1673 - Die Offenbarung der Veego
friedlicher Wesen.
Wir konnten nicht mehr weitermachen.
Alles war zu Ende.
*
Über Jahre hinaus konnte kaum einer von uns Heimat verlassen. Wir hatten versagt, alles mißachtet, wofür wir lebten, unseren Zweck nicht erfüllt. Die Arbeiten am Großen Modell stockten; wir schlössen uns zu einem großen Reigen zusammen und tanzten tagein, tagaus. Wir wußten nicht, was wir tun konnten, um dieses Entsetzen zu bannen.
Was war nur mit uns geschehen? Hatten wir uns der organischen Larve so sehr angepaßt, daß wir uns wie alle anderen Stofflichen verhielten?
Weshalb hatten wir nicht erkannt, daß unsere Bemühungen das Gegenteil erreichten?
Daß die Tees sich eben nicht wie so viele andere Völker verhielten, sondern von ganz anderer Art waren, ähnlich fremd wie wir? Wir hatten die Geistesverwandtschaft doch gefühlt, weshalb hatten wir dann diesen Fehler begehen können?
Vielleicht gerade deswegen. Wir hatten verleugnet, daß diese Wesen genauso scheu und zurückgezogen lebten wie wir und Angst vor Entdeckung hatten. Wir hatten es einfach überspielt und uns wie hartnäckige Kinder verhalten, die ein Spielzeug um jeden Preis haben wollten. Wie oft hatten wir solches Verhalten draußen studiert und uns darüber amüsiert!
Wir waren auf unser eigenes Überlegenheitsgefühl hereingefallen. Als wir zum ersten Mal die Möglichkeit sahen, die Große Leere zu ergründen, hatten wir die Fassung verloren und nur noch nach dem Gefühl, aber nicht mehr nach dem Verstand gehandelt.
Vielleicht hatten wir sogar recht gehabt mit dem, was wir den Tees vorwarfen. Wir hätten aber unsere Grenzen erkennen müssen und eine andere Strategie einschlagen sollen.
So jedenfalls, mit diesem Bewußtsein, konnten wir nicht weitermachen. Wir mußten erst lange Zeit in uns gehen, bis wir uns erneut auf den Weg machen würden und versuchten, einen Ausweg aus dieser Sackgasse zu finden.
*
Jahre vergingen so. Es war nicht so, daß wir in Selbstmitleid versanken wie einst die Tees; wir versuchten tatsächlich, darüber hinwegzukommen und uns erneut unserer Aufgabe zu widmen.
Es war eine Zeit der rasenden Entwicklungen, wie ich es bereits eingangs erwähnte.
Denn nun kehrte nicht allmählich das gewohnte Leben zurück, wie man vielleicht annehmen sollte, sondern es veränderte und entwickelte sich in unvorstellbarer Geschwindigkeit weiter. Von heute auf morgen war unser Volk in eine ganz andere, entscheidende Phase seines Daseins getreten.
Wir erhielten plötzlich Besuch, der uns völlig überraschte. Stets hatten wir Furcht davor gehabt, eines Tages entdeckt zu werden. Der da kam, war aber kein Raumfahrer, und er war auch kein Forscher und Eroberer.
Er war ein Gestaltloser - wie wir.
Aber er war viel mehr. Er war ein Vielwesen von großer Macht, etwas, das wir vielleicht auch hätten werden können, wenn wir uns alle aufgelöst hätten zu einer einzigen Daseinsform und uns aus dieser weiterentwickelt. Er hatte keinen Namen, sondern ließ sich Namen geben von den Wesen, mit denen er Kontakt aufnahm.
Wir nannten ihn schlicht Freund, denn wir fühlten uns ihm verwandt, wenngleich geistig unterlegen. Er hatte eine Daseinsform erreicht, die uns sehr fernlag.
Freund zeigte sich als aufgeschlossen und heiter. Er sagte nicht, woher er kam, weshalb er von uns wußte und gerade jetzt zu uns kam. Aber er versuchte uns zu trösten. Wir sollten aufhören, uns zu quälen, es würde alles zu einem guten Ende kommen. Wenn er sich auch nicht genauer darüber ausließ, so tat es doch gut, seine Worte zu hören; sie halfen uns zumindest aus unserer Lethargie.
Und er sprach weiter mit uns, daß er von unserer Arbeit wüßte und sie guthieße und wir dürften auf keinen Fall aufgeben.
Wie ernst er es meinte, machte er im folgenden klar: „Ich lade einen von euch ein, zu mir zu kommen, zu meiner Residenz, einer Kunstwelt mitten im Kosmos. Ich biete dort ein Geschenk an."
„Was für ein Geschenk?" fragten wir.
Freund zauberte ein Lächeln. Im Gegensatz zu uns drückte er sich mit einer Lautsprache aus, die wir jedoch mühelos verstanden, so, wie er unseren Farbengesang verstand. „Wenn ich dies sagte, wäre es doch kein richtiges Geschenk mehr, nicht wahr?"
„Aber es ist ein Geschenk für einen von uns", wandte ich ein. „Wer von uns soll es in Empfang nehmen? Ist er nur der Bote für alle, oder wird er es allein besitzen?"
„Er wird es allein besitzen."
„Doch wer soll dann gehen von uns?"
„Gibt es einen unter euch mit
Weitere Kostenlose Bücher