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170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

Titel: 170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margo Maguire
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er das Gleichgewicht verlor und zu Boden fiel. Marcus packte ihn erneut, als er auf allen vieren davonkriechen wollte.
    „Jetzt wirst du mir unverzüglich antworten!“, befahl er, nachdem der Mann Prügel bezogen hatte. „ Auf der Stelle !“
    „Ich sage Euch, ich war nicht dabei!“, winselte der Mann. Er keuchte, ein Auge war geschwollen, und seine Lippe blutete. „Alles, was ich weiß, ist, dass wir den Auftrag hatten, die Falken … zu stehlen und abzuhauen. Bren – mein Bruder – sollte … die Lanze nehmen und … sich in eine andere Richtung aufmachen.“
    „Was spielte die alte Frau für eine Rolle?“, fragte Marcus. „Hat sie noch irgendetwas gesagt?“
    „Nein“, erwiderte der Mann bereitwillig, denn er wollte den Zorn des wütenden Grafen nicht erneut zu spüren bekommen. Er spuckte einen blutigen Zahn aus. „Nur, dass die junge Irin nach der Lanze suchen würde, und wenn sie Bren zufällig in die Quere käme, könne er mit ihr machen, was er wolle.“
 

  22. KAPITEL
     
    Die Prellung an ihrer Schulter schmerzte bei jeder Bewegung. Keelin ärgerte sich, nicht noch mehr wärmere Kleidung umgelegt zu haben. Ihre Fausthandschuhe waren durchnässt, und sie konnte ihre Finger bereits nicht mehr spüren. Nase und Ohren waren taub vor Kälte, obwohl sie sich in Umhang und Kapuze gehüllt hatte.
    Der Frost drang bis auf die Knochen. Sie zitterte am ganzen Leib, kämpfte sich aber mühsam voran, denn ihre eigene missliche Lage erschien ihr nichtig gegenüber dem Verlust von Ga Buidhe an Lamhaigh . Sie verdrängte die Gefahr, der sie sich aussetzte, da sie sich allein auf den Weg gemacht hatte, um die Lanze zu suchen, und gab sich alle Mühe, nicht vom Pferd zu fallen.
    Es war tiefe Nacht, doch der Schnee ließ die Landschaft in einem beinahe überirdischen Licht erstrahlen. Es schneite inzwischen so heftig, dass Keelin Schwierigkeiten hatte, die Hand vor Augen zu sehen. Einzig die Kraft der Lanze führte sie noch weiter, denn die Spuren des Diebes hatte sie Meilen zuvor schon verloren.
    Keelin trieb ihr Pferd voran und zwang sich, ausschließlich an das Heiligtum zu denken und sich weder durch die beißende Kälte noch durch den Schnee schrecken zu lassen, der allmählich in Eisregen überging. Ihre einzige Hoffnung bestand darin, dass Ga Buidhe an Lamhaigh sie auch weiterhin führen würde.
    Sie stellte sich die uralte Lanze aus Obsidian vor, die ihren Ahnen in grauer Vorzeit am Lough Gur überreicht worden war, und wusste, dass ihr keine andere Wahl blieb. Ga Buidhe an Lamhaigh und die Gabe des zweiten Gesichts hatten bislang ihren Lebensweg bestimmt. Als Hüterin der Lanze war sie gezwungen, ihr Leben zu riskieren. Nichts hatte sich geändert. Diese Last konnte nur sie allein tragen.
    War es denn tatsächlich eine Last?
    Fürwahr. Seit sie ein kleines Mädchen war, hatte sie die Bürde der geheimnisvollen Kraft tragen müssen, aber nie hatte ihr die außergewöhnliche Fähigkeit Glück oder Zufriedenheit gebracht. Niemandem. Obwohl das Volk der Ui Sheaghda glaubte, dass der Besitz von Ga Buidhe an Lamhaigh den Clan auf irgendeine Weise vor allen anderen Clans auszeichnete.
    Keelin war indes die einzige der O’Sheas, die es besser wusste.
    Dennoch, sie hatte keine andere Wahl, als die Lanze zurück nach Kerry zu bringen. Ihre Gefühle für Marcus durften nicht die Entscheidung beeinträchtigen, die gefällt werden musste.
    Ihr Lebensweg war vorgezeichnet. Sie würde den Mann heiraten, der in Irland auf sie wartete. Es war unbedeutend, dass sie nichts für diesen Fremden übrig hatte, der gewiss ebenfalls nichts für sie empfand. Vermählungen innerhalb des Adels fußten nicht auf vergänglichen Gefühlen, sondern wurden vereinbart, um strategische Bündnisse zu gewährleisten.
    Keelin spürte einen Kloß im Hals und musste schlucken. Sie hatte Mühe, die Zügel zu halten. Das Überleben war wichtiger, als sich in törichten Gedanken zu verlieren.
    Ihre Hände waren nahezu taub, und sie wusste nicht, ob sie noch die Kraft hatte, sich länger im Sattel zu halten. Zudem fragte sie sich voller Sorge, wie lange das Pferd unter diesen harschen Bedingungen noch aushalten würde. Der Schnee gefror an der Mähne und den Wimpern des armen Tieres zu Eis. Sie musste für sich und das Ross einen Unterschlupf finden, auch wenn sie dann nicht so bald auf den Mann stieß, der ihr Ga Buidhe an Lamhaigh gestohlen hatte.
    Vermutlich wäre es besser, nach Wrexton zurückzukehren und auf Marcus zu warten, doch

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