1680 - Gedanken des Grauens
über unsere Aktion nicht. Wir kamen uns vor wie zwei Verlierer, denen die Hoffnungen geraubt worden waren. Es ging wieder alles von vorn los und auf unserer Liste stand diese Elisa Bancroft weiterhin ganz oben.
»Wir müssen uns mit den Kollegen in Verbindung setzen«, sagte Suko, nachdem wir das Haus verlassen hatten. »Möglicherweise gibt es inzwischen eine Spur, von der wir nichts wissen, denn niemand von ihnen ahnt, dass wir an dem Fall arbeiten.«
Damit war ich einverstanden.
Wir traten in das helle Licht des Tages. Im Moment blendete die Sonne, doch unsere Augen hatten sich rasch an die Lichtverhältnisse gewöhnt. Wir sahen unseren Wagen, nahmen den Verkehrslärm nur am Rande wahr und sprachen darüber, ob es gut gewesen war, den Professor ohne Schutz zu lassen.
»Wer sollte ihn angreifen?«, fragte Suko.
»Elisa Bancroft.«
»Und warum?«
»Es könnte sein, dass sie Mitwisser aus dem Weg räumen will. Und da steht der Professor an erster Stelle.«
Suko verlangsamte seine Schritte. »Das würde bedeuten, dass sie hier erscheint.«
»Ja.«
Suko verzog die Mundwinkel. »Kann sie sich das denn leisten? Was glaubst du?«
Ich winkte ab. »Ob leisten oder nicht. Sie muss etwas tun. Sie muss aus ihrer Reserve kommen. Sie muss damit rechnen, dass Sanders redet, was nicht in ihrem Sinn sein kann.«
Suko blieb neben dem Rover stehen. »Dann wäre es am besten, wenn wir den Professor in Schutzhaft nehmen.«
»Dahin tendiere ich auch.«
»Sofort?«
Ich befand mich in einer Zwickmühle. »Nein, lass uns erst mit den Kollegen von der Mordkommission sprechen. Danach können wir uns immer noch entscheiden.«
»Einverstanden.« Suko zog die Tür an der Fahrerseite auf. Ich tat das Gleiche an meiner Seite und schaute dabei noch mal zurück auf das Haus. Es stand noch da.
Aber es hatte sich trotzdem etwas verändert.
Wir hatten die Tür hinter uns geschlossen. Jetzt hatte sie jemand wieder geöffnet und lief auf uns zu.
Es war Ludwig, der Hausmeister!
Den hatten wir nicht mehr auf der Rechnung gehabt. Es sah so aus, als wäre er nur gekommen, um mit uns zu sprechen. Das war nicht unnormal. Möglicherweise war ihm noch etwas eingefallen.
Suko hatte sich schon leicht geduckt, als er meine Worte hörte.
»Warte noch, da will jemand mit uns sprechen.«
»Wer denn?«
Ich deutete auf den Hausmeister, der jetzt die letzten Schritte ging und nicht mehr näher kam, was uns schon sehr wunderte, denn auf diese Entfernung hin hätte er laut reden müssen.
Ich ging einen Schritt auf ihn zu. »He, Ludwig. Ist was? Wollen Sie etwas von uns?«
Er nickte.
»Und was? Haben Sie uns noch etwas zu sagen? Ist Ihnen noch was eingefallen?«
»Ja, das ist es.«
»Und was?«
Er lachte plötzlich schrill auf. Dann bewegte er blitzschnell seine rechte Hand, die nur für einen Moment unter dem Kittelstoff verschwand, dann wieder hervorkam, aber nicht mehr leer war, denn Ludwig hielt eine Pistole fest, und die hatte er nicht zum Spaß mitgebracht, denn er schoss sofort…
***
Elisa Bancroft wusste, was sie getan hatte. Es machte ihr nichts aus, eine Mörderin zu sein, aber sie war auch der Ansicht, dass sie sich an einem falschen Platz befand. Der kleine Raum wurde für sie immer mehr zu einer Gefängniszelle. Das hatte sie nicht nötig. Sie wollte nicht mehr zwischen den engen Wänden bleiben. Das war nicht der richtige Platz für sie. Sie brauchte eine gewisse Bewegungsfreiheit. Zu lange schon hatte sie sich eingesperrt gefühlt.
Außerdem war sie eine Siegerin, denn sie hatte eine große Unterstützung bekommen. Die Macht des Schädels!
So und nicht anders sah sie es. Sie vertraute ihm, denn in ihm steckte etwas Uraltes, das all die Tausende von Jahren überlebt hatte.
Das wusste auch der Professor. Durch ihn hatte sie es erfahren, und das war auch in Ordnung so. Es sollte nur nicht so bleiben. Es musste eine Veränderung geben und die konnte nur von ihr durchgeführt werden. Für sie war Sanders ein Risiko und Risiken mussten auf jeden Fall ausgeschaltet werden.
Es war gut, dass sich Ludwig um die beiden Besucher kümmerte, so hatte sie Zeit für den Professor, der bestimmt aus allen Wolken fallen würde, wenn er sie sah. Aber er würde sie nicht nur allein zu Gesicht bekommen, sondern auch den Gegenstand, der für ihn und auch sie so wichtig war.
Eben der Schädel!
Sie wollte ihn mitnehmen und freute sich schon auf das überraschte Gesicht des Professors.
Zwei Sekunden später hatte sie den Kopf erreicht und hob
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