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1671 - Fluchtpunkt Mars

Titel: 1671 - Fluchtpunkt Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Weg zum nächsten Antigrav, ließ sich empor zur Nullebene bringen und rannte auf die Schleuse zu. Die Syntrons stellten keine Fragen, sie kannten diese Verhaltensweise bereits, wenn es der Ärztin zu eng wurde und sie hinaus „an die Luft" mußte.
    Die Schleuse spie sie aus; Elvira machte einen Schritt ins Freie und befand sich übergangslos im Bereich minimaler Schwerkraft. Hinter und neben ihr stiegen die Energieblasen der urbanisierten Bereiche empor, angefüllt mit einer Unmenge in sich verschachtelter Gebäude. Der gesamte Saturnmond sah so aus. Ohne Ausnahme handelte es sich um medizinische Gebäude. Mimas galt neben Tahun und Aralon als wichtigstes Medocenter der Galaxis.
    Elvira Donja wandte sich in die Richtung, in der die Ursprünglichkeit des Trabanten mit seiner dünnen Atmosphäre und seiner verkrusteten Oberfläche erhalten geblieben war.
    Befreit atmete sie durch und hüpfte in weiten Sprüngen davon. Es dauerte nicht einmal fünf Minuten, bis sich ihr Wohlbefinden deutlich besserte. Zwei Kilometer von den Kuppeln aus Energie entfernt hielt sie an und starrte in den Weltraum. Sie fixierte die Sterne des Nachthimmels und versuchte jene Position zu ermitteln, an der sich ihre Heimat befand. Kein Trabant, kein Planet. Eine Station unter vielen, die innerhalb einer Raumkugel mit zwei Lichtjahren Durchmesser um das Solsystem herum lagen, errichtet in den Jahren nach der MonosÄra. Speziell EXOPLAN THETIS ACHT. Dort kam sie her. Die Bewohner jener Kolonien mitten im Leerraum wurden allgemein als Exonaten bezeichnet.
    Exonaten fühlten sich auf großen Himmelskörpern nicht besonders wohl. Elvira Donja mit ihren 78 Jahren arbeitete seit eineinhalb Jahren auf Titan und Mimas, deren Größe und erdrückende Masse sich in Grenzen hielten. Terra hatte sie noch nie besucht. Den Mars kannte sie. Dort hatte sie einst ihre Ausbildung und ihr Examen gemacht. Aber das lag schon Jahrzehnte zurück. Damals hatte sie das Solsystem beinahe fluchtartig verlassen, und diesmal war sie auch nur zurückgekehrt, um ihr Wissen auf den neuesten Stand zu bringen. Den Exonaten lief niemand hinterher. Sie mußten sich schon selbst um ihre Existenz kümmern und nahmen daher so manche Reise und Widerwärtigkeit auf sich.
    Elvira hielt an und setzte sich auf einen erhöht liegenden Felsbrocken. Von hier aus hatte sie freie Sicht nach allen Seiten bis zum nahen Horizont. Obwohl sie aus einer Raumstation stammte und an die relative Enge gewöhnt war, überkam es sie hier auf Mimas immer wieder. Es hing mit dem Zeitablauf und den Lebens- und Dienstgewohnheiten zusammen. Auf EXOPLAN THETIS ACHT hatte sie pro Tag-Nacht-Phase mindestens vier Stunden, „im Freien" zugebracht. Sie war außerhalb der Wandungen der Station im Leerraum herumgeturnt. Hier lief alles anders. Nur sporadisch fand sie Zeit, ihrem inneren Drang nachzugeben. „Syntron, ich möchte eine medizinische Analyse über alle chemischen und psychosomatischen Vorgänge, die sich derzeit in meinem Körper abspielen", sagte sie.
    Der Pikosyn bestätigte. Das Ergebnis stellte sie in gewisser Weise zufrieden. Sie hatte damit gerechnet und lachte unterdrückt auf. „Lyndara", flüsterte sie. „Wenn du wüßtest, wie ähnlich wir uns in dem Bedürfnis sind, aus dieser Enge auszubrechen, dann würdest du mich vielleicht deine Schwester nennen. Aber es ist besser, wenn du es nie erfährst."
    Im nächsten Augenblick riß sie der Alarm aus ihren Gedanken. Er kam aus der Westflanke, wo die Ertruser steckten. Übergangslos vergaß Elvira Donja ihre Sehnsüchte. In weiten Sprüngen eilte sie auf die Energiekuppeln zu.
     
    *
     
    Es kommt wieder. Deutlich sehe ich es vor mir. Es ist da, irgendwo um mich herum.
    Tote Brüder und Schwestern, seid ihr es ?Seid ihr dort, wo es herkommt ?DRÜBEN?
    Wer kann mir sagen, was es ist? Es streckt seine tastenden Fühler nach mir aus. Es winkt mir.
    Bei allen Wundern des Multiversums. Ich weiß, daß ich mich nicht weigern darf. Es wäre ein Verbrechen.
    Tote Brüder und Schwestern, gebt mir ein Zeichen! Jetzt! Ehe es zu spät ist!
    O nein!
    Lyndara stieß einen Schrei aus. Er hallte durch ihr Gefängnis und kehrte in einem vielfachen Echo zurück. Der Schrei drückte all ihre Qual aus und verschaffte ihr für einen Augenblick Ruhe.
    Doch beim nächsten Atemzug war alles wieder wie zuvor.
    Es ist gekommen. Es ruft mich. Könnt ihr es hören? Poulkar, Nounser, Tredara, Krellin.
    Alle, die ihr mir Gesellschaft leistet und doch von mir getrennt seid,

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