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1668 - Die Türme von Canaxu

Titel: 1668 - Die Türme von Canaxu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schreckte Atlan auf.
    Niisu öffnete die Augen. Wenn die Umgebung ihn überraschte, so zeigte er nichts davon. „Ich habe dich allein hierhergebracht", sagte Atlan. „Wir sind nicht im Urwald, aber wir sind sehr dicht dran, Niisu. Kann ich etwas für dich tun?"
    Als er diese Augen sah, hegte Atlan kaum mehr Hoffnung. Doch er zwang sich, den Blick nicht als verschleiert zu deuten, die Miene nicht als resigniert, dem Tod nahe. „Wasser ... Wasser, Atlan ..."
    Der Arkonide hätte ihm leicht Wasser aus den Vorräten des Medorobots geben können; doch dafür hätte er die ATLANTIS nicht verlassen müssen. Nein, was Niisu brauchte, war das Wasser seiner Heimat. Der Nomade schloß die Augen. Er war schnell wieder eingeschlafen.
    Atlan wählte aufs Geratewohl eine Richtung und marschierte Richtung Norden, mehrere Kilometer weit. Das Blau der Umgebung, auf den ersten Blick eine Erscheinung von strenger Schönheit, wirkte auf die Dauer einschläfernd. Schon spürte er, wie ihm die Farbe auf die Nerven fiel. Er hatte Blau nie sonderlich gemocht. Aber derlei Gedanken brachten ihn nicht weiter; statt dessen hielt er nach Abweichungen in der Landschaft Ausschau. Nach einer Weile entdeckte er eine Buschinsel, dunkelultramarin gefärbt, und hielt darauf zu.
    Im Unterholz raschelte es. Das Ultraschallsignal aus seinem Armband schlug eine ganze Kolonie von Tieren in die Flucht, bis der Strom mit einer Prozession schneckenartiger, stachelbewehrter Kriecher endete. Aber selbst deren Körper zuckten in heller Panik.
    Cessie Briehm zeigt ihren Wert.
    Atlan bahnte sich einen Weg durch das Flechtwerk der Zweige. Und in der Mitte fand er einen kleinen Tümpel. Das Wasser sah frisch und klar aus, es erweckte auf den ersten Blick Vertrauen. Aus seinem Rucksack zog er einen Zehnliterbeutel, kniete am Rand des Tümpels nieder und schöpfte den Beutel voll. So beladen machte sich der Arkonide auf den Rückweg.
    Als er die Lagerstelle erreichte, schlief Niisu immer noch. Er hielt seinen Beutel dem Medorobot hin - der wiederum seinen eigenen Speicher füllte. Niisu erhielt durch feine Schläuche seine Ration. „Also warten wir...", murmelte Atlan.
    Er legte sich auf den Rücken, wo der Boden weich war, und schloß die Augen. Ein Unsterblicher benötigte wenig Schlaf. Also horchte er nur und versuchte, die Eigenarten des Planeten in sich aufzunehmen. Das Rauschen der Bäume, das manchmal wie ein Stöhnen klang; das Schwirren von etwas, das er auch mit geöffneten Augen nicht sehen konnte; den Geruch der Blütenkelche, die kurz vor der Reife standen. Ein Raumfahrer seines Alters kannte unzählige Welten. Er hatte sie nicht gezählt. Es war jedesmal ein neues Abenteuer: selbst bei kahlen, toten Welten, wie sie der Kosmos in Hülle und Fülle bereithielt.
    Auf Canaxu jedoch barg jede Ecke eine neue Überraschung, und Atlan war froh, daß er sie mit eigenen Augen sehen konnte. Cessie Briehm hin, galaktische Gesetzgebung her - nichts übertraf das Gefühl, seinen Fuß auf fremden Boden zu setzen.
    Schmerzenslaute beendeten den Gedankengang.
    Der Arkonide kam ansatzlos hoch. Mit dem nächsten Atemzug war er an Niisus Seite. „Was ist los?"
    „Er leidet Qualen", antwortete der Medorobot. „Aber sein Zustand bessert sich."
    „Gib ihm mehr von diesem Wasser."
    Der Tag verstrich ereignislos, ohne daß der Nomade ein zweites Mal aufgewacht wäre.
    Mit einem hauchzarten Geräuschkonzert brach die Nacht herein. Atlan schlief wie das sprichwörtliche terranische Murmeltier.
     
    *
     
    Als er am nächsten Morgen die Augen öffnete, war Niisu bereits wach. Strahlend violetter Himmel hatte ihn geweckt, und das grüne Gesprenkel, das sich wie ein Band über die Ebene zog, bestand aus einem Wolkenfeld in großer Höhe. „Es wurde Zeit", sagte eine nasale Stimme.
    Atlan richtete sich auf. Seine Knochen fühlten sich steif an, er trat aber neben den Nomaden und musterte ihn aufmerksam. Noch sah Niisu schwach aus. Gegen die Totenmaske jedoch, die gestern sein Gesicht gewesen war, wirkte er jetzt sehr lebendig. „Du hast dich erholt", stellte er fest. „Ich freue mich darüber. Aber du bist noch schwach ..."
    „Das ist wahr, Atlan."
    Ein feines Lächeln huschte über die Züge des Arkoniden.
    Etwas störte den beschaulichen Augenblick. Was? Niisu reckte den Hals, als horche er angestrengt in die Umgebung. Atlan folgte seinem Beispiel, nahm aber nichts wahr, was über das Rascheln der Millionen Blütenkelche hinausging. „Was ist los, Niisu?"
    Der Nomade

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