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170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

Titel: 170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margo Maguire
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als er sah, dass sie bleich vor Entsetzen war. „Seid unbesorgt, Lady Keelin“, fügte er rasch hinzu, „hier in Wrexton kann Euch nichts geschehen.“
    Er sah, wie sie ihr Entsetzen mit einem Schulterzucken abtat. Sie war eine stolze Frau und mochte es offenbar nicht, jemandem zu Dank verpflichtet zu sein. Es war Marcus nicht entgangen, dass sie seinen Schutz nur aus der Not heraus angenommen hatte.
    Auf der anderen Seite war er nicht so sicher, ob sie seinen Schutz tatsächlich brauchte. Wie dem auch sei, Wrexton bot ihr Sicherheit, und ihre Anwesenheit in der Burg würde die Kelten anlocken.
    Marcus kühlte unaufhörlich seinen fiebrigen Vetter. „Er fühlt sich schon nicht mehr so heiß an.“
    Keelin erhob sich und ging zu Adams Bett. Sie legte eine Hand unter seinen Arm und die andere auf seine Stirn. „Ich glaube, Ihr habt recht, Mylord“, meinte sie, und ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen. „Die kühlen Tücher scheinen gewirkt zu haben.“
    Marcus sah zwar, wie sie die Worte formte, aber er schien keinen Laut zu vernehmen. Er war gleichsam gefesselt von ihrem sinnlichen Mund und den strahlend weißen Zähnen, die sich bei ihrem Lächeln zeigten. Diese Lippen zu küssen würde ihm Trost verschaffen und ihn augenblicklich alle Unannehmlichkeiten seines Daseins vergessen lassen.
    Sie waren sich so nah. Er nahm den Duft von Minze in ihrem Atem wahr und spürte die Hitze, die von ihrem Körper ausging. Er senkte den Kopf und sah, dass sie die Augen schloss, als sie sich langsam zu ihm hinüberbeugte.
    Was geschieht mit mir?, fragte er sich plötzlich, als er sich wieder aufrichtete. Er spürte kein Verlangen, davonzulaufen, er fühlte sich keineswegs unwohl, und auch seine Hände waren nicht feucht. Er war nicht ein einziges Mal ins Stottern geraten, sondern hatte mit dieser schönen Frau bereits ein mehr als leidliches Gespräch geführt.
    Hexenkunst. Es konnte sich um nichts Geringeres handeln.
    Keelin errötete und machte rasch einen Schritt zurück.
    „Vielleicht sollte ich jetzt besser in mein Gemach gehen“, sagte sie leise und hielt den Blick gesenkt. „Lasst mich rufen, wenn Adams Zustand sich verschlechtert. Ich tue dann, was in meiner Macht steht.“
 

  8. KAPITEL
     
    Keelin fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf, und als sie erwachte, fühlte sie sich erfrischt und ausgeruht wie schon lange nicht mehr. So geborgen hatte sie sich nur in ihren frühen Kindheitstagen gefühlt, bevor Mageean über ihren Clan hergefallen war. Sie wusste, dass sie den sicheren Mauern von Wrexton Castle das seltene Gefühl von Frieden verdankte.
    Die anderen Empfindungen – Rastlosigkeit und Sehnsucht – verdankte sie Marcus de Grant.
    Er wollte sie küssen, doch im letzten Augenblick hatte er es sich anders überlegt und den Kopf zurückgezogen. Sie hatte seinen Atem auf ihren Lippen gespürt, den vertrauten männlichen Duft wahrgenommen und eine Begierde in seinen Augen gesehen, die der ihren in nichts nachstand.
    Dennoch war er zurückgewichen.
    Keelin schluckte hart und drehte sich im Bett um. Es gab viele Gründe, warum er sie nicht geküsst hatte. Er war nun ein Graf. Und ein mächtiger Mann dazu, wenn man die eindrucksvolle Burganlage in Betracht zog. Er würde sich sehr wahrscheinlich nach einer Gemahlin umschauen, die ebenfalls wohlhabend war und den politischen Einfluss von Wrexton erhöhte. An einer romantischen Liebschaft mit einer unbedeutenden Irin konnte ihm sicher nicht gelegen sein.
    Außerdem war sie am Tod von Eldred de Grant nicht gänzlich unschuldig. Und obgleich Marcus sie nicht dafür verantwortlich machte, würde er ihre Anwesenheit in England stets mit dem bitteren Verlust seines Vaters in Verbindung bringen.
    Und dann gab es da noch ihre Gabe. Selbst die Leute in ihrem Clan, die sie bereits von Geburt an kannten, taten sich schwer damit, ihr zweites Gesicht hinzunehmen. Wenn die Gabe nicht vom Teufel persönlich stammte, so war sie gewiss ein uralter Fluch, den die Tuatha De Danaan – die Ahnen des kleinen Volkes – gegen ihre Familie ausgestoßen hatten.
    Wenn selbst die O’Sheas ihre Gabe mit Argwohn betrachteten, konnte sie von Marcus de Grant kaum eine andere Einstellung erwarten.
    Es war noch recht früh am Tage. Vögel zwitscherten im Burghof, aber der Sonnenaufgang vertrieb weder die Kälte noch den grau verhangenen Himmel. Es gibt noch mehr Regen, dachte Keelin enttäuscht und verbannte den kleinen Hoffnungsschimmer aus ihrem Kopf.
    Doch sie war bereit, den Tag

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