1683 - Aus der Hölle entlassen
aber konnte er mit mir machen, was er wollte, und hat mich in die Vergangenheit versetzt und mich erst mal allein gelassen. Er ist dann später erschienen und hat mir seine wahre Macht zeigen können, wobei es zu Beginn nicht mal gut für ihn aussah, denn da sah ich mich auf der Siegerstraße.«
»Okay. Und jetzt bist du hier. Mal ehrlich gefragt, John, was hat sich denn verändert?«
»Wie meinst du das?«
»So haben wir schon vor Kurzem hier gesessen, und da ist Moreno gekommen, um dich zu holen. Es ist inzwischen einiges geschehen, aber im Prinzip stehen wir wieder am Anfang.«
Ich nickte und löschte mit einem großen Schluck meinen Durst. Man musste nicht lange darüber nachdenken, um zugeben zu müssen, dass Glenda recht hatte. Es war so. Wir standen wieder am Anfang.
»Da stellt sich natürlich die Frage«, sagte ich, »ob er noch mal hier erscheint, als würde täglich das Murmeltier grüßen.«
»Das könnte so kommen, wenn man es nicht abstellt. Zufrieden kann er nur sein, wenn du nicht mehr lebst. Und er wird alles tun, um das hinzukriegen.«
»Konfrontation.«
»Bestimmt.«
Ich lehnte mich zurück, hatte aber zuvor mein Kreuz an mich genommen. »Dann wäre es also nicht verkehrt, wenn ich einfach darauf warte, dass er erscheint.«
»Das wird er, John, und zwar bald. So schätze ich ihn zumindest ein.«
»Und weißt du auch, wo er erscheinen wird?«
»Überall. Ich denke, dass er mir auf der Spur bleiben wird. Er kann plötzlich da sein, wenn man ihn nicht erwartet, und das ist alles andere als gut.«
»Also auch hier.«
Ich nickte Glenda zu.
Sie sagte: »Das wäre sogar zu hoffen. Dann würde es zu einem Ende kommen. Zu einer erneuten Vernichtung, denn dieser Moreno wäre dann jemand, der zweimal und hoffentlich dann endgültig gestorben ist.« Glenda lächelte und nickte mir zu, bevor sie sagte: »Wenn du willst, kannst du den Rest der Nacht bei mir bleiben. Dann warten wir eben gemeinsam auf ihn.«
»Hatten wir das nicht sowieso vor?«
»Ja, aber das war wohl in einer anderen Welt. Wenn ich überlege, was inzwischen alles passiert ist, ist das der reine Wahnsinn. Aber so ist leider unser Leben.«
Da gab es nichts zu widersprechen. Ich schaute auf die Uhr. Es würde nicht mehr lange bis zum Anbruch der Morgendämmerung dauern. Diese Nacht würde ich so schnell nicht vergessen, das stand fest, und ich glaubte nicht daran, dass sie schon vorbei war. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass noch etwas passieren würde.
Natürlich hatte der Trip in die Vergangenheit auch bei mir Blessuren hinterlassen. Jetzt, wo ich mich allmählich entspannte, kehrten die Folgen davon zurück. Genau da, wo mich die Tritte getroffen hatten, verspürte ich Schmerzen. Das merkte ich beim Luftholen. So richtig durchatmen konnte ich nicht.
Glenda stand auf, ging in die Küche, um neue Getränke zu holen. Sie hatte etwas von einem Bier gemurmelt, und ich hatte nichts dagegen einzuwenden.
Wenn ich daran dachte, welche Mühe sich Moreno gemacht hatte, um mich zu finden, lag es einfach auf der Hand, dass er nicht aufgeben würde.
Müde war ich noch nicht. Ich war hellwach und würde es auch bleiben.
Das Kreuz hielt ich weiterhin fest, und ich war mehr als froh, dass ich es wieder bei mir hatte. Wenn ich es anschaute, dachte ich automatisch an Hector de Valois und bedauerte es, nicht mit ihm gesprochen zu haben.
Vielleicht ergab sich noch mal eine Gelegenheit, denn das Leben war bunt genug.
Ich hörte, dass Glenda aus der Küche zurückkam. Ich freute mich schon auf das kalte Bier, doch genau in diesem Moment wurde ich abgelenkt, als mein Kreuz reagierte.
Es schickte mir eine erste leichte Warnung, denn zwischen meinen Finger erwärmte es sich.
Ich musste wohl recht überrascht ausgesehen haben, denn Glenda sprach mich an.
»Hast du was?«
»Ich nicht, das Kreuz.«
Sie stellte zwei kalte Flaschen ab, die sie schon geöffnet hatte. »Hat es sich erwärmt?«
»Es ist dabei!«
Augenblicklich war wieder die Spannung da. An das Bier dachte keiner mehr. Glenda setzte sich auch nicht hin. Sie blieb abwartend neben dem Tisch stehen.
»Darf ich dich um etwas bitten?«, fragte ich sie.
Sie nickte. »Klar.«
»Kannst du den Raum verlassen? Ich glaube, das ist mehr eine Sache zwischen ihm und mir. Außerdem möchte ich dich nicht in Gefahr bringen.«
Sie sah mich länger an als gewöhnlich. »Ungern, John, aber ich werde es tun.«
»Danke.«
Sie ging, aber sie blieb dicht hinter der Türschwelle stehen, und da die
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