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1686 - Wesen aus der Spindel

Titel: 1686 - Wesen aus der Spindel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wußte, da war er sich ganz sicher, daß er dies jetzt begriffen hatte: Zwei wußte, daß er zu ihm gekommen war, um zu reden, um zu helfen.
    Dabei konnte es bei ihm allerdings jeden Moment zum Kurzschluß kommen. Zwei war, das hatten alle seine Aktionen gezeigt, von unheimlicher Intelligenz, aber ein Sklave seiner wilden Gefühle. Jetzt schien er Myles zuhören zu wollen, ihm eine Chance geben. Gleich konnte er wieder explodieren und den Wissenschaftler töten, ohne daß er ihn haßte, ohne daß er eine Schuld darin sah. „Du suchst etwas, das du hier im Schiff bisher nicht finden konntest", sagte Kantor. Wieder ließ er sich von Intuitionen führen. Er, der Wissenschaftler, vertraute sich und sein Leben den Gefühlen an, die Zweis Anblick irgendwo tief in ihm auslöste. Tiefer als dort, wo der rationale Verstand angesiedelt war.
    Intellektuell gab es für sie beide keine Brücke. Sie waren einander zu fremd, um auf dieser Basis eine Annäherung zu versuchen - in der kurzen Zeit, die ihnen noch blieb und bei dem allgegenwärtigen Risiko, daß das Spindelgeschöpf wieder durchdrehte und ihn zu töten versuchte.
    Myles versuchte, mit seinen Gesten besser auszudrücken, was er meinte. Er machte eine weitgreifende Bewegung und führte die gespreizten Finger beider Hände an die Schläfen.
    Wie gebannt stand ihm Zwei gegenüber, vor den Trümmern zerstörter Anlagen. Ein Vulkan, der schon in der nächsten Sekunde mit furchtbarer Wucht explodieren konnte. Ein Killer, der nicht wußte, was er tat. Oder dem alle menschlichen Maßstäbe fremd waren.
    Was konnte es sein?
    Myles versuchte sich vorzustellen, was ihn als erstes interessieren würde, falls er je in einer fremden Umgebung zum Leben erwachte. Natürlich war der Versuch müßig, wenn nicht sogar lächerlich.
    Aber wo war in einem Raumschiff das meiste Wissen gespeichert? Wo gab es auf fast alles eine Antwort?
    Myles' Blick wanderte von Zwei zu dem großen Panoramaschirm schräg hinter dem Wesen. „Wie wäre es, Freund", sagte er langsam und setzte sich in Bewegung. Vorsichtig, nur keine ruckhaften Bewegungen! „Wollen wir einen Versuch machen?"
    Der Zentraleboden, auf dem er einen Schritt vor den anderen setzte, war hart und kalt.
    Aber er kam ihm vor wie ein weiches Feld.
    Wie ein dichtgespicktes, tödliches Minenfeld.
     
    *
     
    Michael Rhodan drängte zur Eile. Den halben Weg hatten sie wieder zurückgelegt, aber es war nicht nur deshalb schwerer geworden, weil es die Rampen und Treppen jetzt hinauf- statt hinabging.
    Das hätte sie nicht so lange aufgehalten. Übler waren die Umwege, die sie machen mußten.
    Einige Durchgänge, die sie vorhin passiert hatten, waren jetzt plötzlich verschlossen. Sie waren verriegelt worden, nachdem sie zum Hangar geflohen waren. Also hatte entweder Myles Kantor das getan, als er heimlich umkehrte, oder Zwei war dafür verantwortlich.
    Und das hieß nichts anderes, als daß das Monstrum ihre Flucht beobachtet und danach die Schotte geschlossen hatte. Oder daß es daraufgewartet hatte, daß Kantor sie erst noch benutzte. Das erschien logischer, auch wenn die Konsequenz daraus mörderisch war - zumindest für den Wissenschaftler.
    Myles Kantor meldete sich nicht über Funk. Das konnte insofern nichts über seinen momentanen „Zustand" verraten, als er von Anfang an nicht auf Mikes Anrufe geantwortet hatte. Mike hatte gedroht und geflucht, ihn bekniet und beschworen, doch es war kein Kontakt zustande gekommen - keine Antwort, nicht einmal die Atemzüge des Gefährten zum Zeichen dafür, daß er noch lebte.
    Michael Rhodan, Bella Moon und Cyrn Dow brannten sich ihren Weg mit Impulsstrahlen durch massive Stahlwände, wenn ein Vorankommen anders nicht mehr möglich war oder zuviel Zeit gekostet hätte. Mike durfte nicht daran denken, was sie finden würden. Zwei würde gewarnt sein, wenn sie sich schießend näherten -aber es war zu erwarten, daß er auch so wußte, daß sie kamen.
    Mike traute diesem Wesen inzwischen fast alles zu - sogar daß es tödliche Energiestrahlen so mühelos abwehrte wie Paralysefeuer.
    Plötzlich hörte er Bella Moons Flüche im Helmempfänger. Gleich hinter ihm ging Dow. Sie bildete momentan den Abschluß. „Mein SERUN spinnt!" schimpfte sie wütend. „Er ... hat Aussetzer."
    „Das ist unmöglich", entfuhr es Mike Rhodan. „Ich sagte, er spinnt, nicht ich", konterte sie. „Da, schon wieder. Du siehst es doch, oder?"
    Ihre Schutzschirme umgaben sie in der stark ionisierenden Luft als leicht

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