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1668 - Die Türme von Canaxu

Titel: 1668 - Die Türme von Canaxu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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der Genetik. Offenbar nimmt dieser Nomade über seine Nahrung Informationen auf. Frag nicht, wie das möglich ist.
    Niisu biß ein Stück von der Wurzel ab und kaute langsam, ohne Genuß, aber mit sehr viel Hingabe. Es sah aus wie ein rituelle Handlung. „Niisu ... Ich möchte wissen, ob es auf der ganzen Welt solche Wurzeln gibt."
    „Ja. Überall, wo ich hinkomme." Niisu sprach mit vollem Mund. „Natürlich ist es so.
    Ich habe nie etwas anderes gehört. Manchmal ist es schwer, die Frucht zu finden, aber wir Nomaden haben unseren Instinkt."
    „Und wenn ihr keine aufspürt?"
    „Dann müssen wir Nahrung essen, die wir nicht kennen. Oft ist das tödlich. Ich habe viele Nomaden sterben sehen."
    „Kann ich ein kleines Stück von der Wurzel probieren?"
    „Ja."
    Niisu kaute unbeeindruckt weiter. Den letzten Bissen stopfte er nicht in den Mund, sondern warf ihn Atlan zu. „Willst du nicht essen?" fragte der Nomade. „Nicht jetzt", log Atlan. „Vielleicht später."
    „Hoo! Wie du meinst."
    Niisu legte sich ohne weiteren Kommentar in der Senke nieder, rollte zur Seite und schlief ein. Atlan setzte sich an den Rand. Es würde bald Abend werden. Zwischen zwei Fingern der linken Hand drehte er das Wurzelstückchen nachdenklich hin und her.
    Schließlich hob er das Funkgerät an die Lippen und sprach leise: „Atlan an ATLANTIS.
    Ich habe einen interessanten Fund gemacht. Schickt sofort eine Space-Jet, um das Zeug zu untersuchen."
    Der glitzernde Diskus landete, noch bevor die Dämmerung hereinbrach. Atlan wurde sein Stück der sogenannten Frucht los und schickte die Arkoniden fort, bevor sie Niisu wecken konnten. Es gab nichts mehr zu tun für heute. Mit einem gewissen Respektabstand zum Nomaden streckte er seine Glieder aus. Der Tag hatte ihn erschöpft.
    Atlan träumte wirre Dinge, die ständig um eine Wurzel und um einen Turm kreisten und um ein fürchterliches Geheimnis, das beide miteinander verband.
    Am nächsten Morgen weckte ihn ein frischer Windstoß. Die Sonne war aufgegangen, ihr durchdringender Glanz brach sich in den höheren Atmosphäreschichten und warf kaskadenartige Reflexe über das Blau der Ebene.
    Atlan richtete sich auf. Das erste, was er wahrnahm, war Niisu - oder eben nicht, denn der Nomade war verschwunden. Seine Fußspuren zeichneten sich trotz der Brise im lockeren Torfmull ab. Er war nach Westen gegangen, und der Tiefe der Spuren nach zu urteilen, konnte das nicht lange hersein.
    Atlan beschirmte mit einer Hand seine Augen. Nichts. Keine Spur von dem Trepecco. „Suchst du etwas?"
    Auf dem Absatz fuhr er herum. Und da stand der Nomade, auf der anderen Seite. Er hätte sich so lautlos genähert, daß plötzlich ein ganz anderes Wesen vor ihm zu stehen schien. Eines, das mit seiner Umgebung verschmolzen war und das jeden Moosflecken in weitem Umkreis kannte. Niisu war zu einem Teil der Ebene geworden. Es war ein seltsames Gefühl, so etwas wahrzunehmen, zumal es keine Anhaltspunkte gab. Äußerlich betrachtet war Niisu noch derselbe. Sein Verhalten aber... „Ich habe dich gesucht, Niisu", räumte der Arkonide ein. „Ich fürchtete, du hättest mich verlassen."
    „Habe ich gestern nicht gesagt, daß du mit mir kommen kannst?"
    „Ja."
    „Dann meine ich das auch so. Mach dir keine Sorgen."
    „Was ist mit der Frucht?"
    „Meine Verdauung ist - nicht sehr gut, aber ich weiß nun in diesem Land Bescheid.
    Das war auch der Grund, weshalb ich so früh aufgewacht bin. Es war dieses ... Geräusch von deinem Handgelenk."
    Das Ultraschallsignal, erkannte Atlan. Und er fügte hinzu: „Das hast du doch schon die ganze Zeit gehört."
    „Ja. Aber bisher wußte ich nicht, daß es für eine tödliche Gefahr steht."
    „Ich dachte, es sei der Ruf eines Vogels."
    „Das stimmt auch, ich kenne den Boyang jetzt... aber Boyangi schützen sich nur, indem sie ein anderes Geräusch imitieren. Seien wir froh, wenn wir es niemals hören. - Bist du bereit zum Aufbruch?"
    „Ich habe noch nichts gegessen."
    „Dann beeile dich. Es gibt einen Turm zu bauen."
    Atlan schaute voller Erstaunen auf. „Einen Turm? Wo?"
    „Sehr weit entfernt. Wir werden zwei Wochen unterwegs sein."
    „Ist dir das eben eingefallen? Oder woher weißt du das so plötzlich, Niisu?"
    Im humanoiden, trotzdem fremdartigen Gesicht des Nomaden breitete sich etwas aus, das an ein ironisches Lächeln erinnerte. „Ich habe die Frucht gegessen, Atlan. Vergiß das nicht."
    Der Arkonide hatte das Gefühl, mit jeder Antwort gegen eine neue Mauer zu

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