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17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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entgegenschickte, blieben sie halten. Diese Schüsse weckten mich aus meinem Trübsinn auf. Ich erhob mich, nahm Halef den Stutzen aus der Hand und ging den Kurden entgegen. Ich kam bis auf hundert Schritte an sie heran, ohne daß sie wagten, auf mich zu schießen.
    „Steigt ab, und bleibt da, wo ihr seid!“ rief ich ihnen zu. „Wir haben Ahmed Azad und Nizar Hared gefangen und werden sie augenblicklich töten, wenn ihr euch nicht friedlich verhaltet. Wir werden mit ihnen verhandeln und sie freigeben, wenn sie bereit sind, Frieden mit uns zu schließen.“
    Ohne mich weiter um sie zu kümmern, kehrte ich wieder zu den Gefährten zurück und sagte zu Halef, so daß die beiden Gefangenen es hörten:
    „Ich habe keine Lust viel zu sprechen, denn Rih ist tot. Das erfordert das Leben dessen, der ihn erschossen hat. Verhandle du mit den beiden Kurden. Ich fordere die gefangenen Haddedihn zurück und auch die Toten, damit wir sie begraben können. Ich verlange ferner, daß die Bebbeh sofort diese Gegend verlassen und erst einen halben Tagesritt von hier anhalten. Und endlich müssen mir für meinen getöteten Rappen die beiden Perserpferde übergeben werden. Ich gebe den Söhnen Gasahl Gaboyas eine volle Viertelstunde Zeit; sind sie da noch nicht auf meine Bedingungen eingegangen, so werden sie hier an dieser Steineiche aufgehängt. Diesmal ist es mein voller Ernst, Halef!“
    „Ja, Sihdi, Rih muß entweder ersetzt oder gerächt werden“, antwortete er. „Ich schwöre dir zu, daß ich keine Minute über eine Viertelstunde warten werde.“
    Ich setzte mich wieder bei dem Rappen nieder, ohne auf das, was die Gefangenen sagten, zu achten. Dann sah ich, daß trotz meines Verbotes einer der Kurden sich von den anderen trennte, um zu uns zu kommen; es war der Bruder Gasahl Gaboyas, mein Freund. Ich ließ ihn herbei. Er nahm an den Verhandlungen teil, und seinen Vorstellungen war es zu verdanken, daß meine Bedingungen angenommen wurden, obgleich der Verzicht auf Rache und der Verlust ihrer edlen Pferde den beiden Brüdern außerordentlich schwer ankam. Gasahl Gaboyas Bruder versprach, die Kurden als ihr einstweiliger Anführer fortzuführen. Ahmed Azad und Nizar Hared sollten bis zu unserem Aufbruch als Geiseln bei uns bleiben.
    Nach kurzer Zeit zogen die Bebbeh ab, und nach abermals einer Weile kamen die von ihnen freigelassenen Haddedihn zu uns. Die Toten mußten einstweilen auf dem Kampfplatz liegenbleiben.
    Wir hatten während unseres Flucht- und Verfolgungsrittes einen Kreis beschrieben, so daß wir uns jetzt an der Südseite der Felsenhöhe befanden. Ich verlangte, daß Rih hinaufgeschafft und neben Mohammed Emin begraben werde. Keiner widersprach mir, vielmehr legten alle Hand an, den schwierigen Transport auszuführen. Dann wurden auch die sechs gefallenen Haddedihn geholt, um ebenfalls da oben der Erde übergeben zu werden.
    Rih wurde mit Hilfe von Holzstützen aufrecht gestellt und, gesattelt und gezäumt, wie er war, mit Steinen umgeben, wie wir einst mit Mohammed Emin getan hatten. Seine starren, einst so feurigen und verständigen, treuen Augen taten mir bitter weh; ich drückte ihm die Lider zu. Als sich das Felsengrab über ihm geschlossen hatte, mochte ich nichts mehr von der Umgebung sehen; ich bestieg die schwarze Perserstute Ahmed Azads und ritt hinter den Kurden her, um zu erforschen, ob sie Wort halten würden.
    Soll ich extra erwähnen, daß der Tod Rihs auch Halef zu Herzen ging? Der Hadschi befand sich in einem Zustand größter Aufregung. Bald schluchzte er zum Erbarmen, und bald fuhr er über Amad el Ghandur und die Haddedihn mit Vorwürfen her, gegen welche sie sich nicht zu verteidigen vermochten; er ist, grad so wie ich, noch lange Zeit innerlich krank gewesen.
    Die Bebbeh handelten dieses Mal ehrlich, sie waren wirklich fort; dennoch kehrte ich erst gegen Abend nach der Felsenhöhe zurück. Ich wollte allein sein und mochte nicht an den da oben stattfindenden mohammedanischen Trauerszenen teilnehmen. Als ich ankam, hörte ich, daß Amad el Ghandur wiederholt nach mir verlangt hatte. Er lag im Fieber. Ich untersuchte ihn; die Wunde war bös, aber nicht lebensgefährlich; die Kugel war hinten wieder herausgegangen. Ich legte einen besseren Verband an und sorgte für immerwährende Kühlung.
    Die Nacht war eine traurige. Ich konnte nicht schlafen, Halef und Omar auch nicht; der Lord erging sich in den ehrenrührigsten Redensarten gegen die Haddedihn und ihren Anführer. Gut, daß sie ihn nicht

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