Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

Titel: 170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margo Maguire
Vom Netzwerk:
nickte.
    „Oh, wie gerne!“, rief sie. „Nichts würde ich lieber tun.“
    „Also abgemacht. Aber was habt Ihr denn?“, fragte er, als er merkte, dass Keelins Freude nur von kurzer Dauer war.
    „Eine traurige Angelegenheit“, erwiderte sie. Ihre fein geschwungenen Brauen zogen sich in tiefer Sorge zusammen. Sie wandte sich von ihm ab und rang verzweifelt die Hände. „Ich habe etwas sehr Wertvolles verloren, das meinem Clan gehört“, erklärte sie schließlich.
    „Es handelt sich wohl um die Heilige Lanze, von der Euer Onkel gesprochen hat?“
    „Ja, sie ist nicht mehr da.“ Keelin war überrascht, denn sie wusste nicht, dass Tiarnan ihm von der Lanze erzählt hatte. „Ich dachte, sie wäre gut versteckt, aber jemand muss sie entdeckt haben und …“
    „Glücklicherweise habe ich die Lanze entdeckt“, unterbrach Marcus sie.
    Keelin war wie vom Donner gerührt. Sie bekreuzigte sich und sprach ein leises Dankgebet zur Heiligen Bridget und zum Heiligen Patrick.
    „Ich wusste, dass Ihr das Heiligtum mit nach Wrexton genommen hattet. Daher durchsuchte ich Euren Karren, und schließlich fand ich es“, fuhr Marcus fort. Als er die Lanze endlich ausfindig gemacht hatte, war es ihm für einen Moment in den Sinn gekommen, sie Keelin vorzuenthalten, damit sie länger in Wrexton verweilte. Doch ein solches Vorhaben war ihm schließlich nicht sonderlich ehrenhaft erschienen. Denn er wollte die Irin unter keinen Umständen zwingen, länger zu bleiben, als ihr lieb war. „Sie war sehr gut versteckt“, meinte er anerkennend.
    „Oh, ich war so verzweifelt.“ Befreit atmete sie auf und führte eine Hand zum Herzen. Ihre Erleichterung war mehr als deutlich zu spüren. „Ich war davon überzeugt, dass jemand die Lanze gestohlen hatte, und fürchtete, Onkel Tiarnan beibringen zu müssen, wie töricht es von mir war, sie im Vorratsschuppen gelassen zu haben.“
    „Die Lanze ist in sicherer Verwahrung in meinem Gemach“, sagte er. „Sie kann bleiben, wo sie ist, es sei denn, Ihr wünscht, sie bei Euch zu haben.“
    „Habt Dank, Mylord, aber ich nehme sie lieber an mich, wenn es Euch nichts ausmacht.“
    Doch, es macht mir etwas aus, dachte Marcus, aber er wusste, dass seine Gedanken töricht waren. Keelin hatte sich in all den Jahren daran gewöhnt, niemandem zu vertrauen außer sich selbst. Ihre Entscheidung, die Lanze an sich zu nehmen, durfte er ihr nicht als Beleidigung auslegen.
    Er zündete mehrere Talglichter an, da es zunehmend dunkler wurde.
    „Werdet Ihr den Jungtieren bald die Leinensäckchen überstülpen?“, fragte Keelin, als Marcus mit einer brennenden Kerze zurückkam.
    „Ja.“ Der Falkner würde jeden Vogel in einen Leinensack hüllen, der für Kopf und Füße oben und unten offen war, um die Tiere zu zähmen und langsam an die Jagd zu gewöhnen. „Gerald wird in den nächsten Tagen mit dem Abrichten beginnen“, fügte er hinzu, setzte die Kerze ab und hockte sich neben das Nest mit den Jungvögeln. „Wir haben die beiden bekommen, als sie gerade geschlüpft waren. Sie hatten genug Zeit, um sich an uns zu gewöhnen. Daher sind sie auch schon recht zahm.“
    Die jungen Zwergfalken wippten mit den Köpfen hin und her und begannen zu piepsen. Keelin sah zu, als Marcus einen Vogel aus dem Nest hob und sich aufrichtete.
    „Öffnet Eure Hand“, sagte er.
    Sie kam der Aufforderung nach, und er legte den Jungvogel behutsam in ihre hohle Hand, die sie sogleich gegen ihre Brust drückte.
    „Wie weich sich das Tier anfühlt“, staunte sie.
    Als Marcus nichts entgegnete, schaute sie ihm in die Augen. Er stand dicht vor ihr und blickte sie in einer Weise an, dass sie das Gefühl hatte, innerlich dahinzuschmelzen. Das Kerzenlicht flackerte, und die kleinen Füße des Zwergfalken kitzelten in ihrer Handfläche.
    Wenn er sie doch wieder so küssen würde, wie er es im Garten des Burghofs getan hatte. Keelin spürte seinen Atem, die Wärme seines Körpers, der dem ihren so nah war. Ja, es war wundervoll, ein ungezähmtes Geschöpf in Händen zu halten, aber es war ihr Herz, das wild in ihrer Brust schlug. Sie wusste, dass nur Marcus’ Berührungen ihr unbändiges Verlangen stillen könnten, das sie verspürte.
    Dennoch machte sie sich bewusst, dass ihre Sehnsucht unerfüllt bleiben musste. Sie konnte den jungen Grafen nicht küssen, denn es war ihre Bestimmung, Wrexton zu verlassen und Ga Buidhe an Lamhaigh nach Carrauntoohil zu bringen. Sie war die Tochter von Eocaidh O’Shea, und ihr Clan brauchte

Weitere Kostenlose Bücher