1696 - Blutbeute
heranzukommen. Es machte sie stark, auch wenn sie es nur aus den Wunden leckten, statt es den Menschen auszusaugen.
Klassische Vampire waren leicht zu erkennen, wenn sie sich zeigten. Das war bei ihnen nicht der Fall, sie versteckten sich hinter ihrer normalen Fassade und niemand sah ihnen an, was sie wirklich verbargen. Umso schlimmer war für die Menschen später das Erwachen.
Ob Suko gesehen worden und verfolgt worden war, stellte er nicht fest. Er sah zwar Menschen im Freien, die aber verhielten sich völlig normal.
Suko erreichte das hohe und auch breite Gebäude. Er blieb davor stehen, der Blick glitt an der Fassade in die Höhe und an den Fenstern vorbei, die mal hell, mal dunkel waren. Ihm kam es auf die Haustür an. Sie lag im Licht, und Suko ging davon aus, dass sie verschlossen war.
Er ging darauf zu, doch kaum hatte er sich in Bewegung gesetzt, da hörte er die Schritte hinter sich.
Er blieb stehen. Plötzlich war das Kribbeln im Nacken da. Dann fuhr er auf der Stelle herum, wobei er automatisch einen Schritt zur Seite ging, weil er die zwei Männer passieren lassen wollte.
Sie gingen an ihm vorbei. Die Tür war ihr Ziel. Zu schellen brauchten sie nicht. Einer holte einen Schlüssel hervor und schloss die Tür auf, die der zweite Mann nach innen drückte. Sie befand sich noch in Bewegung, nachdem die beiden Männer ins Haus gehuscht waren.
Bevor die Tür ganz zufallen konnte, hatte Suko sie bereits erreicht, drückte sie wieder nach innen und freute sich, dass ihm das Schicksal so hold gewesen war.
Er befand sich im Haus, dessen Flur nicht im Dunkeln lag. Das weiche Licht leuchtete sogar bis in die Ecken, aber strahlend hell war es nicht. Suchen musste er nach den beiden Männern nicht, denn sie standen bereits vor einem der beiden Fahrstühle.
Den Weg nahm auch Suko. Er hatte sich beim Eintreten noch die Zeit genommen und einen Blick über die Mietertafel geworfen. Da war ihm auch der Name Simmons aufgefallen. In der vierten Etage wohnte die Frau.
Die beiden Männer stiegen in den Lift. Suko dachte darüber nach, sich ebenfalls dort hinein zu quetschen, verwarf den Gedanken allerdings wieder. Eine innere Stimme sagte ihm, dass es nicht gut war, den Typen fast auf die Zehen zu treten.
Die Tür schloss sich wieder und Suko sah, dass die beiden Männer ihm noch einen letzten Blick zuwarfen. Beide trugen Jacken und dunkle Hosen. Den Gesichtern nach hätten sie Brüder sein können. Beide sahen starr aus, irgendwie abweisend, als wären sie es nicht gewohnt, Gefühle zu zeigen.
Suko holte den zweiten Lift. Er stieg ein und ließ sich hoch in die vierte Etage fahren. Das Gefühl der inneren Warnung war nicht verschwunden.
Entsprechend vorsichtig war Suko, als er die Tür öffnete. Er unterdrückte dabei den Wunsch, rasch den Flur zu betreten, und hielt zunächst Ausschau.
Er befand sich in der vierten Etage und stellte fest, dass der Gang nicht leer war. Die beiden Männer hatten ihn bereits erreicht. Sie waren einige Meter weiter gegangen und drehten Suko den Rücken zu. Dabei unterhielten sie sich flüsternd. Suko hörte nicht, was sie sagten, ihr Verhalten allerdings machte ihn misstrauisch. Er wartete erst mal ab.
Suko wusste nicht genau, hinter welcher Tür die Wohnung von Judy Simmons lag. Er konnte sich allerdings vorstellen, dass die beiden Männer genau vor der Tür standen, die auch für Suko infrage kam. Er hatte dafür zwar keinen Beweis, verließ sich jedoch auf das Gefühl.
Jetzt kam es darauf an, dass er das Richtige tat. Er zog sich etwas zurück, blockierte dabei die Fahrstuhltür, die spaltbreit offen stand, sodass seine Sicht nicht beeinträchtigt wurde.
Johns Handynummer zu wählen war ein Kinderspiel. Jetzt hoffte er, dass abgehoben wurde, und tatsächlich hörte er die Stimme seines Freundes. Der hatte abgelesen, wer angerufen hatte, und fragte nur: »Was gibt es, Suko?«
»Probleme.«
Kurze Pause.
»Und? Wo steckst du?«
»Bereits hier oben in der vierten Etage. Ich halte mich nur in Deckung, weil ich von den beiden Männern nicht gesehen werden möchte, die vor der Tür stehen.«
John Sinclair war so überrascht, dass er zunächst nichts erwidern konnte.
»Alles klar, John?«
»Nein, gib mir eine Beschreibung und sag mir, was sie vorhaben.«
»Noch tun sie nichts.« Die Beschreibung fügte der Inspektor hinzu. »Ich bin auch sicher, dass sie die Tür bald aufbrechen werden.«
»Also Halbvampire?«
»Bestimmt.«
»Danke für den Anruf, Suko.« Er hörte ein
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