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169 - Der Weltenwanderer

169 - Der Weltenwanderer

Titel: 169 - Der Weltenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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musste sich an ihnen vorbeidrängen, bis sie sah, was die anderen sahen: Drei oder vier Muy'laals schwammen zwischen Tunnelfeld und Quallenliege hin und her. Kurz vor dem blau flirrenden Feld löste sich eine Wolke aus Blut auf. Oben vor den Galeriebalustraden der zweiten und dritten Ebene schwebten Ditrydree-Krieger aufgeregt, ja geradezu kopflos zwischen den Säulen hin und her. Wanil'ama konnte erkennen, dass einige sich etwas zuriefen. Und unten zogen zwei weitere Krieger zusammen mit Leg'wanot den leblosen Körper Gilam'eshs auf die Liege herunter und schnallten ihn fest.
    »Wo ist der Erste Hochrat?«, fragte Wanil'ama. Niemand antwortete. »Wo ist Mosh'oyot, will ich wissen?« Sie erntete ein paar betretene Blicke. Schließlich erreichte sie eine mentale Botschaft aus der Haupthöhle. Ein knapper Satz Leg'wanots, und sie wusste Bescheid.
    Es dauerte eine Zeitlang, bis die Erste Forscherin der Ikairydree ihre Sprache wieder gefunden hatte. »Was immer das gewesen war – ein Angriff, Sabotage, ein Putsch oder einfach nur Dummheit: Die Große Ratsversammlung der Hydree wird darüber zu urteilen haben! Hoffen wir nur, dass der Meister des Tunnels unbeschadet zurückkehrt. Und nun raus mit allen, die hier in der Schaltzentrale nichts verloren haben…!«
    Mit gesenktem Schädel und farblosem Scheitelkamm schlich Ramyd'sam aus der Schaltzentrale. Seine Eskorte folgte ihm schweigend.
    ***
    Ein bewusstloser Ditrydree-Krieger raste an ihm vorbei, fünfzig oder sechzig Längen entfernt und am Rande des blauen Flimmerns. Gilam'esh konnte sein Gesicht nicht erkennen. Der Ditrydree stürzte das Tunnelfeld hinab, tauchte aber nicht wie Manil'bud ins Wasser ein, sondern schlug auf einer Landzunge auf, über die der Strahl gerade wanderte. Gilam'esh sah die Rippen des Abgestürzten sich durch seine Kleidung bohren, Blut aus seinem aufgerissenen Rachen schießen und den Schädel zerplatzen.
    Wenn wir den Strahl je als Transportmittel nutzen, muss sichergestellt sein, dass er seine Fracht nur über dem Wasser freigibt, schoss es ihm durch den Kopf; eine Sekunde nur, dann kehrten seine Gedanken zu der Geliebten zurück.
    Manil'bud! Manil'bud…! Wie sinnlos, nach ihr zu rufen, doch Panik und Entsetzen ließen Gilam'eshs Vernunft keinen Spielraum. Zurück, sagte er sich, du musst zurück!, und konnte sich doch nicht losreißen von diesem Ort und dieser Zeit.
    Manil'bud! Wo bist du…?
    Böse Ahnungen drängten sich in sein Bewusstsein. Er begriff allmählich, dass schlimme Dinge am Ausgangsort des Tunnelfeldes vor sich gehen mussten. War sein eigener Körper ebenfalls gefährdet? War gar die Schaltzentrale in Gefahr? Ein Aufstand? Ein Krieg? Er musste zurück, gar keine Frage. Wie jedoch sollte er sich von diesem Ort lösen, solange das Schicksal seiner geliebten Gefährtin ungeklärt war? Aber konnte er ihr denn überhaupt helfen? Nein, das konnte er nicht…
    Zwanzig, dreißig Längen entfernt glitt der nächste Körper durch das Tunnelfeld, stürzte dem Meer entgegen und schlug im Wasser auf. Wieder ein Ditrydree-Krieger. Er verschwand in den Wogen und tauchte nicht wieder auf.
    Und dann, ganz unerwartet, raste wieder etwas durch ihn hindurch – ein Muy'laal! Der Schlangenfisch riss einen dritten Körper mit sich, in einen dunkelgrauen Fischlederumhang gehüllt und eine Blutfahne hinter sich herziehend. Während Fisch und Hydree dem dampfenden Meer unter der Tunnelfeldmündung entgegen stürzten, erkannte Gilam'esh den zuckenden Ditrydree: Es war niemand Geringeres als Mosh'oyot! Ihm fehlte eine Hand!
    Jetzt blieb Gilam'esh keine Wahl mehr. Schreckliche Dinge trugen sich in der Nordmeeranlage zu. Er musste zurück, hatte gar keine andere Wahl. Manil'bud! Lebwohl, meine Gefährtin…!
    So siegte die Vernunft über seine Gefühle. Doch sein Geist war eine einzige Wunde, als die fremde Meereswelt unter ihm zurückblieb. Schneller und schneller stürzte er in das Tunnelfeld zurück.
    Doch was war das? Was schwebte da zwischen den immer schneller rotierenden Farbwirbeln? Ein Kombacter – seltsam schattenhaft. Und ein bewusstloser Krieger, nein zwei – oder waren es nur die Schemen zweier Krieger?
    Gilam'esh traute seiner Wahrnehmung nicht: Wie, bei den Schöpfern, gelangten die Konturen von Mosh'oyots Körper in die rotierenden Farbwirbel? Deutlich sichtbar waren sie in die Lichtwirbel eingeprägt.
    Es blieb ihm kaum Zeit, die Eindrücke zu verarbeiten, denn schneller und schneller stürzte er.
    Dann sah er Manil'bud. Oder

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