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17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Wiedergutmachung für den Mord an Dabhóc erfolgen, kann Ségéne, Abt und Bischof von Ard Macha,
mir und damit Imleach eine Unterlassungssünde vorwerfen,
weil Dabhóc als Vertreter von Ard Macha hergekommen ist. Bestehe ich aber darauf, dann fordere ich, dass Bischof Leodegar eine Entscheidung fällt, das heißt, den einen oder anderen, Ordgar oder Cadfan für schuldig erklärt. Wenn weder das eine noch das andere geschieht, geht das Konzil auseinander, und Leodegar muss sich dem Bischof von Rom gegen
über verantworten.«
»Mit anderen Worten, die Erwägung einer politischen Entscheidung lastet mehr auf dir als die moralische Entscheidung,
was rechtens, was wahr ist«, fasste Fidelma seine Bedenken
zusammen.
Abt Ségdae lächelte müde. »Ich wünschte, ich könnte es so
klar und entschieden sehen wie du, Fidelma. Du musst aber
auchFolgendes bedenken: Der Konflikt zwischen Ard Macha
und Imleach und der zwischen den Britanniern und Sachsen
wiegen gleichermaßen schwer. Egal, wie meine Entscheidung
aussieht, sie bringt neuen Ärger und Streit. Und um mich zu
einer Entscheidung durchzuringen, brauche ich Rat.« Fidelma spitzte die Lippen, ohne hörbar zu pfeifen, und
blickte zu Eadulf. Dem Abt hingegen ging auf, wie weit der
Tag bereits vorangeschritten war, und er erhob sich. »Bischof Leodegar ist bestimmt schon ungeduldig. Wir sollten ihn nicht länger warten lassen.«
    Bischof Leodegar machte es sich auf seinem Stuhl bequem und musterte Fidelma und Eadulf durchdringend. Er war schon etwas älter, das schwarze Haar zeigte graue Strähnen, und die Augen waren dunkel und unergründlich. Insgesamt wirkte er blass und schlank, die Haut war straff, der Adamsapfel auffällig vorstehend. Seine Haltung, gespannt und leicht nach vorn gebeugt, erinnerte Fidelma an einen hungrigen, zum Sprung bereiten Wolf.
    »Ich heiße euch beide in der Abtei von Autun willkommen«, sagte er schließlich. Mit einem Blick zu Ségdae, der zusammen mit Bruder Chilperic an einer Seite des Zimmers Platz genommen hatte, fügte er hinzu: »Abt Ségdae hat mir viel von euch erzählt. Gut, dass ihr ohne Schaden genommen zu haben hier eingetroffen seid.«
    Sie saßen ihm direkt gegenüber. Bruder Chilperic hatte ihnen eigens Stühle hingestellt.
Bischof Leodegar überlegte kurz, ehe er fortfuhr. »Ich gehe davon aus, dass man euch davon in Kenntnis gesetzt hat, dass diese Abtei über getrennte Häuser für Männer und Frauen verfügt. Wir sind kein gemischtes Haus, wenngleich zum Morgen- und Abendgebet beide Geschlechter in der Kapelle der Abtei zusammenkommen. Wir folgen der Regel des Zölibats – im Zölibat kommen wir der Göttlichkeit näher.«
Fidelma und Eadulf schwiegen.
»Mir ist klar, dass ihr zu denen gehört, die nicht mit dieser Ordnung übereinstimmen«, nahm er seine Rede wieder auf. »Im Interesse der Dinge, die es zu klären gilt, sind wir bereit, bis zu einem gewissen Grad unsere hier geltenden Vorschriften außer Kraft zu setzen. Eine Bedingung, die ich allerdings stellen muss, ist die, dass ihr euch mit Umsicht in der Abtei bewegt.« Er machte eine Pause. Da aber weder Fidelma noch Eadulf etwas sagten, fuhr er fort: »Wie ich von Abt Ségdae gehört habe, verfügt ihr beide über die Gabe, rätselhafte Geschehnisse zu entwirren und Probleme zu lösen. In der gegenwärtigen Situation sind wir auf derartige Fähigkeiten dringend angewiesen.«
Fidelma fiel aus ihrer Starre. »Abt Ségdae hat uns in gebotener Kürze über die Sachlage informiert«, sagte sie nüchtern.
Bischof Leodegar nickte. »Vieles steht und fällt mit dem Erfolg des Konzils. Auf ihm wird die Zukunft der westlichen Kirchen entschieden.«
Das ging Eadulf zu weit. »Die Zukunft? Ist das nicht eine etwas übertriebene Zielstellung?«
»Ich mache solche Äußerungen nicht leichtfertig«, erwiderte Bischof Leodegar. »Der Heilige Vater hat befunden, dass wir zwei Dinge mit aller Sorgfalt beraten, und die Beschlüsse, die wir fassen, werden für die Kirchen hier im Westen richtungweisend sein. Die erste und über allem stehende Frage betrifft die Grundlehre unseres Glaubens: Mit welchem Glaubensbekenntnis halten wir es? Halten wir uns an das Bekenntnis des Hippolytus oder an das Quicunque , das Bekenntnis des heiligen Athanasius, richten wir uns also nach den Worten, wie sie auf dem Konzil zu Nicäa beschlossen wurden? Es ist von entscheidender Bedeutung. Als Anhänger Christi müssen wir uns ernsthaft fragen, woran wir glauben wollen.«
»Credo in Deum Patrem

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