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1688 - Joker Nummer Sieben

Titel: 1688 - Joker Nummer Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Titan vor vierzehn Tagen angekommen war, hatte man ihn nicht gerade mit offenen Armen begrüßt. Die Tatsache jedoch, daß die Besatzung des Kontors ausschließlich aus Terranern bestand, machte Draffer zur idealen Wahl.
    Zudem waren es nicht mehr als sechzehn Personen. Ein überschaubarer Kreis mit einer schrulligen, feindseligen Kontorchefin namens Darryl Merl an der Spitze. „Was sagtest du, Ronald, wann diese >Operation< stattfinden soll?"
    „Am 11. Juni. Exakt um null Uhr."
    „Das geht nicht."
    „Wieso nicht?"
    „Weil's eben nicht geht!" Die Kontorchefin fluchte. Sie war eine kleine, gebeugte Person, und aus ihrem Gesicht funkelten zwei zuweilen recht bösartige Augen.
    Tekener verzog das Narbengesicht. „Lächerlich. Wir diskutieren nicht über den Termin, Darryl. Wir haben eine offizielle Anweisung der Hanse. Jedem von euch ist freigestellt, zur fraglichen Zeit zu verschwinden."
    Darryl Merl fluchte unbeherrscht und humpelte durch den schattigen Korridor davon. Das Kontor auf Draffer bestand aus nicht mehr als einem Dutzend kleiner Kuppeln, wovon die größte 80 Meter, die kleinste etwa 30 Meter durchmaß. Daß an diesem Ort ein Raumschiff landete, kam selten vor. So hielt sich der Warenbestand, der auf Draffer gelagert wurde, in engen Grenzen. Überhaupt existierte das Kontor nur deshalb, weil auch weniger bewohnte Sektoren der Galaxis ein Recht auf Entwicklung hatten. Für all die kleinen bis winzigen Völker der Gegend stellte Draffer einen Hoffnungsfunken dar. Draffer war die Garantie, niemals die Anbindung zur Galaxis zu verlieren.
    Tekener und die Wissenschaftler von Titan verbrachten die nächsten Tage mit reichlich Streß.
    Sie hatten gut zu tun, ihre Bauten in der halbgeräumten Zentralkuppel aufzustellen. Den Transmitter, die Vitrine mit der Spindel, vor allem die Energieversorgung und den Wohnbereich für das Spindelwesen - wenn die „Geburt" denn erfolgreich verlief.
    Die Feindseligkeit der Besatzung zog sich wie ein roter Faden durch jede Begegnung.
    Tekener entwickelte ein ausgeprägtes Mißtrauen; hätte es der Zeitplan zugelassen, er wäre mitsamt seinen Spezialisten wieder abgezogen. Die Umgebung des Kontors war eine einzige scheinbar eingeäscherte Waldwüste. Graue Baumstümpfe ragten bis zu zwanzig Zentimeter hoch aus dem Boden. Ganz zu Anfang hatte Darryl Merl erklärt, es handle sich um die einzige Vegetation des Planeten und so sehe ein Tazttu eben aus. Wer versuchte, sich in den Lagerkuppeln umzusehen, fing sich von der Besatzung eine unmißverständliche Abfuhr ein. Man duldete die Leute von Titan, weil man mußte -aber man gab ihnen keinen Fußbreit Boden preis. So etwas hatte Tekener selten erlebt.
    Der 11. Juni rückte unaufhaltsam näher. Und zwar unter ständigen Beteuerungen Darryl Merls, es handle sich um einen „vollständig ungünstigen Termin", was immer sie darunter verstand.
     
    *
     
    Draffer 11.6.1212 NGZ, 23.00 Uhr Solzeit Während der letzten Tage hatte die Feindseligkeit zugenommen. Fehlte nur noch ein Versuch, die Reaktoren zu sabotieren, aber so weit gingen die Leute von Draffer dann doch nicht.
    Während der folgenden zehn Minuten versammelte sich jeder Terraner in der Zentralkuppel.
    Auf der einen Seite erstreckten sich die wichtigsten Anlagen des Kontors: der Hypersender, die Orteranlagen, die Kontrollen für ein minimal bestücktes Wachfort im Orbit. Und auf der anderen hatten sich die Wissenschaftler ausgebreitet. Den meisten Raum nahmen die Kraftwerke ein. Wenn es zum Zeugungsakt für das Spindelwesen kam, wurden ungeheure Energiemengen nötig. „Tekener!" ertönte Darryl Merls schrille Stimme. „Ich warne euch ein letztes Mal! Verschiebt diesen Unsinn, den ihr vorhabt! Am besten, ihr verschwindet! Das hier war ein ruhiger Stützpunkt, bis ihr gekommen seid."
    Ronald Tekener, den man wegen seiner Lashat-Pocken auch den Mann mit dem Narbengesicht nannte, ignorierte die Frau. Er war ein geduldiger Mensch, jedoch kein Idiot.
    Hinter dieser Unkerei steckte etwas, und er nahm sich vor, es nach Ablauf des Experiments herauszufinden. Vorerst aber galt seine Aufmerksamkeit dem Spindelwesen. Zehn Minuten.
    Letzte Vorbereitungen wurden getroffen. Der Steuersyntron war in Ordnung, die medizinischen Voraussetzungen stimmten, die Kraftwerke summten im Leerlauf-Modus. Und der Hypertropzapfer des Kontors war bereit, über eine drahtlose Leitung hohe Energiemengen in die Kuppel zu pumpen. „Countdown läuft!" Die letzte Minute verstrich wie im Flug. Tekener sah in

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