1670 - Das Tribunal
Namen sowieso nicht merken können. „Bringt ihr uns in die Oberflächen-Bastion?" fragte er dann. „Ja", bestätigte der Vatachh. „Diese Bastion ist das DAMURIAL."
„Was bedeutet der Begriff?" fragte der Terraner bei desaktiviertem Translator, an niemand Bestimmten gewandt.
Als Ljany sich umdrehte und auf seine Leute zuging, ertönte dreimal hintereinander ein dumpfer Trommelschlag - ebenfalls über Helmfunk. Die Galaktiker kannten das schon.
Wenn die Lenker der Gish Raumanzüge trugen, benutzten sie natürlich keine Trommeln, sondern die in den Anzügen integrierten Synthesizer.
Das riesige Tor öffnete sich, wie von Geisterhänden bewegt. Ein Panzerschott. Dahinter schimmerte weiches gelbes Licht und wurde von unregelmäßigen Flächen stumpfgrauen Stahles oder Metallplastiks reflektiert.
Auf ein weiteres Trommelsignal hin wandte sich die Phalanx der Gish um. Sie formierte sich in Dreierreihen, die im Gleichschritt durch die Öffnung marschierten, flankiert von den neun Unterführern.
Ljany folgte ihnen in kurzem Abstand. Dahinter kamen dann die Galaktiker.
Die Raumsoldaten bewegten sich wie beim Eindringen in eine gegnerische Festung. Sie sicherten nach allen Seiten mit Hilfe ihrer Ortungssysteme, empfingen Informationen der Pikosyns teils als gesprochenes Wort und teils als Helmprojektionen. Die Spezialisten tasteten mit ihren hochwertigen Geräten die Installationen hinter Wänden, Böden und Decken ab und ließen ihre Pikosyns analysieren, was sie ermittelten.
Der Korridor hinter dem Außentor erwies sich als ziemlich kurz. Er endete vor einer massiven Stahlwand mit durch Gluthitze verbrannter und verformter Oberfläche.
Hier war der Weg zu Ende.
Die Gish-Vatachh wandten sich nach rechts in einen Korridor, der völlig aus dem Winkel geraten war. Die rechte Wand schien vormals der Boden gewesen zu sein. Alles war so verschoben, daß der Gang-Querschnitt einmal ein Parallelogramm und mal ein überschlagenes Viereck bildete. „Das war wohl kaum die Bauweise der hiesigen Altvorderen", bemerkte Henna Zarphis. „Alles hat sich einst durch starke Hitze verformt", sagte Mariaan ten Segura. „Ich bin daraufgespannt, ob wir hier zu einer Luftschleuse kommen."
Sie waren bereits da, hatten sie aber wegen der vor ihnen gehenden Gish nicht gleich gesehen. Ein Gangstück mit quadratischem Querschnitt lag davor; es endete an einem Schott.
Die Gish-Vatachh füllten die dahinterliegende Schleusenkammer zu zwei Dritteln. Es wurde ziemlich eng, als sich auch die Galaktiker hineinzwängten.
Dann schloß sich das Außenschott. Nach einer Weile übertrugen die Akustik-Sensoren der SERUNS ein schwaches Zischen, das sich schnell zu einem schrillen Pfeifen steigerte: einströmende Luft. „Ich hab's!" rief Hogan Trauter unvermittelt. „In Teamarbeit von Translator und Pikosyn wurde die Bedeutung des Begriffs DAMURIAL ermittelt. Es war nicht leicht, da das Wort aus einer Sprache kommt, die zwar mit der bisher bekannt gewordenen Sprache am Rand der Leere verwandt, aber nicht identisch ist."
Er machte eine Pause, dann fuhr er fort: „DAMURIAL bedeutet soviel wie Hochgericht, Hohe Gerichtsbarkeit oder Gerichtshof."
„Das klingt ja fast zum Fürchten", warf einer der Raumsoldaten ein: Nome Jackeroo, ein Gäaner mit scharfgeschnittenem hellbraunen Gesicht und schwarzem Kraushaar.
Ein paar Galaktiker lachten, doch richtige Heiterkeit kam nicht auf.
Als die Schleusenkammer mit Luft gefüllt war, glitt das Innenschott auf. Die Gish-Vatachh klappten ihre Druckhelme zurück.
Die Galaktiker warteten noch einen Moment, wie Rhodan es angeordnet hatte. Erst nachdem die Cybermeds ihrer SERUNS die Außenluft auf eventuelle Viren, Bakterien und andere gefährliche Bestandteile untersucht hatten und Kunar Seljuk ihren OKBefund bestätigte, atmeten auch sie die umgebende Luft ein. Allerdings ließen sie die Helme oben, da sie nur dann einige wichtige zusätzliche Funktionen erfüllten.
Danach führten die Gish-Vatachh sie weiter. Dabei stellte sich heraus, daß das Innere des DAMURIALS ein wahres Labyrinth aus verwundenen Korridoren, Kammern mit schiefen Wänden, Luftschleusen, Panzerschotts und dazwischen immer wieder Energieschirmen war. Schmelzvorgänge hatten zwar alles verformt, aber irgendwann später war- alles technisch aufwendig ausgebaut und nutzbar gemacht worden. „Der gesamte Komplex ist in jede Menge Sicherheitszellen unterteilt", stellte Mariaan ten Segura fest.
Die Akonin benutzte dabei eine Frequenz, die
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