1665 - Boccus Traum
werden hoffentlich bald wissen, wie sie sich selbst nennen.
Wer Ohrenschutz benötigt, sollte ihn sich schnell besorgen. Ich möchte bei dem Volk landen, das wir als erstes beobachten konnten. Wir werden natürlich Schutzanzüge tragen, die wir aber nicht unbedingt geschlossen halten müssen. Abgesehen vom kurzen Horizont, bietet der Planet für uns geradezu ideale Lebensbedingungen und macht einen sehr friedlichen Eindruck. Der H5 bringt uns auch nicht um. Aus dem Grund werden wir vorläufig auch auf die NEPTUN-Truppe verzichten. Gibt es noch Fragen?"
Jeder hatte genug, aber niemand stellte sie, denn die Antworten würde Perry Rhodan nicht geben können. „Wir warten einen Planetentag ab", bestimmte Rhodan. „Ich möchte die Watschler nicht gerade bei Nacht überraschen. Außer dem von ,mir geführten Trupp werden fünf weitere Erkundungskommandos auf Trantar landen. Henna Zarphis hat darum gebeten, eines davon zusammenzustellen. Alles Weitere erfahrt ihr gleich von ihr. Ich habe jetzt noch etwas anderes zu erledigen."
Er verließ die Zentrale, nachdem er sich für die nächsten Stunden verabschiedet hatte, und machte sich auf den Weg zu den Zwillingen.
*
Er wollte die beiden bestimmt nicht quälen. Er wollte sie nicht testen. Er war natürlich begierig darauf herauszufinden, welche geheimen Begabungen wirklich in ihnen schlummerten oder auch nur in Mila, aber es lag ihm fern, dies durch Gewalt zu erzwingen.
Dennoch sah er die Chance, die ihm dieser Planet vielleicht bot. Mila und Nadja hatten immer zusammengelebt. Unter normalen Bedingungen durften sie sich nicht weiter als maximal einen Kilometer voneinander entfernen, wenn Mila nicht ihre schrecklichen Anfälle bekommen sollte.
Und wie war es hier?
Der Horizont war auf Trantar auf eine noch nicht zu erklärende Weise verkürzt, und zwar in völligem Gegensatz zu den tatsächlich existieren müssenden Gegebenheiten des Planeten. Soviel stand fest. Aber kein Mensch und keine Positronik konnte sagen, ob dies ein rein physikalischoptisches Phänomen war oder auch ein real spürbares.
Die plötzliche Umkehr der „Musikantengruppe" sprach dafür, aber das konnte sich Rhodan natürlich nur einbilden.
Er fragte sich, wie Mila auf den kurzen Horizont reagieren würde. Bekam sie ihre Anfälle dann, wenn sie erst fünfhundert Meter von ihrer Schwester entfernt war, oder geschah es noch früher?
Perry Rhodan war sich darüber im klaren, daß er sie für ein entsprechendes Experiment mitnehmen wollte. Um mehr über diese Welt zu erfahren und über die Zwillinge selbst.
Aber sie mußten sich einverstanden erklären. Rhodan glaubte, daß das Vertrauensverhältnis zwischen ihnen mittlerweile so gut war, daß sie sich nicht etwa durch seine Bitte unter Druck gesetzt fühlten und möglicherweise nur seinetwegen zusagten.
Wie kaum anders erwartet, fand er Voltago bei ihnen. Er begrüßte Nadja und Mila freundlich, als sie ihm öffneten, und entbot dem Kyberklon ein sarkastisches „Lange nicht mehr gesehen".
Voltago schwieg. Er stand wie eine schwarze Statue, ein Homunkulus ohne Haut und Haar und mit zwei Wadenblöcken, in denen sich ungeheure Energien erzeugen ließen, zwischen den beiden Wohnlandschaften, in die Nadja und Mila ihre sehr geräumige Kabine an Bord der ODIN geteilt hatten. Sie lebten und schliefen zusammen in diesen Räumen. Sie waren geschmackvoll eingerichtet. Im Hintergrund spielte leise, langsame und verträumte Musik, die geradewegs aus den hellen Wänden zu kommen schien. „Wir haben mit deinem Besuch gerechnet, Perry", sagte Nadja. „Wir sind über Trantar informiert."
Rhodan zeigte sich nicht überrascht. Er musterte die beiden Schwestern, die sich fast zum Verwechseln ähnelten. Sie erleichterten es ihm und anderen durch verschiedene Bekleidung, sie zu unterscheiden. Beide waren knapp einen Meter achtzig groß und eigentlich nicht besonders hübsch zu nennen. Sie sahen eher durchschnittlich aus, hatten natürlich andere Qualitäten. Sie waren brünett, grauäugig, und ihre Haut war blaß mit einem leicht grünlichen Stich. Die Stirn war leicht vorgewölbt. Die Zwillinge waren am 28. Januar 1171 NGZ auf Zwottertracht in der Provcon-Faust geboren worden, als um 11.45 Uhr für kurze Zeit der Kunstplanet Wanderer dort materialisierte und ES' Boten Homunk absetzte. Ihr vincranisches Erbgut konnten sie in 'ihrem Aussehen nicht verleugnen.
Nadja holte ein Glas, füllte es mit Wein und reichte es ihm. Sie lächelte.
Sie zeigte keine
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