1680 - Gedanken des Grauens
wissen Sie persönlich über diesen Fund?«
»Nicht viel, das sagte ich schon. Ich gehe davon aus, dass er aus Atlantis stammt. Und er hat wohl einer Person gehört, die man nicht eben als positiv ansehen kann. Ich gehe von einem Götzen aus oder einem Dämon vielleicht.«
»Das könnte stimmen«, sagte ich. »Im Moment ist es nicht wichtig. An erster Stelle steht, dass wir den Dieb finden müssen. Alles andere ist im Moment zweitrangig.«
»Haben Sie denn einen Verdacht?«
»Ja«, erwiderte ich. »Auch wenn Sie nicht davon überzeugt sind, aber ich denke da an zwei Personen. Zum einen an Adam Brooks und zum anderen an Elisa Bancroft. Es kann sogar sein, dass sie als Paar den Schädel gestohlen haben.«
Der Professor erwiderte darauf nichts. Er ging nur zurück und lehnte sich gegen den Schrank.
»Und wie geht es jetzt weiter?«, flüsterte er.
»Adam Brooks ist tot«, sagte Suko. »Für uns ist wichtig, dass wir Elisa Bancroft finden. Die Kollegen werden sie noch nicht gefasst haben, aber das lässt sich überprüfen. Und wenn Sie sagen, Professor, dass dieser Schädel eine böse Aura besitzt, muss ich Ihnen voll und ganz zustimmen. Diese Aura kann auf Menschen übertragen werden und bei ihnen für diese Veränderung sorgen.«
Gordon Sanders sagte nichts. Aber man musste nur in sein Gesicht blicken, um zu erkennen, dass er sich die schwersten Vorwürfe machte…
***
Der Raum war stickig, lag unter dem Dach, hatte schräge Wände und war nicht mehr als eine Kammer. In der Schräge gab es ein Fenster, durch das Tageslicht fiel, sodass derjenige, der sich in diesem kleinen Zimmer aufhielt, kein künstliches Licht brauchte. Die Einrichtung bestand aus einem Tisch und aus zwei Stühlen, die vor dem Tisch standen.
Ein Stuhl war besetzt. Dort saß eine Frau, die ihr dunkles Haar im Nacken zusammengebunden hatte, ein braunes Kleid trug und enge Leggings an den Beinen. Das Gesicht der Frau glich einer Totenmaske, aber sie war nicht tot, sie lebte. Elisa Bancroft war nur in eine tiefe Meditation gefallen und ihr Blick galt dabei nur dem makabren Gegenstand, der auf dem Tisch stand.
Es war ein Skelettschädel. Aber nicht nur das. Es war genau der Schädel, das Wunder oder das Fundstück aus einer längst vergangenen Zeit, das für die Frau so wertvoll geworden war.
Elisa wollte den Kontakt. Und sie wusste, dass sie ihn schon einmal bekommen hatte. Der Schädel hatte sie akzeptiert, das war für sie unheimlich wichtig. Sie hatte die Brücke bauen können und den Kontakt gefunden. Seine Gedanken hatten sie überschwemmt und ihr die entsprechenden Bilder geschickt. Er hatte ihr mitgeteilt, was sie zu tun hatte, um von ihm akzeptiert zu werden. Sie wusste sogar seinen Namen.
Er hieß Ugara!
Er war tot, aber er lebte trotzdem noch, denn seinen Geist hatte man nicht vernichten können, und genau er war es, der sie übernommen hatte.
Schon länger hatte Elisa Bancroft gewusst, dass ihr Chef etwas vor seinen Mitarbeitern verborgen hielt. Auch Adam Brooks war der Meinung gewesen, und so hatten sie sich zusammengetan und den Professor beobachtet. Sie hatten jede seiner Bewegungen registriert und es war ihnen zugute gekommen, dass er Sicherheitsmaßnahmen getroffen hatte, die allerdings ziemlich lasch gewesen waren. Oft genug hatten sie ihn in einem Zimmer verschwinden sehen, zu dem ihnen der Zutritt verwehrt war. Aber sie hatten ihn sich trotzdem verschafft - und dabei zwangsläufig den Schädel entdeckt.
Dabei waren die Fragen aufgetaucht. Warum wurde dieses Fundstück vor ihnen versteckt gehalten?
Es musste etwas Besonderes an ihm sein. Den Professor selbst hatten sie nicht danach gefragt, aber beschlossen, sich dieses Unikat näher anzuschauen. Dazu mussten sie ihn aus dem Schrank holen, und genau das hatten sie getan. Eigentlich war es mehr ein Spaß gewesen, doch das hatte sich sehr bald geändert. Aus dem Spaß war ein grausamer Ernst geworden. Der Schädel schien nur auf die Befreiung gewartet zu haben, denn jetzt zeigte er, was in ihm steckte. Seine grausamen und unmenschlichen Gedanken wurden zu entsprechenden Befehlen, die umgesetzt werden mussten. Daran mussten sich die beiden Menschen halten. Sie konnten nicht anders, sie mussten das tun, was man ihnen befahl. Töten!
Das hatten sie getan. Zumindest einer Person war es gelungen. Elisa Bancroft hatte all das vergessen, was ihr Leben bisher bestimmt hatte. Sie war den anderen Weg gegangen. Die Gedanken des Schädels steckten in ihrem Kopf. Es waren Gedanken
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