1683 - Aus der Hölle entlassen
dieses Höllenfreundes.
Ich war fertig und ausgelaugt. Ich konnte nicht mehr normal denken und war einzig und allein auf Hector de Valois konzentriert, mit dem Wissen ausgestattet, dass diese Begegnung tatsächlich stattfand und keine Einbildung war.
Mich sah er nicht. Oder er übersah mich, denn ich war in diesem Fall nicht wichtig. Es zählte nur, dass sich etwas verändert hatte, und so war ich gespannt, wie sich die Dinge entwickeln würden. Für mich stand fest, dass sich Andreas Moreno vor Hector de Valois fürchtete, denn er hatte seine Sicherheit verloren und dachte auch nicht mehr daran, sich um mich zu kümmern.
Im Spiel aus Sonnenlicht und Schatten wirkte de Valois wie ein geheimnisvolles Gespenst, das gekommen war, um alte Rechnungen zu begleichen.
»Dein Weg ist hier zu Ende, Andreas Moreno. Du hast zu viele Menschen auf dem Gewissen, und ich will nicht, dass noch mehr sterben, ist dir das klar?«
»Du hast es laut genug gesagt.«
»Dann stell dich darauf ein, dass ich dich zur Hölle schicken werde. Zu dem, den du so verehrst. Du wolltest dem Satan von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen, und somit erfülle ich dir deinen sehnlichen Wunsch, denn du hast dich mit ihm verbündet.«
»Ja, ich gehöre zu ihm!«, schrie Moreno. »Du hast dich nicht geirrt, und ich habe durch ihn die Kraft bekommen, um auch dich zu besiegen!«
»Glaubst du das wirklich?«
»Sonst hätte ich es nicht gesagt!«
»Ich wette dagegen, denn die Hölle ist nicht so stark, um gegen meine Waffe anzutreten. Ich habe sie mitgebracht, um dich zu vernichten …«
Es spitzte sich zu. Das war auch mir aufgefallen. Mein eigenes Schicksal hatte ich dabei vergessen, ich glaubte nicht mehr daran, in tödlicher Gefahr zu schweben, denn ich wusste, von welch einer Waffe Hector de Valois gesprochen hatte. Es konnte nur das Kreuz sein. Sein Kreuz, das auch mein Kreuz war.
Natürlich konnte er auch mit den normalen Waffen umgehen, aber auf einen derartigen Kampf würde er sich bestimmt nicht einlassen.
Hector bewegte nur kurz seine rechte Hand, und plötzlich sah ich dort das silbrige Schimmern.
Ja, er zeigte das Kreuz!
Mein Kreuz, das eigentlich in Glendas Wohnung lag, wo ich es bewusst zurückgelassen hatte.
Mein Gott, was kam hier zusammen? Mein ganzer Körper war von einer zweiten Haut bedeckt. Ich hatte kaum mitbekommen, dass ich wieder auf den Beinen stand. Zudem hatte mich auch niemand daran gehindert, denn meine Gegner waren mit anderen Dingen beschäftigt.
Nicht nur ich hatte das Kreuz gesehen, auch Andreas Moreno war es aufgefallen. Er, der sich zur Hölle bekannt hatte, konnte diesen Gegenstand nur hassen.
Hector de Valois kümmerte sich nicht um mich. Ich wusste nicht einmal, ob er mich überhaupt gesehen hatte. Für ihn war es wichtig, das Böse aus der Welt zu schaffen, und ich würde dabei Zeuge sein, was kaum zu fassen war. Ich würde auch mit ihm zusammentreffen und mich mit ihm austauschen können. Eine wahnsinnige Idee, die mich schaudern ließ, auf die ich mich aber auch freute.
Andreas Moreno musste es als Fehler angesehen haben, meine Waffe zurückgelassen zu haben. So konnte er sich nur auf seinen Degen verlassen, und genau das tat er. Er wollte diesen Kampf allein durchziehen und ließ seine Männer außen vor.
Mit einer geübten Bewegung zog er die Waffe und brüllte all seinen Hass hinaus.
»Ich habe mit dieser Klinge erst vor Kurzem einen Templer den Schädel abgeschlagen, und das Gleiche werde ich mit dir tun. Den Kopf eines Hector de Valois dem Teufel zu servieren, was könnte für mich ein größeres Vergnügen sein?«
»Versuch es nur!«
»Ja. Und wo ist deine Waffe?«
»Die halte ich in der Hand.«
Natürlich war das Kreuz gemeint. Die Entscheidung stand dicht bevor, und ich war es nicht gewohnt, einfach nur zuzuschauen und anderen das Feld zu überlassen. Ich musste etwas unternehmen. Ich wollte Hector de Valois zur Seite stehen, mit ihm gemeinsam kämpfen.
Das war kaum zu fassen. Er und ich. Der Vorgänger, der Sohn des Lichts, der verstorben war, in mir aber seine Wiedergeburt gefunden hatte. Das alles schoss mir durch den Kopf, und ich dachte zudem an ein silbernes Skelett, das in die Bundeslade gestiegen war.
Also eingreifen.
Hector warnen und ihn davon überzeugen, dass ich nicht weit von ihm entfernt stand, falls er es nicht schon längst bemerkt hatte.
Etwas hielt sich in meiner Nähe auf. Ich spürte es dicht hinter mir. Dort hatte sich etwas verändert, und als ich mich
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