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167 - Tor in die Vergangenheit

167 - Tor in die Vergangenheit

Titel: 167 - Tor in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Reit-Thurainas mit den Erwachsenen. Sie würden die Dickzahn-Wulrochs umkreisen, damit sie nicht in die seichteren Gewässer oberhalb des Hangs schwammen und von dort zum Nordpol flohen. Im kalten Eismeer, womöglich noch unter einer Eisdecke, würden Gilam'eshs Chancen gegen Null sinken. Die Ditrydree vertrugen Kälte nur sehr begrenzt.
    Gilam'esh beobachtete die Wasseroberfläche über sich. Bald entdeckte er die acht Schatten der Wulroch-Herde. Er konzentrierte sich auf den größten, den Bullen. Mit seinen mentalen Sensoren tastete er nach dessen Hirnströmen. Als er sie zu spüren glaubte – sie fühlten sich erregt an –, begann er die Knack- und Quieklaute eines balzenden Wulroch-Bullen zu imitieren.
    Eine Zeitlang geschah gar nichts, außer dass der dumpfe Geist des alten Bullen in noch größere Erregung geriet.
    Gilam'esh nahm an, dass sich zu der Angst vor den Hydree-Jägern nun noch die Wut auf einen Rivalen gesellte, der seine missliche Lage ausnutzen wollte. Der junge Kandidat löste das Netz von Hüfte und Oberkörper.
    Bewegung kam in die Herde. Der Bulle entfernte sich ein Stück von ihr, schwamm dem Seegrashang entgegen, dann wieder zurück zu seiner Herde, machte sich erneut auf den Weg nach unten. Die Lichter der heimatlichen Reitfische waren jetzt nur noch blasse Flecken in der Ferne.
    Der Bulle schwamm die größte Wulroch-Kuh von hinten an, stieß seinen Kugelschädel hinter ihre Rückenflosse und trieb sie auf diese Weise hangabwärts. Die restliche Herde schwamm ihr hinterher. Nach und nach verschwammen die dunklen Schemen ihrer wuchtigen Körper mit der Dunkelheit über dem Tiefen Graben.
    Der Bulle aber begann über dem Seegrashang zu kreisen.
    Etwa dreihundert Längen von Gilam'eshs Deckung entfernt belauerte er das unter ihm wogende Gras. Er stieß knisternde Kehllaute aus, die typischen Kampflaute eines Dickzahn-Wulrochs. Gilam'esh imitierte sie. Augenblicklich änderte der Bulle seinen Kurs; ohne zu zögern schwamm er auf Gilam'esh zu. Sehen konnte er seinen Herausforderer nicht, doch dank seiner Schallsensoren hatte er das Versteck des jungen Hydree geortet. Schneller und schneller schwamm er. Bald zog er eine Schleppe aus Sand und aufgewirbeltem Wasser hinter sich her.
    Knapp achtzig Längen vor Gilam'eshs Deckung senkte er seine gebogenen Stoßzähne ins Seegras hinab. Die mächtigen, mehr als zwei Längen messenden Zähne pflügten durch das Gras. Aufgewühlter Sand, Geröll und abgerissene Pflanzenteile wirbelten rechts und links des mächtigen Körpers auf. Wütende Kampfrufe steigerten sich zu heiserem Keuchen.
    Als der Bulle bis auf fünfzehn Längen heran war, verstummte Gilam'esh. Er fasste den linken Stoßzahn des Bullen ins Auge und packte den Dreispieß mit der Rechten.
    Mit der Linken warf er das Netz nach oben, stieß sich kraftvoll zur Seite ab, und hielt dabei das Zugseil des Netzes mit der Linken fest.
    Der mächtige Stoßzahn erwischte das Netz. Drei oder vier Maschen glitten über seine Spitze. Sofort warf sich der Wulrochbulle nach oben und stieg der Wasseroberfläche entgegen, um seine vermeintliche Beute zu sichern. Seine Schwanzflosse schlug eine letzte breite Bresche in den Seegrashang. Sand und Pflanzenfetzen hüllten Gilam'esh vollständig ein. Seine einzige Orientierung war in diesen Momenten das Zugseil – es straffte sich. An seinem Jagdnetz riss das Tier den Jäger aus dem Seegrasfeld und mit sich nach oben. Wer war der Jäger, wer die Beute? Noch war alles möglich.
    Gilam'esh spürte das Gras und den Sand zwischen den Zähnen und in den Kiemen. Seine Rechte umklammerte das Zugseil, seine Linke hielt den Dreispieß zwischen seiner Brust und dem Schuppenhals des Tieres fest. Das stieg mit solch starker Beschleunigung zur Wasseroberfläche hinauf, dass die Strömung an Gilam'eshs Körper zerrte. Seine Schulter schmerzte, sein Ellenbogen, sein Handgelenk – um das hatte er das Zugseil geschlungen. Doch eher würde die Strömung ihm den Arm abreißen, als dass er loslassen und sich mit ihr nach unten ziehen lassen würde.
    Viele Herzschläge lang sah er nicht einmal den Schuppenhals des Wulrochbullen vor seinen membrangeschützten Augen. Erst als das Tier ihn aus der Wolke aus Gras und Sand und Schaum riss, konnte er dessen Schädelwölbung direkt über sich erkennen, und knapp darunter die feinen, fast durchsichtigen Schuppen über der Kehle. Der Rachen zwischen den Stoßzahnbögen klappte gierig und wütend auf und zu.
    Noch dreißig oder vierzig

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