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17 - Das Konzil der Verdammten

17 - Das Konzil der Verdammten

Titel: 17 - Das Konzil der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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von Tulach Óc, der Bischof Ségéne von Ard Macha vertrat. Dieser wiederum beanspruchte die Oberhoheit eines Erzbischofs über alle fünf Königreiche Éireanns.
»Ich bin sicher, was Bischof Ordgar gesagt hat, war nicht anmaßend gemeint«, entgegnete er diplomatisch vermittelnd. »Zwar sprechen wir alle Latein, doch ist es nicht unsere Muttersprache, und zuweilen fehlt uns der passende Ausdruck, um etwas so zu sagen, wie wir es eigentlich wollen. Es war doch wohl nur eine ungeschickte Wortwahl, oder unser Freund hat sich in einer Redewendung vergriffen im Bemühen, seinen Worten Nachdruck zu verleihen.«
Bischof Ordgar, dem der verärgerte Ausbruch anfangs gegolten hatte, starrte Abt Cadfan mürrisch an. Er war ein Mann mit dunklem Haar und scharfgeschnittenen Gesichtszügen. Die Mundwinkel waren hochgezogen, so dass die Lippen ständig zu höhnischem Grinsen verzogen schienen. Jetzt wandte er sich mit herausforderndem Blick Abt Dabhóc zu.
»Willst du mir etwa unterstellen, ich könnte nicht ordentlich Latein?«, knurrte er. »Was versteht ein barbarischer Fremdländischer wie du schon von den Feinheiten der Sprache?«
Abt Dabhóc lief rot an. Doch ehe er etwas erwidern konnte, stieß Abt Cadfan ein kurzes Lachen aus und brauste auf: »Schon wieder diese Anmaßung – und das von einem, dessen Volk noch immer nicht seine heidnische Rückständigkeit abgeschüttelt hat. Haben wir Britannier nicht unseren Nachbarn in Hibernia geraten, von dem Versuch abzulassen, diese Sachsen von ihren heidnischen Bräuchen abzubringen? Haben wir sie nicht davor gewarnt, den Sachsen die Lehren Christi vermitteln zu wollen, sowie Schreibkunde und Gelehrsamkeit? Die sind noch nicht zivilisiert genug, um damit überhaupt umgehen zu können.«
Abt Cadfan hatte die lateinische Bezeichnung Hibernia gebraucht und damit die fünf Königreiche Éireanns gemeint.
Bischof Ordgar schlug mit der Faust auf die Armlehne seines Eichensessels und rief: »Ich gehöre zu den Angeln, du welscher Barbar.«
Abt Cadfan zuckte die Achseln. »Angeln oder Sachsen, wo ist da der Unterschied? Dieselbe kratzige Sprache, und ungebildet sind beide. Ich nenne dich immerhin bei deinem richtigen Namen, aber du nennst mich in deinem Hochmut und deiner Anmaßung einen Welschen. Soviel ich weiß, bedeutet das ›Fremdländischer‹. Dabei seid ihr doch die Fremdländischen im Lande Britannien. Ich bin Britannier, von Anbeginn der Zeit lebt mein Volk in dem Land. Deine barbarischen Horden sind erst vor zwei Jahrhunderten über uns gekommen. Mit List und Tücke habt ihr Fuß gefasst in unserem Land, dann seid ihr mit Heerscharen bei uns eingefallen und habt Mord und Totschlag über unsere Leute gebracht. Ihr wollt nicht mehr und nicht weniger, als alle Britannier ausrotten. Aber das sage ich dir, du Barbar, das wird euch nicht gelingen. Wir Welschen – wie du uns hohntriefend nennst – werden überleben und werden euch eines Tages aus dem Land vertreiben, das ihr Angel-Land nennt und das einst unser friedfertiges Britannien war.«
Mit wutverzerrtem Gesicht war Bischof Ordgar aufgesprungen, hatte dabei seinen Sessel umgestoßen und fuhr mit einer Hand an seine Seite, wohl das nicht vorhandene Schwert suchend.
Abt Cadfan lehnte sich zurück, lachte abermals kurz auf und schaute ringsum in die versteinerten Mienen der Prälaten.
»Da seht ihr, wie der Barbar sich verhält. Hätte er eine Waffe, hätte er vor primitiver Gewalttat nicht zurückgeschreckt. Und so einer nennt sich ein Mann des Friedens, ein Vertreter Christi, und will mit denen debattieren, die gesittet und gebildet sind. Er ist genau so ein Wilder wie all die übrigen Häuptlinge seines Volkes, die sich untereinander bekriegen, wenn sie nicht gerade gegen uns Britannier Krieg führen.«
Plötzlich wurde es laut. Ein hochgewachsener Mann, der neben Bischof Leodegar saß, hatte sich erhoben und stieß mit einem Bischofsstab auf den Boden. Er trug kostbare Gewänder und ein Silberkreuz an einer Halskette.
» Tacete! Schweigt still!«, donnerte er. »Brüder, ihr vergesst euch beide. Ihr seid zu einem Konzil gekommen, das unter den Augen Gottes und des Bischofs dieses Ortes abgehalten wird. Ich bin der Gesandte des Heiligen Vaters in Rom, und ich bin beschämt, Zeuge eines solchen Ausbruchs unter den Auserwählten des Glaubens zu sein.«
Dass der Gesandte aus Rom, Nuntius Peregrinus, sich bemüßigt gefühlt hatte einzuschreiten, musste Bischof Leodegar wie eine Rüge auffassen, weil er zu wenig Autorität

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