stamm auf der ganzen großen Welt gab. Warum war das so?
    Boccu wußte, daß er jetzt noch keine Antwort auf seine Fragen bekam. Er nahm von den Waldfrüchten, die man ihm anbot, und er trank von dem gereichten Wein. Die Kirillaa waren mehr als nur freundlich zu ihm. Sie verehrten ihn inzwischen, und vielleicht hatten sie noch immer ein schlechtes Gewissen, weil sie ihn niedergeschlagen und bewußtlos in ihr palisadengeschütztes Dorf geschleppt hatten.
    Er durfte es ihnen nicht übelnehmen. Sie liebten ihre Schätze und hatten eine Heidenangst davor, daß man sie ihnen wegnehmen könnte. Sie hatten Legenden, in denen schreckliche Ungeheuer vorkamen, die alles raubten oder zerstörten, was sie nur greifen konnten.
    Seltsamerweise sahen diese Ungeheuer aus wie Nasran, nur dreimal so groß.
    Deshalb waren die Sammler ganz außer sich gewesen, als sie ihn im Wald entdeckt hatten, hatten sich herangeschlichen und ihn von hinten überwältigt. Sie hatten ihn für eines der Ungeheuer gehalten, eben in einer kleineren Version. Und es hatte Boccu ganze vier Tage gekostet, bis er den Kirillaa endlich klarmachen konnte, daß er nicht der - oder das - war, wofür sie ihn hielten, und nichts von ihnen wollte.
    Dazu hatte er sich seiner Hände und Füße bedienen müssen, denn die Sprache der Kirillaa war tatsächlich sehr viel anders als die der Nasran. Nur wenige Wörter klangen gleich, und noch weniger bedeuteten auch das gleiche. Aber er hatte sich ihnen verständlich gemacht, und weil es für sie undenkbar schien, daß er von einem anderen Stamm kam, hatte er sich

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