1680 - Gedanken des Grauens
Kopfschütteln an. »Aber so früh?«, flüsterte er. »Meinst du, dass es normal ist? Man ist dir schnell auf die Spur gekommen, und so etwas lässt tief blicken, meine ich, und auch du solltest darüber nachdenken.«
»Was willst du damit sagen?«
»Ich wollte dich nur auf etwas aufmerksam machen. Es könnte kritisch werden.«
»Dann müssen wir etwas tun!«
Ludwig deutete eine Verbeugung an. »Ja, das meine ich auch. Deshalb bin ich hier.«
»Gut. Ich warte auf deine Vorschläge. Was genau sollen wir tun?«
»Wir müssen sie ausschalten.«
Elisa lachte leise. »Und was ist mit unserem Chef, dem Professor, der von allem nichts ahnt?«
»Auch er muss weg.«
Ludwig hatte lapidar geantwortet. Keinesfalls wie ein Mensch, der einem anderen durch seine lange Mitarbeiterzeit verbunden war. Hier ging es darum, das einzig Wichtige in Szene zu setzen. Alles andere musste zur Seite geschoben werden. Die Frau gab keine Antwort. Sie schaute zu, was Ludwig tat. Er und sie waren zu Partnern geworden. Sie hatten sich gegen ihren Chef gestellt, nachdem ihnen klar geworden war, was sich in seinen Händen und unter seiner Kontrolle befand. Da war ihre Gier erwacht. Sie hatten wissen wollen, warum der Professor einen so alten und trotzdem normalen Gegenstand vor ihnen versteckte. Das hatte ihre Neugierde angeheizt. Sie hatten einen Plan geschmiedet und es war ihnen gelungen, den Professor zu hintergehen.
Sie hatten nicht mal einen Safe öffnen müssen, sondern nur einen normalen Schrank. Und sie hatten den Schädel gefunden. Es war nichts anderes als ein bräunlicher Totenkopf und ihnen war nicht klar gewesen, weshalb der Professor dieses Fundstück so versteckt gehalten hatte. Einige Zeit später hatten sie es herausgefunden. Da war die Kraft, die aus dem Altertum stammte und sich innerhalb des Schädels gehalten hatte, auch auf sie übergegangen. So hatten sie die Gedanken des Grauens erlebt. Das Güte war verschwunden, das Böse reagierte jetzt. Es hatte sie übernommen und steckte jetzt tief in ihnen. Es gab nichts anderes mehr für sie. Gehorchen stand an erster Stelle, und das hatte Elisa bereits getan. Es gab ihre Familie nicht mehr. Und sie würde weitermachen, auch wenn die Bullen sie suchten.
Genau das war für sie so etwas wie ein Stichwort, und sie fragte mit leiser Stimme:
»Hast du den Eindruck, dass die Männer gekommen sind, um mich zu finden?«
»Das weiß ich nicht.«
»Kannst du es dir denn vorstellen?«
»Ja.« Danach relativierte er seine Antwort. »Allerdings auf eine andere Art und Weise, als wir es uns vorstellen können.«
»Und aufweiche?«
»Ich habe dir schon gesagt, dass ich sie für gefährlich halte. Sie haben etwas an sich, das man nicht unterschätzen darf. Ich spürte es bereits bei ihrem Eintreten.«
»Kannst du genauer werden?«
»Nein, das kann ich nicht. Aber wir dürfen sie nicht unterschätzen, und ich denke, dass ich bereits einen Plan habe, mit dem du bestimmt einverstanden sein wirst.«
»Du willst sie töten!«
In Ludwigs Augen entstand ein Glanz. »Ja, ich werde sie töten. Ich muss sie töten, ich muss genau das tun, was mir der alte Schädel sagt.«
»Und was soll ich tun?«, erkundigte sich Elisa nach einer Weile des Nachdenkens.
»Das ist ganz einfach. Du hältst dich zurück. Ich werde dir Bescheid geben, wenn die beiden Schnüffler vernichtet sind. Dann gibt es nur noch einen.«
Elisas Lippen zogen sich in die Breite. »Du meinst unseren Professor, nicht wahr?«
»So ist es.«
Die Mörderin überlegte nicht lange. Sie nickte und wandte sich dann wieder zu dem Schädel um. »Ich bin mir sicher, dass er damit einverstanden sein wird.«
»Ja, das meine ich auch.«
»Wann willst du es durchziehen?«
»So bald wie möglich. Ich werde mich auf die Lauer legen. Ich glaube nicht, dass sie noch sehr lange bleiben werden. Aber ich bin auf der Hut, denn ich habe nicht vergessen, welche Gefahr von einem von ihnen ausging.«
»Ich bin dafür.«
Ludwig lächelte. Er wusste, was er tun musste, aber er verließ das Zimmer noch nicht. Stattdessen ging er an Elisa vorbei und stellte sich vor den Schädel. Die Frau störte ihn nicht. Sie wusste, dass sich ihr Partner Kraft holen würde. Er musste stark werden, um ihre Feinde besiegen zu können.
Ludwig hatte eine Haltung der Demut eingenommen. Er machte sich innerlich bereit und als er sich schließlich wieder umdrehte, da zeigte sein Gesicht einen anderen Ausdruck. Entschlossenheit erfüllte ihn. Eine Härte, die
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