1680 - Moira
keine Rolle gespielt."
„Manchmal genügte es mir, euch bloß nahe zu sein und aus der Ferne zu beobachten", antwortete Moira. „Und es war ein Vergnügen besonderer Art, eure vielen ohnmächtigen Versuche zu verfolgen, die Probleme mit dem Schwärm in den Griff zu bekommen."
„Du hättest uns helfen und uns schon damals deine Dienste anbieten können", warf Rhodan ein. „Und was hättet ihr mir als Entlohnung gegeben?" fragte Moira und schüttelte lachend den Kopf, daß ihre Mähne aus rastaähnlichen Locken um ihren kantigen Schädel wehte. Das dabei verursachte kratzende Geräusch ging durch Mark und Bein. „Mal ehrlich. Wie hättet ihr mich bezahlt? Etwa mit einem Griko-Netz gegen die Verdummung?"
„Das bringt mich auf die Frage, was dich vor der Verdummung bewahrt hat", hakte Rhodan nach. „Dieselbe Kraft, die mich auch am Leben erhält", antwortete Moira schlicht.
Wieder entstand eine Pause. Das sicherste Zeichen dafür, daß Moira nicht mehr dazu zu sagen hatte. „Wir sind vom Thema abgekommen", meldete sich wieder Atlan zu Wort. „Ich habe vorhin festgestellt, daß dies wohl deine erste Begegnung mit uns gewesen sein müßte."
„Ach woher", wehrte Moira ab und winkte mit ihrer siebenfingrigen Pranke. „Die erste Begegnung fand etwas früher statt, aber noch in der Vorgestern-Periode."
„Wann genau?"
Moira lächelte spitzbübisch. Wie in Vorfreude einer vorbereiteten Überraschung. Atlan hatte ihr offenbar ein Stichwort geliefert. Plötzlich begann sie zu summen. „Ich fasse es nicht", stöhnte Rhodan und griff sich an den Kopf. „Jetzt singt sie auch noch."
„Sei still!" verlangte Atlan. „Diese Melodie kommt mir bekannt vor. Die kenne ich doch!"
Perry Rhodan lauschte nun ebenfalls Moiras Summen konzentriert. Es klang wie ein ganzer Frauenchor, gar nicht mal so übel. Und bekannt! Rhodan selbst hatte dieses Lied einst weniger gut vorgetragen - und damit dennoch einen Hit gelandet. An dem sich Gucky und Reginald Bull danach dumm und dämlich verdienten.
Obwohl dies schon bald zweieinhalbtausend Jahre her war und die Melodie einige hundert Jahre mehr auf dem Buckel hatte, erinnerte er sich noch ganz genau daran. Er hatte diese Melodie schon einmal vergessen. Das würde aber seit jenem Schlüsselerlebnis nie wieder passieren.
Bis jetzt hatte Moira mit dem Summen lediglich die Clark Sisters imitiert. Aber nun begann sie den Text mit ihrer eigenen Stimme zu singen, und das klang weniger gut. Dennoch animierte sie damit Rhodan und Atlan dazu, grinsend in ihren Gesang einzufallen. Und dann sangen sie zu dritt: „I'm forever blowing bububbles, pretty bubbles in the air.
They fly so high, they nearly reach the sky..."
*
Moira war recht früh an Bord von OLD MAN. Seit seinem Auftauchen im Sektor Morgenrot.
Daß sie fast 30 Jahre auf sein Erscheinen hatte warten müssen, machte ihr nichts aus.
Sie legte immer wieder schöpferische Ruhepausen ein, manchmal sogar für Jahrhunderte. Und diesmal waren es ja nur knapp drei Jahrzehnte. Die STYX war bequem.
Moira wurde für das lange Warten entschädigt. Sie hätte nicht geglaubt, daß dieses gigantische Objekt tatsächlich gebaut werden würde. Und die Bestückung konnte sich auch sehen lassen.
Es handelte sich um ein halbkugeliges Gebilde mit einem Grundflächendurchmesser von beachtlichen 200 Kilometern. An den Grundkörper waren zwölf gewaltige Plattformen angekoppelt, von denen jede 840 Ultraschlachtschiffe beherbergte. Insgesamt waren es rund 15.000. Was für eine Streitmacht!
Es kostete Moira keine Mühe, mit der STYX einzufliegen und sich ein geeignetes Versteck in jenem Teil des Labyrinths aus unzähligen Korridoren und Hallen zu suchen, die bis zuletzt von keinem Lebewesen betreten werden sollten. Selbst wenn sie nicht so vielfältige Tarnmöglichkeiten, besessen hätte, wäre sie hier bis in alle Ewigkeit unentdeckt geblieben.
Sie hätte OLD MAN natürlich jederzeit übernehmen können, aber daran lag ihr nichts. Es war das Spielzeug der Terraner. Sie wollte nicht einmal das Geheimnis des Riesenroboters ergründen.
Vielleicht war aber gerade diese Rücksichtnahme daran schuld, daß sich das Geschenk für die Terraner zuerst als Büchse der Pandora erwies.
Es hatte einen eigenen Reiz, aus dieser Perspektive die Bemühungen der Terraner zu beobachten, ihr Geschenk in Empfang zu nehmen und zu sehen, wie sie einen Test nach dem anderen bestanden und so den Schleier des Geheimnisses Schritt für Schritt lüfteten.
Damals
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