1683 - Mehr Macht für Arkon
auf!"
„Danke." Boris Siankow blickte seinen Assistenten gereizt an. Es war ihm bewusst, dass es nicht richtig war, seine Unzufriedenheit und Frustration an ihm auszulassen, aber er konnte nicht anders. Die Worte drängten sich ihm förmlich auf die Lippen, als habe er keine Gewalt über sie. „Ich werde mir mal deine Personalakte ansehen", kündigte er an. „Manchmal habe ich das Gefühl, dass mit dir etwas nicht stimmt. Ich möchte mal eine politische Meinung von dir hören! Bist du ebenfalls der Meinung, dass wir die Arcoana einschalten sollten? Oder möchtest du, dass wir alles Wissen, das wir uns eventuell erarbeiten, für uns bewahren?"
Torris Blefar blickte ihn an und lächelte still. „Antworte!" Der Nexialist spürte plötzliches Misstrauen in sich hochkommen. Mehr und mehr wurde ihm bewusst, wie zurückhaltend und vorsichtig sein Assistent sich benommen hatte. Von Anfang an war er bemüht gewesen, sich im Hintergrund zu halten und sein Schattendasein zu bewahren. Es war das erstemal, dass er sich intensiv um diesen Mann bemühte. Er hatte ihn wahrgenommen, wie man ein Laborgerät wahrnimmt. Er hatte mit ihm gearbeitet, wie man mit einem Gerät arbeitet, und nie hatte er sich gefragt, ob Torris Blefar einen Hintergrund hatte. Nie hatte er ein privates Wort mit ihm gewechselt. Nach Beendigung seiner Arbeit war der blonde Arkonide stets in seinem Raum verschwunden, und Siankow hatte sich keine Gedanken darüber gemacht, was danach kam. Um so mehr fragte er sich jetzt.
Er wurde sich dessen bewusst, dass sie an einem Projekt arbeiteten, das möglicherweise von höchster Bedeutung für die Menschheit war - und dass er einen Assistenten hatte, von dem er so gut wie nichts wusste. „Also?"
„Ich möchte weiterarbeiten." Boris Siankow sprang ärgerlich auf, und seine Augen traten noch ein wenig mehr als sonst aus ihren Höhlen hervor. „Ich will eine Antwort."
„Jederzeit", erwiderte Blefar. „Auf welche Frage?"
Der Nexialist stand dicht vor ihm und blickte auf ihn herab. Er war mit 1,83 Metern nur mittelgroß, aber Blefar war deutlich kleiner als er. „Bist du mit einer Frau liiert?" Der Arkonide lächelte. „Ist das wirklich wichtig, Boris? Sollten wir uns nicht auf unsere Arbeit konzentrieren? Wir werden dich und deine Lebensgefährtin mal einladen, wenn wir unsere Forschungen abgeschlossen haben. Oder hast du keine Lebensgefährtin?"
Siankow fuhr sich überrascht mit dem Handrücken über den Mund. „Moment mal", staunte er. „Das waren gleich mehrere Sätze auf einmal. Ich dachte, du kannst so was nicht: zusammenhängende Sätze formulieren." Torris Blefar lachte, und dabei funkelten seine roten Augen vor Vergnügen.
Er trat aus seinem Schattendasein hervor, und der Nexialist hatte das Gefühl, dass er sich öffnen wollte. Doch in diesem Moment trat Arol von Pathis ein, und Blefar zog sich augenblicklich wieder zurück. „Ich komme gerade von einer Sitzung der Belegschaft von Titan", berichtete er, „und ich habe keine guten Nachrichten für dich."
„Was ist los?" fragte Siankow ungehalten über die Störung. „Die Belegschaft hat mehrheitlich eine Forderung des Verwaltungsrates angenommen, in der verlangt wird, die Forschungen auf Titan zu beenden", berichtete er. „Die Belegschaft ist davon überzeugt, dass die Erforschung der Spindeln eine zu große Gefahr für Titan und alle Menschen darstellt, die hier arbeiten. Man glaubt, dass man auf einer Bombe sitzt, die jeden Moment hochgehen kann. Die Leute fürchten die Folgen. Das ist natürlich Unsinn." Boris Siankow stieß einen Fluch aus. „Ich bin wissenschaftlicher Leiter von Titan", knurrte er verärgert. „Wie kommen die dazu, solche Beschlüsse zu fassen, ohne mich vorher zu einer Besprechung einzuladen?"
Arol von Pathis zuckte die Achseln. „Tut mir leid, aber das kann ich dir auch nicht erklären. Ich hoffe, es ist nicht zu unhöflich, wenn ich sage, dass man vermutlich geglaubt hat, es genügt, wenn ich dabei bin." Aufgeregt verließ der Nexialist das Labor. Er war entschlossen, mit den Vertretern des Verwaltungsrates zu reden und sich jede Einmischung zu verbieten. „Er wird nichts erreichen", stellte der adlige Arkonide kühl lächelnd fest. „Die Belegschaft hat große Rechte, und sie hat die Macht, solche Beschlüsse zu fassen. Wir müssen uns dem Ergebnis der Abstimmung beugen, ob es uns passt oder nicht." Und dann fügte er einen bemerkenswerten Satz hinzu: „Auf Arkon wäre das nicht der Fall gewesen!"
Es
Weitere Kostenlose Bücher