1680 - Moira
Charon kämt.
Wie auch - ich bin hier seit Jahrhunderten isoliert. Aber ich glaube nicht an solche Zufälle. Es muß Bestimmung sein, daß wir uns ausgerechnet auf Charon wieder begegnet sind."
„Und wann sollten wir dir zuvor begegnet sein?"
„Nicht ihr seid mir begegnet, der Kontakt war einseitig", berichtigte Moira und fügte dann hinzu: „Es war irgendwann vorgestern, im sechsunddreißigsten Jahrhundert eurer alten Zeitrechnung. Und, wie gesagt, der Kontakt war einseitig. Bis dahin habe ich mich immer wieder und manchmal nur für längere Zeitspannen in eurem Revier aufgehalten. Danach nicht mehr."
„Das sechsunddreißigste Jahrhundert, das war die Zeit vieler Krisen, etwa mit den Laren oder BARDIOC", stellte Atlan fest. „Ich meine BARDIOC, der Rest interessiert mich nicht."
„Was hattest du mit diesem einstigen Mitglied der sieben Mächtigen und der späteren Superintelligenz zu schaffen?" hakte Atlan nach. „Eigentlich nichts", gestand Moira. „Superintelligenzen sind nichts für mich. Mich interessieren mehr deren Vasallen. So wie der da ..."
Moira wandte sich der Vitrine zu. Eines der Fächer wurde transparent. Darin lag ein Schädel - wie nicht anders erwartet.
Der Kopf wurde von einem Kranz stachelartiger Haare gekrönt, das Gesicht von einem einzelnen strahlend blauen Auge von der Form einer stumpfen Ellipse beherrscht. Das Auge schien die beiden Galaktiker zu fixieren. Darunter lagen zwei senkrechte Atemschlitze mit einem hornartig verdickten, 15 Zentimeter breiten Mund.
Es war der Schädel eines Hulkoos-Mitglied jener Spezies, die das wichtigste Hilfsvolk der Superintelligenz BARDIOC gewesen war.
5.
Moira und die Hulkoos War das eine verrückte, verworrene Zeit! Nichts war wirklich so, wie es sich darstellte oder wie es hätte sein sollen. Selbst der Kosmos schien von innen nach außen gestülpt worden zu sein, manches war nicht mehr an seinem angestammten Platz.
Wie etwa Terra.
Dies war keineswegs eine Anspielung auf das Kosmonukleotid TRIICLE-9, sondern auf das Solsystem. Als Moira wieder einmal Langeweile verspürte und - um aufrichtig zu sein -ein wenig Sehnsucht nach barbarischem Flair bekam, beschloß sie eines Tages, ihre alten Freunde, die Terraner, in ihrer Heimat aufzusuchen und nachzusehen, wie es ihnen in den vergangenen Jahrhunderten ergangen war. Sie mußte feststellen, daß die Erde verschwunden war.
In der Milchstraße herrschten die Laren als Vertreter des Konzils der Sieben und knechteten die Galaktiker mit Unterstützung der Überschweren.
Es fiel Moira schwer, sich nicht einzumischen und ihren Tatendrang zu unterdrücken. Sie verschob die Beschäftigung mit Überschweren, Laren und dem gesamten Hetos der Sieben auf später. Wie die Sache stand, schien dieser Zustand noch eine Weile anzuhalten. Moira hatte diesbezüglich also keine Eile.
Zuerst wollte sie in Erfahrung bringen, was aus der Erde und der Menschheit geworden war.
Das .Schicksal Perry Rhodans und dessen Freunden lag ihr aus nostalgischen Gründen sehr am Herzen.
Es erförderte geradezu kriminalistische Kleinarbeit, die Erde schließlich in der Galaxis Ganuhr aufzustöbern. Aber Terra war verwaist. Es war eine Erde ohne Menschen. Moira blieb nichts anderes übrig, als ihre Recherchen fortzusetzen. Dabei stieß sie auf ein verfilztes Gestrüpp von Zusammenhängen, in die alle möglichen Entitäten verstrickt waren und miteinander um die Macht im Kosmos rangelten.
Dieser ganze Kram interessierte Moira jedoch wenig. Der kosmische Überbau war ihr ziemlich schnurz. Sie hatte die Kosmokraten auch in früheren Zeiten stets ignoriert. Sie stocherte nur kurz in diesem kosmischen Sumpf herum, bis sie genug über ihr eigentliches Interessengebiet in Erfahrung gebracht hatte, dann ließ sie wieder die Finger davon. Sie wollte von Superintelligenzen, Materiequellen, deren negativen Gegenstücken, den Materiesenken, von Kosmokraten und Chaotarchen einfach nichts wissen. Sie war an Schicksalen interessiert, nicht an erstarrten höheren Strukturen.
Es freute Moira, im Laufe ihrer Nachforschungen zu erfahren, daß auch Perry Rhodan und seine galaktische Völkergemeinschaft bisher noch nicht besonders vertraut mit diesen Entitäten waren und von diesen noch ziemlich naive Vorstellungen besaßen.
Es stimmte sie aber ein wenig traurig, daß ihre Entwicklung geradewegs in diese Richtung führte. Somit würde sie irgendwann demnächst reizvolle Spielgefährten verlieren.
Das Werden, Streben und Vergehen von
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