17 Tante Dimity und die Dorfhexe Dorfhexe (Aunt Dimity and the Village Witch)
einer englischen Malerin namens Mae Bowen gehört?«
» Ja. Ich bin dieser Frau noch nie begegnet und weiß nicht viel über sie, aber Vater besitzt ein Bild von ihr.«
» Wirklich?«, sagte ich überrascht. » Kenne ich es?«
» Das bezweifle ich. Es hängt oben in seinem privaten Wohnzimmer. Ein sehr hübsches Bild. Nein, ich muss mich korrigieren. Es ist mehr als hübsch. Es ist…« Er atmete tief durch und ließ den Satz unvollendet. Genau wie Grant konnte er nicht das passende Wort finden, um Bowens Werk zu beschreiben. » Aber warum fragst du mich eigentlich nach Mae Bowen?«
» Jetzt halt dich fest. Laut Grant und Charles ist Amelia Thistle Mae Bowen.«
Bill zog verblüfft die Augenbrauen hoch. » Sind sie sich sicher?«
» Die beiden sind sich absolut sicher. Sie haben sie schon ein paar Mal persönlich gesehen. Hier…« Ich fischte die drei Ausstellungsbroschüren aus der Jackentasche und reichte sie Bill. » Schau dir das Künstlerfoto auf der Rückseite an und sag mir, was du denkst.«
Bill betrachtete eingehend eine der drei identischen Schwarzweißfotografien und strich sich dann nachdenklich übers Kinn.
» Grant und Charles scheinen recht zu haben. Ich habe die letzten zwei Stunden damit verbracht, Mrs Thistle anzugaffen, und ich muss zugeben, sie gleicht Mae Bowen aufs Haar.« Er gab mir die Broschüren zurück und sah nachdenklich zum Fenster. » Wie merkwürdig. Warum sollte Mae Bowen sich für jemand anders ausgeben?«
» Um ihre Privatsphäre zu schützen. Charles und Grant haben mir alles erklärt«, sagte ich und berichtete in einem Atemzug, was ich wusste. » Ohne dass sie etwas dafür kann, hat sich um Mae Bowen eine Kultgemeinde gebildet, eine Schar verrückter Esoteriker, die sich Bowenisten nennen und sie belästigen wie eine Horde spiritueller Paparazzi. Einer von ihnen hat eine Farm gegenüber dem Gut gekauft, wo sie…«
Bill fiel mir ins Wort. » Also verkleinert sie sich tatsächlich.«
» Das kannst du laut sagen.« Ich nickte eifrig. » Grant meint, das Haus, wo sie bis jetzt gewohnt hat, ist ungefähr so groß wie Fairworth. Es war von einer Mauer umgeben, aber einer ihrer Jünger hat eine Farm in der Nähe gekauft, damit er und die restliche Bande ihr gleich vor ihrer Haustür auflauern können. Und nun, da sie hierhergezogen ist, befürchten Grant und Charles, dass ihre Anbeter in Finch einfallen und es in eine durchgeknallte Kommune verwandeln könnten.«
» Findest du nicht, dass das ein bisschen vorschnell ist? Die Frau ist unter einem angenommenen Namen hergezogen. Wie sollen ihre Fans sie finden?«
» Fan leitet sich von fanatisch ab«, sagte ich, » und Fanatiker geben nicht eher Ruhe, bis sie das Objekt ihrer Besessenheit aufgestöbert haben. Ich glaube, wir können darauf zählen, dass sie früher oder später in Finch aufkreuzen, und ich will mir gar nicht ausmalen, was dann passiert.« Ich umklammerte seinen Arm. » Erinnerst du dich noch an die Mittelalterkirmes, die hier veranstaltet wurde, und wie die Touristen den Dorfanger zertrampelten? Aber das war im Vergleich zu der drohenden Invasion von Bowenisten ein Klacks, denn Mae Bowens Fans werden nicht nur einen kurzen Zwischenstopp hier machen, sondern sich hier niederlassen wollen. Gibt es irgendwelche juristischen Schritte, die wir unternehmen können, um Mae Bowens Fans davon abzuhalten, Finch zu ruinieren?«
» Wir könnten zum Beispiel Barrikaden errichten, Dorfausweise ausstellen und eine Sicherheitsfirma anheuern, die an bestimmten Kontrollpunkten Ausweiskontrollen durchführt«, schlug Bill vor.
» Das meinst du doch nicht ernst?«, sagte ich und sah ihn misstrauisch an.
» Natürlich nicht!« Er verdrehte ungeduldig die Augen. » Wir können keine Mauer um Finch errichten und das wollen wir auch nicht.«
» Wirklich nicht?«, sagte ich und ließ seinen Arm los.
» Nein, wirklich nicht. Es gibt Gesetze gegen das widerrechtliche Betreten eines fremden Grundstücks, gegen Belästigung, Herumlungern, Vermüllen und so weiter, aber solange sich die Bowenisten anständig benehmen, werden unsere Hände gebunden sein. Schließlich können wir nicht die Polizei rufen, um eine Gruppe friedlicher Besucher festzunehmen.«
» Was, wenn sie auf die Idee kommen, Grundstücke in der näheren Umgebung kaufen zu wollen?«
» Auch dann sind uns die Hände gebunden«, sagte Bill bestimmt. » Das Gesetz gibt uns keine Handhabe zu bestimmen, wen wir zum Nachbarn haben, Lori. Wenn dem so wäre, hätte Peggy
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