17 - Geheimagent Lennet wittert Verrat
sich ja in dem Bereich gut auszukennen, oder?« Frau Falsope erstickte fast vor Wut. Lennet arbeitete ruhig weiter. Je nachdem, wie er die Rädchen des Zahlenschlosses drehte, hörte man aus dem Metallkästchen leises Klicken. Dann ging eine der Kontrolleuchten an.
»Na, da haben wir's doch schon«, sagte Lennet, »die Zahlenkombination he ißt 1975. Viele Phantasie haben Sie nicht gerade, Frau Falsope. Und nun, meine Damen und Herren, verwandelt sich der Chirurg in einen Schlosser und wird sich einen passenden Schlüssel machen.« Wie gebannt sah Selima zu, was Lennet mit dem mitgebrachten Werkzeug anstellte.
»Sagen Sie mal«, fragte sie schließlich schüchtern, »sind Sie ein berufsmäßiger Dieb?«
»Sie fragen sich sicher allmählich, ob Sie immer nur Kriminelle kennenlernen, stimmt's? Aber da kann ich Sie beruhigen: Ich bin wenigstens kein Mörder. Und wenn ich schon mal stehle, dann wie Robin Hood - immer für einen guten Zweck.« Mittlerweile hatte er das Schloß des Tresors mit kleinen, einziehbaren Bolzen ausgemessen und machte sich nun einen passenden Schlüssel aus speziellem Plastikmaterial. Zehn Minuten später war die schwere Metalltür offen. In dem Gehäuse lagen ordentlich übereinandergestapelt Bündel von Banknoten und verschiedene Papiere.
Vom Teppich her kamen seltsame, recht unfreundliche Geräusche.
»Nur ruhig Blut, Frau Falsope«, spöttelte Lennet, »wir gehen bestimmt nicht an Ihr sauer verdientes Geld.« Er gab Selima einen Stapel Papiere und nahm sich selbst einen. Sorgfältig suchten sie nach der Erklärung, die das junge Mädchen unterschrieben hatte.
Sie fanden alles mögliche, Schecks, Quittungen, Geschäftsbriefe, Privatkorrespondenz, auf die Lennet nur einen flüchtigen Blick warf, ohne sie zu lesen. Das würde Sache der Polizei sein. Von dem von Selima unterzeichneten Schuldbekenntnis keine Spur! »Haben Sie was gefunden?« fragte Lennet das junge Mädchen. Selima schüttelte den Kopf.
Nervös blätterte sie in den Akten. Dann ließ sie den Stapel plötzlich fallen und schluchzte: »Ich muß mich geirrt haben. Es ist nicht dabei!« Vom Teppich kam ein Lachen.
»Freuen Sie sich nicht zu früh, liebe Mama Falsope«, sagte Lennet. »Wenn wir die Erklärung hier nicht finden, werde ich Sie schon dazu bringen, uns das Versteck zu verraten!«
»Sie ist bestimmt im Meeresschaum«, kam es halb erstickt über Selimas Lippen.
»Im Meeresschaum?«
»Falsopes Ferienvilla in Houlgate. Da gibt es genauso einen Tresor.«
»Mir war schon die ganze Zeit so nach einem Seeurlaub. Auf nach Houlgate!«
»Und Frau Falsope? Und Robert und Albert?«
»Sie haben doch doppelte Knoten gemacht, oder? Und selbst wenn sie sich befreien können, was soll's? Sie werden sich hüten, uns die Polizei auf den Hals zu hetzen.«
»Ja, aber die Papiere, die ganzen Beweisstücke hier und das Geld...?«
»Ach ja, stimmt! Es wäre wirklich nicht sehr höflich, hier eine solche Unordnung zu hinterlassen. Wir räumen alles wieder in den Tresor.«
»Lennet, manchmal reden Sie völligen Unsinn! Wenn sie sich befreien, können sie doch alles in Sicherheit bringen.«
»Aber nein, mein Kleines, keine Sorge. Denn der liebe Lennet hat nicht nur das Schloß geöffnet, sondern gleichzeitig auch eine neue Zahlenkombination eingestellt. Profikiller sind niemals gute Handwerker! Ich kann mir schon genau vorstellen, wie sie die ganze Nacht vor ihrem eigenen Tresor sitzen und sich die Haare raufen, weil sie nicht drankönnen!«
»Wieso sind Killer keine guten Handwerker?«
»Weil sie sonst keine Killer wären. Mit ein bißchen Fingerspitzengefühl kann man viel mehr Geld verdienen, ohne daß einem die Polizei so schnell auf die Schliche kommt. Das Risiko ist für Mörder viel größer. Reichen Sie mir mal den ganzen Papierkram und das Geld. Mami Falsope, bitte nehmen Sie zur Kenntnis, daß wir Ihnen nicht einen Pfennig weggenommen haben. So, und nun geben wir dem Türchen einen ganz kleinen Schubs, spielen ein bißchen an den Rädchen, und schon brauchen wir uns keinen Kummer mehr zu machen! Ach, was ich Sie die ganze Zeit fragen wollte, Selima: Wenn Sie so nett von ihnen gesprochen haben, meinten Sie dann immer diese liebenswerte Familie Falsope, die hier versammelt ist? Oder gibt es noch irgendwelche Brüder oder angeheiratete Cousins, die uns einen Strich durch die Rechnung machen könnten?«
»Nicht, daß ich wüßte«, antwortete Selima.
»Keinen Schwager siebten Grades
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