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1668 - Die Türme von Canaxu

Titel: 1668 - Die Türme von Canaxu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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der Energie ab oder von der Art der Begebenheit.
    So machte es durchaus Sinn, Canaxu zu überfliegen und „Ausschau" zu halten. Eine Vielzahl von Biotopen existierte. Gebirge und Vulkanhöhen, Trockensteppen neben Flußdeltas, 400 Netzstrecken lange Flüsse, Eisgebiete, Seenplatten, Todeswüsten.
    Colounshaba beneidete niemanden, der dort unten leben mußte.
    Zwei Stunden trieben sie dahin.
    Die Konstrukteurin umflog den Sturm, änderte den Kurs wieder und ließ die Scheibe über das Gebirge treiben. 3500 Fadenlängen Höhe erreichte mancher Gipfel, was eine ganze Menge war. Mgiraneas verwies auf konzentrierte Mineralstoffe und Mikrolebewesen im roten Schnee. Es war pures Gift. Aber was den einen Körper umbrachte, diente dem anderen als Nahrung. „Noch immer nichts?"
    „Nichts", gab der Nakk kurz zurück.
    Keine Daten, kein Resultat. Nach einer weiteren Stunde war sie den Südkurs leid und zog die Scheibe westwärts, auf ein weit entferntes Wüstengebiet zu. Mit Mgiraneas' Hilfe suchte sie den Horizont ab. Und dort, am Rand der Wüste, tauchten die ersten Nomaden auf. Colounshaba beschloß, ihnen einen Besuch abzustatten
     
    2.
     
    Die Trepeccos starrten nach oben, gegen die tiefstehende Sonne, und zwar bevor die Scheibe sie erreicht hatte. Sie verfügten über einen scharfen Blick. Mgiraneas holte sie für Colounshabas Knopfaugen nahe heran. Sechzehn Gestalten waren es, davon schienen drei seltsam deformiert, mit einem klobigen Auswuchs im Nacken. Es handelte sich nicht um Auswüchse, sondern um eigenständige Wesen, die auf den Schultern der Nomaden-Läufer hockten.
    Frauen, dachte sie. Eine Laune der Natur hat sie verkümmern lassen. Dennoch kommt ihnen eine wichtige Bedeutung zu, weil die Männer sie sonst nicht tragen würden. Auf einer Welt wie Canaxu gab es keinen Raum für Sentimentalität. Wer nicht seinen Beitrag zum Überleben leistete, war hier so gut wie tot.
    Unbeirrt steuerte sie abwärts, in flachem Bogen auf die Gruppe zu. Zehn Fadenlängen entfernt ging der Schlitten nieder. „Ich grüße euch!" sang sie laut. Ihr Translator stieß dumpfe Laute aus, die einem arcoanischen Gehör wenig schmeichelten. „Mein Name ist Colounshaba. Ich komme in friedlicher Absicht."
    Doch die Antwort fiel ganz anders aus, als sie wartet hatte. „Kommst du aus dem Jenseits-Land?"
    Einen Augenblick lang war sie sprachlos. Pogeum, der Rechner, registrierte die Äußerung, ohne jedoch dem Ausdruck Jenseits-Land etwas hinzuzufügen. „Nein", erwiderte die Konstrukteurin, „wir haben mit eurem Jenseits-Land nichts zu tun."
    „Dann haltet uns nicht auf."
    „Ihr werdet ein paar Minuten Zeit haben."
    Jetzt sprach die Frau, die auf der Schulter des größten Läufers hockte. Ihre Haltung interpretierte Colounshaba als feindselig, ihren Tonfall als von Ungeduld diktiert. „Kannst du diese Felseninsel dahinten sehen?"
    Colounshaba erkannte eine Art Hügel, nicht besonders groß, ohne Vegetation oder Wasservorkommen. „Ich sehe sie."
    „Dann mußt du wissen, daß wir nur zwei Stunden Frist haben, die Insel zu erreichen."
    „Weshalb?"
    „Weil wir sonst sterben. Ein Sturm ist im Anzug."
    Colounshaba beugte sich zu Mgiraneas hin und befragte den Orter. Das Ergebnis war eindeutig: Es gab keinen Sturm, in weitem Umkreis nicht. „Du täuschst dich", sagte sie: „Nein", gab die Trepecco-Frau stur zurück, „ich habe die Frucht gegessen. Ich kann mich nicht täuschen."
    Die Nomaden wandten sich von der Scheibe ab, warfen nur hin und wieder einen Blick zurück und wanderten geradeaus, direkt auf die Felseninsel zu. Ihr Marschtempo war gering. Colounshaba wußte, daß ein Mensch bei dieser Wüstentemperatur nicht lange überlebt hätte. Quarzsand reflektierte das Sonnenlicht in alle Richtungen, man konnte die Helligkeit nicht abwehren. So gesehen waren die Trepeccos gut unterwegs. Zwei Stunden für die Strecke, das sah nach einer realistischen Schätzung aus. „Was meinst du, Paunaro? Warten wir ein bißchen ab?"
    Der Nakk gab keine Antwort. So war es immer, wenn man sich aus seiner Begriffswelt entfernte. Viele Stunden lang konnte man mit ihm über die Form des Supraraums sprechen, über seine mathematische Struktur, seine innere Schönheit. Nicht aber über eine Wüste oder über einen Sturm. Colounshaba blieb einfach hocken. Ihr Leuban heizte sich auf, je länger sie der Sonne ausgesetzt war. Und nach eineinhalb Stunden ergaben sich erste Zeichen eines Sandsturms. Böen pfiffen durch die Einöde, Staub wurde

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