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167 - Tor in die Vergangenheit

167 - Tor in die Vergangenheit

Titel: 167 - Tor in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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schwimmen und einfach dem erstbesten Wasserwild aufzulauern. Es kam vielmehr darauf an, geduldig zu warten, bis es den Schöpfern gefiel, dem Kandidaten eine Jagdbeute zu zeigen, nämlich die für ihn bestimmte und somit einzig denkbare Beute.
    Sie hatten den Tiefen Graben zur Hälfte überquert, als Gilam'esh nach zwei Tagen eine kleine Horde wilder Dickzahn-Wulrochs entdeckte – und seine Beute erkannte.
    »Der alte Bulle gehört mir«, sagte er. Sonst nichts. Seine letzten vom Ritual gestatteten Worte waren ausgesprochen.
    Von nun an galt das Schweigegebot.
    Die drei Erwachsenen, mit denen er die Hauttasche teilte, antworteten nicht; weder sein Erzeuger, noch der Hochrat, noch sein Lehrer. Die Verfärbung ihrer Scheitelflossenkämme verriet Gilam'esh jedoch, dass sie erschrocken waren. Der normalerweise rot, blau und violett schillernde Scheitelkamm seines Vaters war zu einem matten Türkis erblasst. Gilam'esh entging es auch nicht, dass er den Blick des Hochrates suchte.
    Doch Ardi'bud blickte starr am Schädel des Thuraina vorbei durch die Membran, die sich über ihren Köpfen wölbte.
    Siebenhundert Längen entfernt, knapp unterhalb der hell schimmernden Wasseroberfläche, tummelten sie sich: drei Kühe, drei Jungtiere, zwei Bullen; ein junger und alter.
    Auf mentalem Weg teilte der Hochrat Gilam'eshs Entscheidung den drei Ditrydree im zweiten Reitfisch mit.
    Kurz darauf stiegen beide Tiere der Wasseroberfläche entgegen und nahmen Kurs auf die Dickzahn-Wulrochs.
    Die Dickzähne waren die zweitgrößte Wulroch-Rasse auf dem Rotgrund. Nur im Südmeer gab es noch welche, die bis zu dreißig Längen erreichten. Die Nordmeer-Wulrochs wurden bis zu zwölf Längen groß, hatten einen blauen Schuppenpanzer und waren äußerst beweglich. Die beiden fleischessenden Hydreevölker auf dem Rotgrund schätzten sie als Jagdbeute.
    Häufig entdeckte man sie nahe der Wasseroberfläche, denn alle Wulrochs waren Lungenatmer. Obwohl sie stundenlang tauchen konnten, mussten sie doch regelmäßig an die Wasseroberfläche zurückkehren.
    Die Jagd hatte begonnen, einen Weg zurück gab es nicht mehr.
    Eine der Kühe bemerkte die heran schießenden Thurainas, als sie sich der Herde bis auf dreihundert Längen genähert hatten. Sofort hörten Gilam'esh und seine Begleiter das typische gackernde Quietschen. Über viele tausend Längen hinweg war ein Warnruf der Dickzahn-Wulrochs zu hören. Die Tiere sprangen einen letzten flachen Bogen aus dem Wasser.
    Die mächtigen, gebogenen Stoßzähne der Bullen, denen ihre Rasse den Namen verdankte, glitzerten noch einmal im schon matten Licht auf. Danach tauchten sie steil in die Tiefsee hinab.
    Die Hydree von Tarb'lhasot steuerten ihre Reitfische bis in eine Tiefe von weniger als sechshundert Längen. Das Lichtende war längst nah, und so wurde es mit jeder Tiefenlänge rasch finsterer. Bald streuten die Kiemenwülste der Thurainas gleißendes Licht in die von ihren Flossen und Muskeldüsen aufgewirbelten Wassermassen.
    Dem Wasserdruck jenseits der Siebenhundert-Tiefenlängen-Marke hielten weder Thurainas noch Hydree stand. So glitten die Reitfische etwa fünfhundertachtzig Längen unter der Nordmeeroberfläche dahin und hielten den Nordkurs der Dickzahn-Wulrochs. Irgendwann mussten sie ja doch wieder auftauchen.
    Die Herde war leicht zu erkennen. Sie verriet sich durch die knarrenden Laute, mit denen sich die Tiere untereinander verständigten. Die Cockpittaschen der Thurainas waren mit zahlreichen Raffinessen aus den Labors der Bionetiker ausgerüstet. Dazu gehörte auch ein Schallwellensensor.
    Die Reitfische trugen den jungen Jäger und seine Begleiter über den Tiefen Graben. Zwei Stunden vergingen, und die Dickzahn-Wulrochs dachten noch immer nicht daran, wieder aufzutauchen. Kurz vor dem Anstieg des Großen Nordhangs durchquerten die sieben Hydree von Tarb'lhasot die warmen Wassermassen der Euso'lot-Strömung.
    Euso'lot war der fähigste und berühmteste Wissenschaftler gewesen, der jemals die Ozeane des Rotgrunds durchquert hatte; leider kein Ditrydree, sondern ein Ikairydree. Vor sechshundert Umläufen geboren und vor zweihundert gestorben, hatte er die Grundlagen für die Bionetik entwickelt und damit die Wissenschaft der Hydree zu dem gemacht, was sie heute war. Weder Städtebau, noch Langstreckenverkehr, noch Energiewirtschaft, wie sie zu Gilam'eshs Zeiten betrieben wurden, wären ohne Euso'lot denkbar gewesen.
    Achtzig Umläufe vor seinem Tod hatte er am Grund des Tiefen Grabens

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